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In der Regierung Kreisky wurde Heinrich Keller mächtiger Ministersekretär bei SPÖ-Justizminister Christian Broda

20. November 2011 / 08:03 Uhr

Das unrühmliche Karriereende des SPÖ-Juristen Heinrich Keller

Heinrich Keller war eine echte Nachwuchshoffnung für die SPÖ. Bereits 1962 trat er in die Partei ein, und engagierte sich im Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) und der Arbeitsgruppe Justiz der Vereinigung Sozialistischer Juristen Österreichs. Er wurde Arbeiterkammerjurist (1963 – 1965), Richteramtsanwärter (1965 – 1968), Richter sowie Staatsanwalt (1968 – 1979).

Linksverbinder zwischen Justiz, Journalismus und SPÖ

In der Regierung Kreisky wurde Keller mächtiger Ministersekretär bei SPÖ-Justizminister Christian Broda und gleichzeitig dessen wichtigster Berater im Kabinett. Parallel dazu trieb er seine persönliche Karriere voran. Nachdem die SPÖ den ihr nahestehenden Sektionschef Otto Oberhammer 1974 zum ORF-Generalintendanten gekürt hatte, wurde Keller 1977 ORF-Generalsekretär. 1979 verließ er nach Ende der Ära Oberhammer den Staatsfunk wieder und betätigte sich als Anwalt. Zuden wurde er SPÖ-Bundesrat, stieg die Funktionärsleiter der SPÖ-nahen Mietervereinigung immer höher und wurde schließlich 1985 deren Präsident. Privat ehelichte Keller 1979 die linke ORF-Journalistin Trautl Brandstaller.

Roter Justizminister-Kandidat unter Vranitzky

Bereits 1980 zog Keller auch ins ORF-Kuratorium ein und half 1986 mit, den SPÖ-Mann Thaddäus Podgorski zum neuen Generalintendanten zu küren. Als Franz Vranitzky zum Bundeskanzler berufen wurde, übernahm Heinrich Keller das SPÖ-Zentralsekretariat. In roten Kreisen wurde er bereits als Justizminister gehandelt, die Große Koalition zwischen Vranitzky und Mock einigte sich aber letztlich auf den parteilosen Sektionschef Egmont Foregger. Keller zog in den Nationalrat ein und kontrollierte fortan Foregger als SPÖ-Justizsprecher.

Spesenabrechnung bei Mietervereinigung beendete Karriere

Weitere Karriereschritte waren für den Nationalrat, Justizsprecher und Zentralsekretär eigentlich nur mehr eine Frage der Zeit. Spätestens bei einer Regierungsumbildung war Keller ein potentieller Kandidat. Doch dann kam ihm seine Funktion als Präsident der Mietervereinigung in die Quere. Es tauchten Vorwürfe wegen nicht versteuerter Zuwendungen unter dem Titel Spesen auf. Keller musste aus all seinen Funktionen abtreten. Treppenwitz der Geschichte war, dass sein Nachfolger Günther Sallaberger als Zentralsekretär der SPÖ nur wenige Monate später wegen einer ähnlichen Causa den Sessel in der Löwelstraße räumen musste.

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