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31. Oktober 2011 / 20:35 Uhr

Roter Spindoktor Lederer muss vor den U-Ausschuss

BildEinst nannte sich Heinz Lederer im Kreis der SPÖ-Genossen selbstbewusst Spin Doctor. Er zog mit Andreas Rudas und Josef Kalina die Strippen für den SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima in den Jahren 1997 bis 2000. Andreas Rudas, Onkel der nunmehrigen SPÖ-Bundesgeschäftsführerin, übte damals selbst diese Position aus. Josef Kalina gab den Kanzlerpressesprecher und Heinz Lederer  den SPÖ-Kommunikationschef. Es war die Zeit, als sich im Umkreis von Viktor Klima gerade das rote Netzwerk Euroteam in einer Größenordnung von rund 100 Millionen Schilling an diversen öffentlichen Fördertöpfen bediente. Gleichzeitig wurden mit Hilfe des ehemaligen Vranitzky-Kabinettschef Karl Krammer 25 Prozent des ÖIAG-Betriebs Telekom an die italienische Telefonica verscherbelt. Die SPÖ war trotz fallender Umfragewerte und verlorener Wahlen wieder einmal in einem Machtrausch, an dem rote Berater und Lobbyisten kräftig mitmischten. Der anlaufende parlamentarische Untersuchungsausschuss weckt nunmehr auch das Interesse an Heinz Lederers Rolle zwischen Politik und Geschäft im letzten Jahrzehnt.

SPÖ-Kommunikationschef unter Bundeskanzler Viktor Klima

SPÖ-Zentrale

SPÖ-Zentrale

Die SPÖ-Zentrale brachte zahlreiche "begnadete"
Lobbyisten hervor, unter anderem Heinz Lederer.
Foto: Gryffindor / Wikimedia / public domain

Als SPÖ-Kommunikationschef zimmerte er gemeinsam mit Rudas und Kalina aus dem eher biederen roten OMV-Manager Viktor Klima die Kunstfigur Bundeskanzler von Österreich. Im Wahlkampf 1999 ging dieses kommunikationspolitische Experiment aber gründlich schief. Die SPÖ unter Spitzenkandidat Klima stürzte ab. Alle  Inszenierungen der sozialdemokratischen Strippenzieher rund um Heinz Lederer hatten nichts genutzt. Nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der ebenfalls abgestürzten ÖVP musste die SPÖ für sechs Jahre auf die harten Oppositionsbänke. Viktor Klima und sein Team Lederer-Kalina-Rudas mussten die SPÖ-Zentrale verlassen. Es kam die Zeit des Alfred Gusenbauer als SPÖ-Obmann.

Geschäftspartner der Telekom als Vorstand der insolventen lion.cc

Viele Genossen, allen voran auch Heinz Lederer, glaubten aber keineswegs an eine lange Abstinenz der SPÖ von der Macht auf Bundesebene. Er heuerte bei der Libro-Tochter lion.cc an und führte diese als Vorstandsmitglied schlussendlich mit in die Insolvenz. Vorher wurde er aber noch mit der Telekom-Tochter jet2web über den Verkauf eines Kundenstamms von rund 70.000 Nutzern handelseins. Diesbezüglich gab es in den Medien wilde Gerüchte über den Verbleib von nicht weniger als 342 Millionen Schilling, die durch WAZ und Telekom Austria via lion.cc an den ebenfalls insolventen Libro Konzern geflossen sein sollen. Lederer blieb auch nach dem lion.cc-Abenteuer dem Telekom-Konzern verbunden. Gemeinsam mit seinem Kooperationspartner Peter Hochegger war er laut Medienberichten in den Jahren 2002 bis 2009 für die Telekom tätig. In diesem Rahmen soll er vor allem für die Kontaktpflege in Richtung SPÖ und Alfred Gusenbauer zuständig gewesen sein. Ab 2007, also nach dem Einzug  Gusenbauers ins Kanzleramt wurde Lederer SPÖ-Stiftungsrat im ORF, nominiert vom Bundeskanzleramt.

Im Fokus des parlamentarischen Untersuchungsausschusses

Die Tätigkeiten des SPÖ-Vertrauten Lederers während der schwarz-orangen Regierung Schüssel, aber auch in der Zeit der neuen SPÖ/ÖVP-Koalition unter Gusenbauer bzw. Faymann sind deshalb auch für den gerade angelaufenen parlamentarischen Untersuchungsausschuss von zentraler Bedeutung. Neben der ehemaligen Grün-Abgeordneten und nunmehrigen Lobbyistin Monika Langthaler hat Lederer nämlich rund um Hocheggers Telekom&Co-Engagement in den vergangenen Jahren kräftig mitverdient.

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