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14. November 2011 / 11:02 Uhr

Polen: Straßenschlachten am Unabhängigkeitstag

BildDer Unabhängigkeitstag ist in Polen seit Jahren Anlass von Aufmärschen. Begangen wird der 11. November als Erinnerung an die Wiedererlangung der Souveränität des Landes im Jahr 1918 nach 123 Jahren der Teilung zwischen Russland, Preußen und Österreich-Ungarn. Bei Straßenschlachten zwischen den national gesinnten Demonstranten und anarchistischen Gegnern kann es zu mehr als 200 Festnahmen. Viele der linken Krawallmacher reisten aus Deutschland an.

Unabhängigkeitstag

Unabhängigkeitstag

Polens Unabhängigkeitsfeiern wurden von
wüsten Krawalle überschattet.
Foto: bazylek100 / flickr (CC BY 2.0)

Laut einer offiziellen Erklärung der polnischen Behörden wurden an die hundert Mitglieder verschiedener linker Splittergruppen, alle deutsche Staatsangehörige, die nationalistische Aktivisten während eines Aufmarsches am Jahrestag der polnischen Unabhängigkeit angriffen, von der Polizei festgenommen. Die deutschen Linksextremen wurden von lokalen "antifaschistischen" Organisationen verstärkt, die eine Gegendemonstration gegen den patriotischen Aufmarsch veranstalteten. Als sie Passanten anpöbelten und sich mit der Polizei anlegen wollten, wurden sie isoliert und von einer Anti-Terror-Einheit der Polizei dingfest gemacht. Polens Ministerpräsident Donald Tusk verurteilte "das Eindringen von Kommandos aus Deutschland und anderen Ländern." Bei den Auseinandersetzungen wurden rund vierzig Beamte verletzt und zahlreiche Fahrzeuge in Brand gesetzt, darunter 14 der Polizei. Es kam zu insgesamt 210 Verhaftungen.

"Sieg Heil!" im schwarzen Block

Ein Video zeigt, wie Mitglieder des autonomen „Schwarzen Blocks“ durch die Warschauer Straßen ziehen. Einer der Linksaktivisten erhebt dabei – offenbar als Provokation – die Hand zum Hitlergruß und ruft „Sieg Heil!“ (bei 1:40 Minuten).

  

Das Magazin Newsweek Polska hatte sich am Vorabend der Ereignisse intensiv mit der Motivation der linken Gegendemonstranten auseinandergesetzt und einen Bericht veröffentlicht, der vom hierzulande verbreiteten Schema, das die Rechten automatisch zu Bösen und die Linken zu Guten stempelt, abweicht. Darin wird die Gefährlichkeit der extremistischen Gruppen auf beiden Seiten eindringlich beschrieben:
Deutschland ist die Bastion der europäischen Anarchisten. Doch die polnischen Antifaschisten bauen vor allem auf die Kämpfer aus dem Osten. Anarchisten aus der Ukraine, aus Weißrussland und Russland werden als knallharte Krieger angesehen, ist es doch ihr tägliches Brot, Rechtsextremisten entgegenzutreten. Letztere funktionieren in diesen Ländern eher als terroristische Organisationen und nicht nur als Banden von Straßenschlägern.

Revolution und Sozialismus gegen das System

Zunehmend werden Linksextremisten auch in Polen als Gefahr erkannt, wo Extremismus lange Zeit eine rechtsextreme Domäne war. Zu ihrem ideellen Hintergrund schreibt Newsweek Polska:
Revolutionäre und sozialistische Theorien vermischen sich mit anarchistischen Postulaten, Hip-Hop mit Punk-Rock und die schweren Stiefel der Skinheads mit den Dreadlocks der Rastas. Groß- und Kleinstadtbewohner ohne Unterschied. Studenten, Arbeitslose, Fabrikarbeiter. Allerdings sicherlich mehr Hausbesetzer als Manager. So gut wie jeder kann bei Antifa mitmachen, vorausgesetzt er will sich dem Faschismus entgegenstellen und akzeptiert die Grundregel der Bewegung: Keine Zusammenarbeit mit der Polizei oder mit politischen Parteien. Denn wir wissen ja: Die gehören zum System.

"Das ist nur ganz normaler Hass"

Einblicke in sein Menschenbild gibt auch der Antifa-Aktivist, der im Bericht Antek genannt wird:
"Antifa gibt einem den Eindruck, dass man einen echten Widerstand leisten kann. Handeln anstatt bei einer Flasche Bier gegen die Faschisten zu stänkern", sagt er und fügt hinzu, dass er sie alle, wenn es nach ihm ginge, ein für allemal ausschalten würde. Dann wäre die Welt endlich tolerant und jeder könnte ohne Furcht er selbst sein. Das sei Faschismus? Antek winkt ab. Das ist nur ganz normaler Hass.

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