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26. Jänner 2010 / 10:54 Uhr

Die Post schließt sich selbst, und alle gewinnen

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die Post will sich von ihren Ämtern trennen. Nur noch in Städten und Ballungszentren sollen sie über kurz oder lang erhalten bleiben, berichtet die Presse. Versteckt wird der Kahlschlag hinter einer Marketing-Aktion für mehr Post-Partner. Briefen haftet künftig also der unverkennbare Benzin-Geruch von Tankstellen an. Pakete kommen auf die Apothekerwaage. Ihre Briefmarken können Sie sich gleich auf Vorrat zulegen, wenn Sie das nächste Mal ein Auto kaufen.

Die Blumen der völligen Liberalisierung öffentlicher Dienstleistungen sind bei der Post noch längst nicht aufgeblüht. Die Knospen sprießen jedoch schon. Das seit 1. Jänner gültige Postmarktgesetz schützt keine einzige Filiale mehr. Die Post kann jede offizielle Stelle zusperren, wenn sie einen Post-Partner als Ersatz findet. Und die Werbung für die Flilaenschließung läuft auf Hochtouren. Generaldirektor Georg Pölzl hat die Wirtschaftskammer und den Gemeindbund als Keiler für sein "Post-Partner-Konzept 2010" angeworben. Deren Vorsitzende erledigen den Job voll Begeisterung. Die Wünsche der Kunden werden in den Mittelpunkt gerückt für dieses rot-weiß-rote Erfolgsmodell, bemüht man sich um positive Formulierungen

"Wir werden dauerhaft und nachhaltig unsere Bürgermeister/innen über die Möglichkeiten, neue Poststellen zu schaffen, informieren", tönt Gemeindebund-Präsident Mödlhammer. In der Praxis könnte das so aussehen, skizziert der freiheitliche Konsumentensprecher Gerhard Deimek: Eine Gemeinde, die im Budget einen Verlust ausweist – und das sind derzeit viele – wird vom Land an die Kandare genommen, doch im Gemeindeamt einen Post-Partner unterzubringen. Einen kleinen Beitrag zur Sanierung des eigenen Haushalts wird man ja noch erwarten dürfen. Und schwupps ist das nächste Postamt weg.

Die Hände reibt sich da schon Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Jeder Postler, der in die Selbständigkeit gezwungen wird, um seinen Job zu retten, ist für ihn ein Gewinn. Das gibt tolle Unternehmensgründungsstatistiken und mehr Geld in die Zwangskasse der Kammer. Ausgebildete Post-Mitarbeiter ersparen sich sogar die bestimmt hochqualitative dreitägige Einschulung für die neuen Post-Partner. Und wer den Sprung ins unternehmerische Risiko scheut, kann immerhin Polizist werden. Der Applaus der Innenministerin für die Aktion wird also nicht lange auf sich warten lassen, lässt sich so doch das Sicherheitsproblem in unserem Land flugs aus der Welt schaffen.

Zusätzlich wird noch der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt, weil Sie den Inhalt ihrer vertraulichen Briefe vom Gericht gleich in bierseliger Stammtischrunde besprechen können, wenn Sie ihre Zuschriften vom Dorfwirten abholen.

Quasi eine Win-Win-Win-Win-Win-Situation, wie wir es in unserer neoliberalen Welt ja gewöhnt sind.

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