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20. August 2011 / 11:11 Uhr

Inkompetenz und Präpotenz: Veranlagungsskandal in der WK

WKAn Meldungen, dass sich in der heutigen Zeit millionenschwere Wertpapierbestände einfach in Luft auflösen, hat man sich als staunender Beobachter mittlerweile schon gewöhnt. Die Ursachen liegen nun mal in der allgegenwärtigen Finanzkrise, der man sich einfach nicht entziehen kann, und deshalb gibt es auch keinen Schuldigen und niemand braucht sich zu rechtfertigen. Immer wieder will man uns weismachen, dass man halt nicht in die Zukunft schauen kann und solch Dinge ganz einfach passieren. 

BildBeitrag von Reinhard Pisec

Bei den ständigen Beteuerungen und der hohen Anzahl der Finanzskandale ist man ja schon fast geneigt, diesen hochmütigen und präpotenten Aussagen einen Hauch Glauben zu schenken. Es bedarf immer besonderer Abscheulichkeiten wie der Pleite des Immobilieninvestors R Quadrat, die den verantwortungslosen Umgang mit fremden Geld augenscheinlich macht. So passiert in den Pensionssystemen der Wirtschaftskammer und der Wiener Wirtschaftskammer.

Von verantwortungsvollem Umgang der Beiträge, ausreichender Kontrolle und risikoloser Veranlagung ist nach wie vor die Rede. Schuld sind eben die Umstände. So einfach kann und darf man sich nicht aus der Verantwortung ziehen, denn wie das Beispiel R Quadrat Zeigt, sind hier hausgemachte Investmententscheidungen für die zweistelligen Millionenverluste ausschlaggebend. Allein die Wiener WK soll ca. 12 Millionen Euro in besagte Immobilienpapiere investiert haben. Das Papier (Wertpapier scheint unangebracht) war ganz im Gegensatz zu den hilflosen Aussagen der WK-Spitze offenkundig extrem risikovoll. Investiert wurde in wenige undurchschaubare Immobiliengeschäfte in der Türkei und Osteuropa, wobei das Ganze in einer harmlos wirkenden Anleihe verpackt wurde. Eine Notierung an der Wiener Börse war im letzten Segment vorgesehen. Da die gesamte Tranche aber nur 30 Millionen Euro ausmachte, war man ohnehin fast der einzige Investor und somit ohne Möglichkeit der Handelbarkeit – nicht erst seit der Immobilienkrise, die man immer als Ausrede nimmt. Und im Emissionsprospekt war sogar zu lesen, dass „ aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen davon auszugehen ist, dass „die Emittentin keine ausgewogene Risikostreuung vornehmen kann“ und dass „bereits der Ausfall EINES bedeutenden Mieters eine nachhaltige Auswirkung auf die gesamte Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft hat.“ Ein Rating gab es überhaupt nicht!

WK

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Die Wirtschaftskammer versucht, jede Verantwortung an den
Millionenverlusten auf andere abzuwälzen.
Foto: korom / flickr (CC BY-SA 2.0)

Nun versucht man, die Verantwortung auf den dubiosen Vermögensberater zu schieben, und fühlt sich falsch beraten. Als professioneller Anleger ist man immer selbst für seine Investments verantwortlich, besonders dann wenn es völlig illiquide Spezialwerte sind, deren Risiko schon beim Kauf überhaupt nicht einzustufen ist.

Wenn man sich von zweifelhaften Vermögensberatern wertlose Papiere aufschwatzen lässt, muss man sich selbst eingestehen, dass man für diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht geeignet ist, anderenfalls müsste man ja annehmen, dass andere Motive dahinterstecken. Das schnell zusammengestoppelte 6-Punkte Programm für mehr Sicherheit für Veranlagung der Wiener WK dient einerseits als Alibihandlung, andererseits offenbart es grobe Mängel. So gab es beispielsweise nur eine halbjährliche Berichterstattung – eine Ewigkeit in diesem schnelllebigen Geschäft.

Grundsätzlich zeigt dieses Beispiel ganz eindeutig, wie unprofessionell hier vorgegangen wurde. Dass aber nun die Zwangsmitgliedsbeiträge dazu verwendet werden sollen, um diese unglaublichen Versäumnisse auszugleichen, ist der nächste Skandal. Die Abschaffung dieser Zwangsmitgliedschaftsbeiträge muss das Ziel sein, nicht eine zweckfremde  Verwendung für Casino-Geschäfte. Auch die Mitarbeiter der WK, die mit einer Pensionskasse bestraft sind, die 2010 zu den schlechtesten zählte, sind durch den finanziellen Verlust betroffen, müssen aber auch mit den Verlust des Vertrauens in die honorigen Entscheidungsträger fertig werden.

Reinhard Pisec ist Bundesrat der FPÖ und Delegierter der FPÖ pro Mittelstand zum Wiener Wirtschaftsparlament.

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