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28. November 2011 / 06:37 Uhr

Venezuela am Scheideweg: Wie gesund ist Hugo Chavez?

ChavezVenezuela befindet sich in einer entscheidenden innenpolitischen Phase, in der in den kommenden Monaten die Zukunft des Landes maßgeblich gestaltet wird. Der Präsident des Landes, der seit 1999 an der Macht befindliche Hugo Chavez, ist seit einigen Monaten an Krebs erkrankt und im Oktober 2012 sollen die nächsten Präsidentenwahlen stattfinden.

Chavez

Chavez

Läuft seine Zeit ab? Hugo Chavez ist krank, die Wirtschaft schwach.
Foto: Wilson Dias/ABr / Wikimedia (CC BY 2.5)

Im Juni 2011 wurde die Öffentlichkeit überrascht, als sich Chavez in Kuba einer Operation unterziehen musste, bei der ihm ein großer Tumor entfernt werden musste. Vier Wochen lang hielt er sich zur Genesung in Kuba auf und war fast von der Bildfläche verschwunden. Seither ist er mehrmals zu chemotherapeutischen Behandlungen nach Kuba gereist und hat vor kurzem erklärt, er sei nun völlig frei von bösartigen Krebszellen. Chavez gab bislang nicht bekannt, welches Organ vom Tumor betroffen war. Seine physische Erscheinung sowie seine stark reduzierten öffentlichen Auftritte nähren immer wieder Spekulationen, er sei weiterhin schwer erkrankt und habe nur mehr wenige Monate zu leben. Chavez reagiert auf derartige Spekulationen etwas gereizt und verweist darauf, dass er wieder völlig gesund sei.

Opposition sucht nach gemeinsamem Kandidaten

Jedenfalls ist er der Kandidat der Regierung für die Präsidentenwahlen; die Opposition wählt im Februar 2012 einen gemeinsamen Kandidaten, der dann gegen ihn antreten soll. Aufgrund der weiterhin hohen Popularität des Präsidenten sieht es momentan so aus, dass er die Wahlen leicht gewinnen wird. Problematisch für ihn könnten aber zwei Entwicklungen werden: zum einen natürlich die Frage seiner Gesundheit und zum anderen der Zustand der Wirtschaft kurz vor den Wahlen.

Venezuela sieht sich seit längerem mit einer Wirtschaftskrise konfrontiert und ist seit Jahren das einzige Land der Region, das negatives oder nur äußerst geringes Wachstum aufweist. Zwar profitiert das Land von den momentan relativ hohen Preisen für das Hauptexportgut Erdöl, dessen Erlöse müssen aber zum Großteil für Lebensmittelimporte und Importe von Konsumgütern aufgewendet werden. Gleichzeitig plagt eine jährliche Inflation in der Höhe von ca. 30% die Geldbörsen der ärmeren Schichten, die die Klientel des Präsidenten ist. Wenn es bis zum Herbst 2012 nicht gelingt, ein Wirtschaftswachstum zu erzeugen, das sich auch bei den ärmeren Schichten bemerkbar macht, wird sich dies sicherlich auf die Popularität von Chavez auswirken. Sollte der Ölpreis durch die anhaltende weltweite Krise wieder fallen, so kommen auch auf Venezuela schwere Zeiten zu.

Wenn Chavez gehen muss, ist bis zum Putsch alles möglich

Kernfrage aber bleibt, ob der Präsident gesundheitlich in der Lage sein wird, noch länger das Land zu führen. Sollte er überraschend abtreten müssen, so sind alle Szenarien von einem geordneten Machtwechsel bis zu einem Militärpusch und Straßenschlachten denkbar. Während seiner vierwöchigen Abwesenheit im Sommer 2011 zeigten sich schon Spannungen innerhalb der Regierung, die kein monolithischer Block ist. Ebenso wenig ist das Militär ein homogener Apparat; Teile der Armee könnten versucht sein, bei Anzeichen von Schwäche innerhalb der Regierung das Ruder an sich zu reißen.

In den kommenden Monaten werden daher die Weichen für die Zukunft des Landes gestellt.

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