Die Eurokrise verdeutlicht den Unterschied: Manche Länder stürzen sich in Schulden, während andere dafür haften und die Kohlen aus dem Feuer holen. In vielen Fällen kommt der Bundesrepublik Deutschland diese undankbare Rolle zu. Die drittgrößte Volkswirtschaft des Globus verdient zu Recht den zweifelhaften Ehrentitel „Zahlmeister“. Täglich fließen 54 Millionen Euro aus den Taschen des Deutschen Steuerzahlers nach Brüssel. Haftungen und Beteiligungen am Rettungsschirm EFSF und dem Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM sind in dieser Summe nicht berücksichtigt.
Doch Deutschland trägt die Last der europäischen Umverteilung nicht alleine. Allerdings fällt die Belastung des gutmütigen „deutschen Michels“ verhältnismäßig hoch aus. Nachdem die Bundesrepublik einen Großteil der Kosten stemmt, wäre zu erwarten, dass diese auch am meisten von der Gemeinschaftswährung profitiert. Doch entgegen den Beteuerungen der Politiker ist auch dies stark zu bezweifeln.
Der Volkswirt und emeritierte Professor an der Universität Heidelberg, Franz Ulrich Willeke, geht in seinem Buch, "Deutschland, Zahlmeister der EU: Abrechnung mit einer ungerechten Lastenverteilung" hart mit dem „System Euro“ ins Gericht. Er stellt die provokante und politisch unkorrekte Frage: „Ist Deutschland ausgeplündert worden?“ Der Antwort darauf gibt Willeke in seinem Buch. Die Frage der Solidarität innerhalb der Europäischen Union lässt er dabei bewusst ausgeklammert. Ökonomische Tatsachen sollen dadurch vor der Verwässerung durch die Politik bewahrt werden. Die Erkenntnisse sind insbesondere für den deutschen (und vergleichbar auch für den österreichischen) Leser und Steuerzahler schockierend und ernüchternd zugleich.
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