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10. September 2011 / 07:30 Uhr

Hermes Phettberg sucht einen Rollstuhl

 Hermes PhettbergOffensichtlich ist Hermes Phettberg, mit bürgerlichem Namen Josef Fetz, nach eigener Definition österreichischer Schauspieler, Autor und Talkshow-Moderator, nicht mehr in der Gnade der linken Wiener Kulturszenerie. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass Phettberg in der aktuellen Ausgabe Nr. 36 des linken Wochenblatts Falter in der Beilage Falter-Woche auf der Seite 41 für sich einen klappbaren Rollstuhl sucht. Insider, die sein kulturellen Schaffens seit Jahrzehnten begleiten, können nicht glauben, dass Phettberg sich nicht selbst einen solchen Rollstuhl finanzieren könnte. Zumindest aus dem Kreis der Genossen müsste er ihn zur Verfügung gestellt bekommen.

Hermes Phettberg

Hermes Phettberg

Hermes Phettberg lebt nach einem Schlaganfall zurückgezogen,
seine einstigen Freunde dürften ihn vergessen haben.
Foto: lembagg / flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Kulturell begann Phettbergs „Karriere“ Mitte der achtziger Jahre als Mitbegründer der Sadomasochismusinitiative Wien. Dort propagierte er zum Beispiel das Projekt Polymorph Perverse Klinik Wien. Darüber hinaus war er Proponent des Vereins zur Schaffung einer Hochschule für Pornographie und Prostitution. Zusätzlich nahm Phettberg an zahllosen einschlägigen Happenings teil. Bevorzugtes Thema: Sadomasochismus im Homo-Milieu. Dass dieses Schaffen der roten Kulturpolitik zu Wien und im Bund eine entsprechende Würdigung wert war, überrascht nicht. So erhielt Phettberg im Jahre 1993 den Franz-Grillparzer-Preis der „Anonymen Aktionisten“ und im Jahre 2002 den Preis der Stadt Wien für Publizistik.

Falterkolumnist und Kompagnon des Kommunisten Kurt Palm

Ab Anfang der neunziger Jahre schreibt Phettberg im Falter seinen Predigtdienst. Ebenfalls seit dieser Zeit ist er künstlerisch mit dem kommunistischen Autor und Regisseur Kurt Palm verbunden. Dieser war auch für seine 1995/1996 ausgestrahlte Bühnen-Talkshow Phettbergs Nette Leit Show im Staatsrundfunk ORF verantwortlich. Aufnahmeort nicht zufällig das Gebäude des ehemaligen kommunistischen Globus-Verlags im 20. Wiener Gemeindebezirk. Es folgten nicht minder skurrile Auftritte in ATV und in einer Art Internet-Fernsehen. Pflichtübungen rund um 1999/2000 waren die Unterstützung der Gegner der seinerzeitigen schwarz-blauen Regierung und Ausritte gegen die FPÖ.

Nach Schlaganfall von Szene (fast) vergessen

Nach einem Schlaganfall im Jahr 2007 und einer radikalen Abmagerung von 170 auf 73 Kilo zog sich Phettberg von öffentlichen Live-Auftritten zunehmend zurück. Nur mehr als Falter-Kolumnist und unter www.phettberg.at gibt er seither publizistische Lebenszeichen von bescheidener künstlerischer Relevanz von sich. Auch die Szene hat ihr früheres Idol offensichtlich fast vergessen, sodass der einst gefeierte Entertainer heute per Inserat um Unterstützung bitten muss.

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