Das Kulturfestival Steirischer Herbst ist seit Jahren Garant für empörende Inszenierungen. Obwohl üppig vom Steuergeld der Bürger gefördert, belieben die Verantwortlichen, die unfreiwilligen Sponsoren fortwährend zu provozieren, im Idealfall auch ihre Gefühle zu veletzten. Derlei befürchtete man auch durch das Theaterstück „Golgota Picnic“ des argentinischen Regisseurs Rodrigo Garcia. Bei den zuständigen Politikern gingen zahlreiche Protestmails ein, vor der Premiere am Freitag wurde demonstriert.
religiöser Lehren im Stück "Golgota Picnic" zu verfogen.
Foto: Parlamentsdirektion / Mike Ranz
Die Kritiker befürchteten blasphemische Darstellungen und äußerten ihren Protest in großer Beite. Tausende Mails wurden – so heißt es in der Kleinen Zeitung –a n die politisch Verantwortlichen – Landeshauptmann Voves, den Grazer Bürgermeister Nagl und Kulturministerin Schmied – gesandt. Um die Politiker vor dem elektronischen Sturm der Entrüstung zu schützen, ließ die IT-Abteilung sie automatisch im Papierkorb landen, was wiederum die steirische FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter in Rage brachte: „Die Meinung von gläubigen Christen sind für diese Politiker Mist.“ Winter forderte die Behörden auf, die Aufführungen genau zu beobachten: „Herabwürdigung religiöser Lehren ist in Österreich strafbar – und zwar auch dann, wenn das Christentum beleidigt wird, das sich leider in letzter Zeit gerade von selbsternannten Kulturschaffenden fast alles gefallen lassen muss.“ Ebenso wie Winter protestierte der Präsident der Christlich-Freiheitlichen Plattform (CFP), Konstantin Dobrilovic: „"In dem Stück soll es groteske Nachahmungen der Kreuzigung, wie etwa eine halbnackte Frau mit falschen Stigmata und einem Motorradhelm mit einer Dornenkrone auf ihrem Kopf geben. Sollte das der Fall sein, darf dieses Stück nicht aufgeführt werden.“
Es wurde aufgeührt, und die beschrieben Szene dürfte den Kritiken in den Medien zufolge so oder ähnlich stattgefunden haben, wenngleich die Realität hinter den verklärenden Worten kaum greifbar ist. Barbara Petsch zieht in der Presse – welch Wunder! – Parallelen zu Hermann Nitsch:
Wo Nitsch selbst als Priester amtiert, werfen die spanischen Jungs und Mädels, auf ihren Camping-Sesseln lümmelnd, quasi mit faulen Eiern.
Pfarrer im Publikum: "Kampf um die Seele des Menschen"
Für den ORF (hier der Beitrag in der ZiB 24) war das Picknick immerhin „deftig“, aber sicher nicht blasphemisch, erteilte doch ein Pfarrer unter den Premierenbesuchern höchstpersönlich die Absoulution:
Eine vermeintliche Kreuzigung, Tanzende mit verräterischen Wundmalen an Händen und Füßen: Eine Gruppe von Demonstranten befürchtete vor der Vorstellung Blasphemie. Der Grazer Pfarrer Hermann Glettler konnte die Befürchtung nicht bestätigen, er sieht in dem Stück „den Kampf um die Seele des Menschen."
unseres Erlösers am Kreuze“ nackt am Klavier.
Foto: Screenshot tvthek.orf.at
Die Kleine Zeitung beschreibt das ganz und gar Unblasphemische etwas näher:
In einen Bildersturm aus Kreuzigungsposen und frisch gemahlenem Fleisch, aus nackten Körpern, die sich in einem Brei aus Brot und Farbe wälzen, aus ausgespuckten Burgern und geöffneten Schößen in Großaufnahme – eine Live-Kamera projiziert das Bühnengeschehen auf eine gut 50 Quadratmeter große Leinwand.
Vom Auftritt des nackten Pianisten am Ende zeigte sich die Kritikergemeinde übereinstimmend begeistert. Die Presse schließt mit einem verhöhnenden Seitenhieb auf gläubige Christen, deren Steuergeld das Theater mitfinanziert hat:
Das Publikum schien angetan. Gläubige, auch fern Stehende, dürften sich hier nicht wohl fühlen. Alle anderen aber haben sich wohl die Frage gestellt, ob zeitgenössische Kunst nicht manchmal mehr über die Kirche zu erzählen weiß als diese selbst.
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