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10. September 2011 / 19:29 Uhr

ÖVP Wien: Es geht nichts mehr

LichtenfelsgasseNach dem überhasteten Rücktritt der bisherigen ÖVP-Landesobfrau Christine Marek am vergangenen Freitag, ist eines klar: In der ÖVP Wien geht nichts mehr. Obwohl der Niedergang der Wiener Stadtpartei eigentlich bereits seit 1987 kontinuierlich fortschreitet, ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Hatte die Wiener ÖVP mit 14 Prozent im Oktober 2010 ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis aller Zeiten eingefahren, so ist nur ein knappes Jahr später neuerlich die Obmannsuche ausgebrochen. Die Vizekanzlerpartei scheint in der Bundeshauptstadt nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Weder Richtung, Tempo oder Fahrzeug sind Konsensmaterie. Und im Unterschied zu früheren Obmannwechseln ist diesmal weit und breit kein Nachfolgekandidat zur Stelle.

Lichtenfelsgasse

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Der Wiener ÖVP ist wieder einmal ohne Führung.
Foto: Buchhändler / WIkimedia (CC BY-SA 3.0)

Die derzeitigen Vorgänge erinnern an die Zeiten von vor 20 Jahren. Damals wechselte der Wiener ÖVP-Obmannsessel innerhalb von 1989 bis 1992 gleich viermal den Besitzer. Nach Langzeitobmann Erhard Busek, der sich ins Wissenschaftsministerium abgesetzt hatte, folgten in kurzer Zeit der Pädagoge Wolfgang Petrik, der Jurist Heinrich Wille und der Personalberater Bernhard Görg. An der Wählergunst konnte dieses in kürzester Zeit immer wieder erneuerte Personalangebot damals allerdings nichts ändern, reduzierte die Wiener ÖVP in diesem Zeitraum ihren Wähleranteil doch insgesamt von 28 auf 16 Prozent.

Als politische Trümmerfrau gescheitert

Die bereits als Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend wenig profilierte Christine Marek war 2009 vom ehemaligen ÖVP-Bundesparteiobmann Josef Pröll nach Wien abkommandiert worden, um dort als Statthalterin die schwache Landesgruppe zu domestizieren. Nach dem Konservativen Alfred Finz und dem Liberalen Johannes Hahn sollte Marek schwarze Frauenpower in die Wiener Stadtpolitik bringen. Dort musste sie sich aber von Anfang an als Trümmerfrau betätigen. Sie scheiterte an den großen Brocken des zwischen Bünden, Bezirken und ideologischen Flügeln herrschenden Lagerkampfs. Das totale Scheitern Mareks zeichnete sich spätestens am Wahlabend vom 10.Oktober 2010 ab. Allein sie erkannte nicht die Zeichen der Zeit und machte weiter.

Mentoren Pröll und Rauch-Kallat sind nicht mehr

Als dann 2011 auch noch ihre Mentoren Josef Pröll und Maria Rauch-Kallat der aktiven Politik den Rücken kehrten, sah Marek Handlungsbedarf. Die Flucht nach vorn endete vorerst auf einem einfachen Abgeordnetensitz im Nationalrat. Sie folgt dort ihrer langjährigen Förderin Maria Rauch-Kallat. Die provisorische Führung der Wiener ÖVP hat sie ihrer langjährigen Mitstreiterin und neuen Abgeordnetenkollegin Gabriele Tamandl überlassen. Bei einem bescheidenen Abschneiden der ÖVP bei kommenden Nationalratswahlen könnten die Sitze für beide Wiener Damen Geschichte sein.

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