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30. Jänner 2010 / 19:48 Uhr

Buchtipp: Schwarzbuch der Vertreibung

„Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet, ihn im Geiste töten.“ Aus der Charta der Heimatvertriebenen von 1950

Dieses Buch erzählt die Geschichte der Verbrechen an der ostdeutschen Bevölkerung, beginnend mit dem Einmarsch der Sowjets und endend mit den Verbrechen der sogenannten „Freiheitskämpfer“ an wehrlosen Gefangenen und Zivilisten deutscher Muttersprache. Wer sich mit dem Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa (Schlesien, Böhmen, Mähren, ehemaliges Jugoslawien etc.) auf wissenschaftlicher Basis, aber dennoch gut lesbar auseinandersetzen will, wird um dieses Buch nicht herum kommen.

Dem Leser stockt der Atem, wenn der profunde Kenner der Materie, Dr. Heinz Nawratil, die verschiedensten Vertreibungsverbrechen darlegt. Zum Beleg verweist er auf das im Anhang aufgelistete Literatur- und Quellenverzeichnis, welches dem interessierten Leser ein weiterführendes Studium der Thematik ermöglicht. Laut Nawratil waren von Flucht, Verschleppung und Vertreibung etwa 20 Millionen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit betroffen, von denen ca. 2,8 bis 3 Millionen ihr Leben verloren.

Der Autor begnügt sich aber nicht nur mit der reinhistorischen Abhandlung der einzelnen Geschehnisse, sondern ergründet auch die Motive der Täter sowie die der Politiker, welche die Verbrechen durch diverse Beschlüsse und Abkommen erst ermöglichten. Hier seien stellvertretend für alle die AVNOJ-Beschlüsse im ehemaligen Jugoslawien und die Benes-Dekrete in der damaligen Tschechoslowakei erwähnt. 

Nawratil widerlegt die These, dass es sich in der Mehrheit um „spontane Racheakte“ für nationalsozialistisches Unrecht handelte. Maßgebend sei in erster Linie die nationalistische Expansionspolitik osteuropäischer, in erster kommunistischer Politiker, wie etwa Benes und Tito gewesen, welche mit absoluter Kaltblütigkeit und grenzenlosem Hass ihre Genozidpolitik zu Ungunsten Wehrloser betrieben und sich dabei der Welt als die eigentlichen Opfer präsentierten. Heinz Nawratil liegt aber nicht an einer Schuldzuweisung, sondern um den Abbau eines „Informationsdefizits“ bzw. um den Bruch eines staatlich verordneten „Halbtabus“. Schließlich gelingt es dem Buch, eine schmerzliche Lücke in der Geschichte der Vertriebenen zu schließen.

Besonders hingewiesen sei auch auf das Vorwort der Präsidentin des "Bundes der Vertriebenen" Erika Steinbach. Sie ist seit 1990 Mitglied des deutschen Bundestages und seit 1998 führt sie die Geschicke des "Bundes der Vertriebenen". Steinbach schließt sich Nawratils These an, dass die Vertreibungsverbrechen von langer Hand geplant waren und mit Präzision durchgeführt wurden. Steinbach zitiert den polnischen Diplomaten Jan Karski genannt: "Wir haben vor, im Augenblick des deutschen Zusammenbruchs einen kurzen, sehr schrecklichen Terror gegen die deutsche Bevölkerung zu organisieren, so dass diese von sich aus massenhaft das Gebiet Polens verlassen wird." Vielleicht ist es auch der Hinweis auf solche Wahrheiten, der zum aktuellen erbittertem Widerstand gegen ihre Aufnahme in den Beirat der neuen Vertriebenenstiftung führt. Offiziell fürchtet Außenminister Westerwelle polnische Proteste, weil Steinbach 1991 im Bundestag gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze gestimmt hat.

Heinz Nawratil: Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit, Universitas Verlag

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