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15. August 2011 / 06:05 Uhr

Stefan Wallner: Zwischen Lobbyismus, Öko-Aktivismus und Katholizismus

Stefan WallnerIn den vergangenen Sommermonaten ist kaum eine Woche vergangen, in der der Grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner nicht durch Verbalattacken aufgefallen wäre. Einmal kritisierte er die „Sehnsucht der ÖVP nach Schwarz-Blau“, dann diagnostizierte er wieder „in der Strache-FPÖ einen Selbstzerfleischungsprozess“. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

Offensichtlich haben ihn die Grünen nach eineinhalbjähriger ideologischer Gehirnwäsche nun tauglich befunden, von der Kette gelassen zu werden und sich im politischen Gegner zu verbeißen. Das zu Beginn seiner Funktionsperiode übergestülbte liberale Tarnmäntelchen hat sich Wallner damit selbst weggezogen. Denn hier agiert er als „Bürger(lichen)schreck“, der es seinen linken Mitparteigenossen Öllinger und Pilz gleichtun möchte.

Ehemaliger Verbandskatholik und Wirtschaftsbundmitarbeiter

Stefan Wallner

Stefan Wallner

Auch rein optisch repräsentiert der Grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner
nicht die Alternativbewegung, sondern eher den typischen ÖVP-Politiker.
Foto: bundespraesident.in / flickr

Sozialisiert wurde der Grazer Wallner im Unterschied zu sehr vielen seiner Mitstreiter bei den Grünen nicht von Kindesbeinen an im marxistischen Umfeld zwischen Sozialistischer Jugend und Gruppe Revolutionärer Marxisten. Wallner ist im Gegenteil ein klassisches Produkt des österreichischen Verbändekatholizismus. So war er 1992 bis 1995 Generalsekretär der Katholischen Hochschuljugend und ab 1998 Mitarbeiter der Caritas Österreich. Dort war er zuletzt auch bis 2009 Generalsekretär. Interessant ist in Wallners Werdegang auch seine langjährige Mitarbeiterschaft im Dunstkreis des ÖVP-Wirtschaftsbundes. Wallner war in den Jahren 1995-1998 Mitarbeiter der Julius-Raab-Stiftung. Bedenkt man, dass Raab nicht nur konservativer ÖVP-Bundeskanzler und Wirtschaftskammerpräsident, sondern vor 1938 auch Handelsminister im Austrofaschismus und hochrangiger Heimwehrführer war, dann sieht man dass Wallner offensichtlich in der Vergangenheit durchaus auch der Rechten in Österreich etwas abgewinnen konnte.

Verheiratet mit Geschäftsführerin von ÖVP-naher PR-Agentur

Dass Wallners Biographie ein Paradebeispiel der Brüche und Widersprüche ist, zeigt auch sein privates Umfeld. Während er in den vergangenen Wochen auch gegen den Lobbyismus rund um die ÖVP zu Felde zog und diese als „politischen Arm von Raiffeisen und Drehscheibe von Lobbyisten“ charakterisierte, ist Wallners Frau Saskia selbst seit 2010 Geschäftsführerin einer „bürgerlichen“ Lobbying-Firma, nämlich von Ketchum Publico. Ketchum Publico, früher als Pleon Publico auf dem Markt, kann eine gewisse ÖVP-Nähe jedenfalls aus der Historie heraus nicht verleugnen. Dies veranlasste etwa den seinerzeitigen SPÖ-Kanzlersprecher Josef Kalina zu folgender Aussage: „Die Pleon Publico wimmelt nur so von Leuten, die einmal bei der ÖVP arbeiten, und dann wieder bei der Publico.“ Ob da wohl der Grüne Bundesgeschäftsführer nicht bald einen gewissen Klärungsbedarf aus dem Mix von „Lobbying & ÖVP“ in seiner eigenen Familie haben wird?

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