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Genosse Beppo Mauhart versenkte 3,6 Milliarden Schilling.

7. November 2011 / 08:25 Uhr

Das Milliarden-Fiasko des Genossen Beppo Mauhart

Die gute alte Tabakregie, gegründet 1784 von Josef II, war untrennbar mit dem Schicksal Österreichs verbunden. Weltkriege, Besatzungszeit und Wirtschaftskrisen meisterte der österreichische Tabakmonopolist. Dass diese Herausforderungen erfolgreich bewältigt werden konnten, war mit ein Verdienst der Generaldirektoren im staatlichen Tabakmonopolbetrieb. Es sollte mehr als 200 Jahre und viele unterschiedliche politische Regime und Führungsmannschaften dauern, bis dem einstigen internationalen Vorzeigebetrieb das Ende seiner Erfolgsgeschichte dämmerte. Verantwortlich dafür waren ein parteipolitisch besetztes Management und ein Eigentümer, der nicht in der Lage war, die Vermögenswerte der Republik Österreich sorgfaltsgemäß zu erhalten.

Androschs Sekretär Mauhart krempelt Austria Tabak AG um

Als staatlicher Monopolbetrieb bildete die Österreichische Tabakregie, ab 1939 Austria Tabak AG, auch immer das jeweilige Farbenspiel der innenpolitischen Machtverhältnisse in der Republik Österreich wieder. Als Bruno Kreisky ins Bundeskanzleramt und sein politischer Ziehsohn Hannes Androsch ins Finanzministerium einzogen, änderten sich auch die Machtverhältnisse in der Austria Tabak AG grundlegend. Finanzminister Hannes Androsch entsandte seinen Pressesprecher Beppo Mauhart, vormals Mitarbeiter der Oberösterreichischen Viehverwertungsgenossenschaft und Journalist bei der Verbandszeitung der Sozialdemokratischen Wirtschaftstreibenden, 1972  in den Aufsichtsrat der Austria Tabak. Wesentliche Voraussetzung: Mauhart war leidenschaftlicher Raucher. Bereits 1976 wurde Mauhart stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, um 1979 in den Vorstand der Austria Tabak AG zu wechseln. Zug um Zug wurde der rote Ministersekretär zum zukünftigen SPÖ-Generaldirektor des Monopolbetriebes aufgebaut.

SPÖ-Machtpolitik bei Austria Tabak und im Fußballbund

Mauhart, bisher immer im Schatten seines Förderers Androsch, hielt sich auch nach dessen Abgang in die CA in der Chefetage der Austria Tabak AG. Zwischenzeitlich stieg Mauhart 1984 zum Präsidenten des Österreichischen Fußballbundes auf und löste dort den in einen Skandal um die mißbräuchliche Verwendung von Gewerkschaftsgeldern involvierten Bautenminister Karl Sekanina ab. Sowohl Androschs Nachfolger Herbert Salcher als auch Franz Vranitzky, ehemaliger Kollege im Kabinett Androsch, beförderten die Karriere von SPÖ-Parteifreund Beppo Mauhart. Im Jahre 1988, bereits unter Finanzminister Ferdinand Lacina, wurde Mauhart Generaldirektor der Austria Tabak. Parallel dazu baute er auch seine Machtposition als Fußballsponsor der Wiener Austria und anderer Sport- und Kulturengagements aus. Das Österreichische Tabakmuseum wurde zu jenen Zeiten nach dem skandalbedingten Niedergang des Club 45 zum bevorzugten Treffpunkt des roten Parteiadels.

Tabakmonopolist scheitert in der Sportartikelindustrie

Als jahrelanger Mitstreiter seines Förderers, Parteigenossen und Freundes Hannes Androsch wollte Beppo Mauhart gesellschaftlich, kulturell, politisch und ökonomisch an die Spitze. Das Alltagsgeschäft mit der Tabakwarenfabrikation genügte Mauhart längst nicht mehr. So stieg die Austria Tabak AG 1991 beim Sportartikelhersteller Head Tyrolia Mares-HTM ein. Stolzer Kaufpreis damals 228 Millionen Schilling. Dazu kamen zusätzliche Eigenmittel von rund 1,14 Milliarden Schilling durch die Austria Tabak. Dem waren laut später erfolgten Feststellungen durch den Rechnungshof weder genaue Analysen der gekauften Firma noch strenge Prüfungen der Risikopotentiale im internationalen Sportartikelmarkt vorausgegangen.

Genosse Mauhart versenkte 3,6 Milliarden Schilling

Wie sich später herausstellte hatte die HTM zu diesem Zeitpunkt aber bereits einen Schuldenstand von rund 4 Milliarden Schilling angehäuft. Bereits 1993 wurde klar, dass die HTM ein Fass ohne Boden war. Die Austria Tabak AG war nicht in der Lage, dieses zu sanieren. Man scheiterte und musste im  Jahr 1995 die HTM um einen Verkaufspreis von bescheidenen 10 Millionen Schilling und einem darüber hinaus zu leistenden Zuschuss von 1,9 Milliarden Schilling weiterverkaufen. Damit verursachte das Sportengagement des Genossen Mauhart ein Loch von 3,6 Milliarden Schilling in den Bilanzen der Austria Tabak. Zusätzlich kam es zu einem EU-Beihilfeverfahren, wegen der Zuschussgewährung beim Weiterverkauf von HTM.

Untergang einer Marke und Ende einer Ära

Das Sportengagement von Mauhart verhinderte wesentliche Investitionen im Kerngeschäft der Austria Tabak AG. Darüber hinaus musste das mit der Eigentümerverwaltung betraute Bundesministerium für Finanzen eingestehen, dass es in der Aufsichtspflicht und Eigentümerfunktion versagt hatte. Die Minister Klima und Edlinger wollten die Austria Tabak AG möglichst schnell los werden. 1997 wurden ihre Bundesanteile an die ÖIAG übertragen und diese leitete ein vollständiges Privatisierungsverfahren ein, das über den Verkauf an die internationalen Tabakkonzerne Gallaher und JTI die Austria Tabak AG und ihre Produktionsstandorte in Österreich binnen weniger Jahre vollkommen zum Verschwinden gebracht hat. Beppo Mauhart musste 1995 zwar seinen Hut nehmen, war aber bis 2002 weiterhin hoch gefeierter Fußballpräsident und mischt bis heute rund um Hannes Androsch im roten Parteihochadelder SPÖ mit. Derzeit engagiert er sich etwa beim Bildungsvolksbegehren seines Freundes Androsch mit.

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