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6. Feber 2010 / 12:14 Uhr

Festspiel-Damen wollen in der Schlammschlacht sauber bleiben

Jetzt fliegt der Dreck in der so sauberen Kunstszene. Erst waren noch alle überrascht, ja geradezu schockiert von den finanziellen Ungereimtheiten bei den Salzburger Festspielen – pardon Osterfestspielen. Jetzt steht einer nach dem anderen auf, der es doch schon immer gewusst haben will. Die Motive jedes einzelnen in dieser Auseinandersetzung sind jedoch höchst zweifelhaft, handelt es sich bei der Kulturszene doch nur vordergründig um eine moralisch-ethisch heile Welt, in deren Hintergrund die Neidintrigen blühen, weil alle irgendwie am staatlichen Tropf hängen.

Aus dieser Sicht ist natürlich auch die Attacke des scheidenden Staatsopern-Direktors Ioan Holender zu verstehen, der die Osterfestspiele jetzt im profil-Interview gleich als "Larifari-Festspiele ohne Konzept" und "Teil des Größenwahns dieser Provinzstadt Salzburg" heruntermacht und dann noch die Frage aufwirft, "warum die Österreicher Steuern zahlen müssen, damit Superreiche eine Oper und drei Konzerte um bis zu 1.230 Euro sehen zu können. Ist das Kulturpolitik?" Und das fragt einer, dessen Haus selbst rund 51 Millionen Euro jährlich an Subventionen kassiert und dessen designierter Nachfolger schon jetzt jammert, dass das viel zu wenig sei, wo doch sogar das Burgtheater schon 48 Millionen bekomme.

Obwohl seine Aussagen hauptsächlich neid-motiviert sind, hat Holender Recht, wenn er sich auch fragt, wie das alles so lange niemandem auffallen konnte – etwa das überdimensionierte Repräsentations-Budget des Osterfestspiel-Leiters, der gerade einmal zwei Opernaufführungen und ein paar Konzerne im Jahr auf die Bühne bringen muss. Da waren offenbar schon die legalen Zahlungen schwindelerregend hoch, sodass das Fehlen vieler anderer großer Beträge gar nicht mehr aufgefallen ist. Dass darunter auch die (teils verschwundene) Spende eines russischen Investors ist, der ohne sichtbare Gegenleistung 2,5 Millionen Euro hingeblättert haben soll, fällt in dem ganzen Finanzchaos kaum noch auf. FPK-Mandatar Martin Strutz würde es jedoch "nicht wundern, wenn der genannte Russe schon seit längerer Zeit mit österreichischem Pass durch die Lande reist."

Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (zugleich geschäftsführende Präsidentin der Osterfestspiele) suchen derweil ihr Heil in der Flucht nach vorne. Blitzartig bot man der Staatsanwaltschaft volle Kooperation an und zögerte keine Sekunde, die beschuldigten Manager fristlos zu entlassen, was einer von ihnen – der sich selbst als Bauernopfer und Kollateralschaden bezeichnet – gleich zum Anlass für einen Selbstmordversuch nahm. Jedem anderen würde man ja angesichts so schwerer Malversationen eine Schrecksekunde zubilligen, in der man sich einmal in Gesprächen mit den Angestellten einen Überblick verschafft. Aber die beiden toughen Damen Rabl-Stadler und Burgstaller wussten sofort, was zu tun ist. Oder wussten sie gar schon länger, was da kommt?

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