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8. Feber 2010 / 19:21 Uhr

Ist alles, was nicht giftig ist, schon ein Lebensmittel?

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Qualität, Bezeichnung und Verkauf der Lebensmittel in Österreich durch eine selbst erarbeitete Richtlinie geregelt. Der Codex Alimentarius Austriacus war solch ein richtungsweisender Fortschritt, dass die Vereinten Nationen ihn als Vorbild sahen und ihre eigene Sammlung von Normen erarbeiteten. Die EU sprang erwarteterweise auch auf diesen UNO-Zug auf und unterwarf sich dem neuen Codex Alimentarius. Damit sind die Mitgliedsstaaten gezwungen, ihre Lebensmittelgesetze an die EU anzupassen: In Österreich wird also das Original durch die den Vorstellungen der Weltmächte angepasste Fälschung ersetzt. Doch aus welchen Gründen wird den Staaten Europas das Recht zur eigenständigen Bestimmung ihrer Ernährung genommen?

Ein Hauptgrund ist offensichtlich das Bemühen der EU, nationale Strukturen aufzubrechen und die seit Generationen verankerten Traditionen umzuwälzen. Einer der lebensmittelrechtlichen Möglichkeiten beispielsweise vereinfacht die Zulassung "neuartiger Lebensmittel", die bisher in der EU nicht konsumiert wurden. Das betrifft einerseits Speisen, die in anderen Teilen der Welt regelmäßig gegessen werden, andererseits vereinfacht und fördert es die Entwicklung "innovativer Lebensmittel". Der Kurs ist klar: Die funktionierende Agrarstruktur, die im Laufe der Jahrhunderte mit den Völkern erwachsen ist, soll "bereichert" werden.

Einerseits passiert dies durch erfundene (sprich: künstliche) Nahrungsmittel, was jetzt schon geradezu nach Gentechniklabors und darin gezüchteten Steaks und Koteletten stinkt. Andererseits reicht es zur Anerkennung eines fremden Nahrungsmittels, wenn ein Drittland eine Mitteilung(!) schickt, zusammen mit dem "Nachweis", dass dieses in seinem Hoheitsgebiet "langzeitig sicher" verwendet wurde. Das bedeutet, dass Länder mit geringen Produktionskosten den europäischen Markt mit fragwürdigen Billiglebensmitteln überschwemmen können, nur weil ihr eigenes Volk keine langfristigen Schäden davongetragen hat. Beide Arten der neu ermöglichten Zulassung fokussieren offenbar Lebensmittel, die billiger sind als unsere bewusst biologisch hergestellten heimischen Produkte. Und dank des gnadenlosen Mechanismus der Wirtschaft werden diese billigen Nahrungsmittel in der Bevölkerung obsiegen.

Der Staat steht diesem Phänomen hilflos gegenüber, weil er durch die Abtretung der Regelungskompetenz an Brüssel keinerlei Handhabe mehr hat, um bedenkliche Lebensmittel aus dem Markt zu nehmen. Der Gesundheitsminister begnügt sich mit flammenden Appellen an die Bevölkerung, sich doch gesünder zu ernähren, was allerdings gerade bei der Jugend auf wenig fruchtbaren Boden fällt. Und was wirklich gesund ist, ist angesichts holländischer Tomaten, die von der Saat bis zum Verzehr niemals mit Erde in Berührung kommen, auch wirklich schwer zu sagen.

In die offene Lücke stoßen daher private Vereine und Interessengemeinschaften, die den Menschen sagen, was sie essen – oder meistens eher was sie nicht essen sollen. Da meldet sich einmal Greenpeace und rät von bestimmten Valentinstags-Pralinen ab – aus gesundheitlicher und sozialer Sicht. Und dort erklärt uns die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, dass die Werbestrategen erhöhten Zuckergehalt gerne mit dem Prädikat "Wellness“ umschreiben.

Ob Schokolade oder Eistee: Beim Konsumenten bleibt ein schaler Nachgeschmack, weil der Staat sich gerade in diesem lebenswichtigen Gebiet vor seiner Verantwortung drückt, während er seine Bürger sonst gerne an die kurze Leine nimmt.

Foto auf der Startseite: Ralf Roletschek

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