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7. Dezember 2011 / 11:05 Uhr

Oberstufenreform baut Leistungsorientierung ab

BildSPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat in der gestrigen Nationalratssitzung ein weiteres Stück der "Bildungsreform" erzwungen, die für eine Entwertung der österreichischen Schulen sorgt: Ab 2017 sollen alle Oberstufen nach einem Modulsystem funktionieren, das ermöglicht, Schüler mit bis zu 3 negativen Noten bis zur Matura durchzuschleifen. Schmied sieht es als Erfolg an, dass durch diese Maßnahme die Anzahl der Sitzenbleiber nahezu halbiert wird – kein Wunder, wenn zum Aufstieg keine umfassende Leistung mehr benötigt wird.

 

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Künftig wird die Matura für noch schwächere Schüler zugänglich sein.
Foto: Onderwijsgek at nl.wikipedia / (CC BY-SA 3.0)

Obwohl die ÖVP bisher ein Lippenbekenntnis zur "Leistung" der Schüler abgelegt hatte, unterstützte sie die Forderung. Um zur Matura nämlich schließlich antreten zu können, muss jedes Modul positiv abgeschlossen sein – bloß hat man nach dem Versagen in einem Modul noch zwei weitere Male die Chance, sich über denselben Stoff prüfen zu lassen, und kann dies auch tun, wenn die Module desselben Faches in einer höheren Klasse abgeschlossen wurden. Hat man trotzdem zu viele negative Noten angesammelt, sodass die Klasse wiederholt werden muss, bleiben die erreichten positiven Noten erhalten, sodass man im Wiederholungsjahr nur die negativen Fächer besuchen muss.

Doch damit ist Schmieds Fantasterei noch nicht vorüber: Falls ein Schüler sich in einem Semestermodul einem Fünfer nähert, so soll ihm ein Lerncoach zur Verfügung gestellt werden. Auch die Lehrer sind gezwungen, Nachhilfestunden in ihrem Fach anzubieten. Deshalb steckt Schmied jedes Jahr rund 5 Millionen Euro mehr in die Schulen – in der Hoffnung, dass die Zahl der Sitzenbleiber sich tatsächlich so sehr verringert, dass das neue System ab 2019 kostenneutral funktioniert. Das Finanzministerium äußerte bereits Zweifel an dieser Schätzung.

FPÖ: Paradebeispiel für linke Schulpolitik

Der freiheitliche Bildungssprecher Walter Rosenkranz kritisiert die Reform: Das neue System sei in keiner Weise leistungsorientierter als das Alte. Die Regierungsparteien argumentierten, im bisherigen System könne ein Fünfer in einem Fach durch die Aufstiegsklausel einfach ignoriert werden (und deshalb erfordere das neue System mehr Leistung), jedoch ist dies nur einmal in der Schullaufbahn möglich. Da der Stoff im alten System nicht modular ist, sondern aufeinander aufbaut, würde das fehlende Wissen im nächsten Jahr nachgeholt werden müssen. Rosenkranz bedauert den Abbau eines leistungsorientierten Schulsystems: "Ein Paradebeispiel für linke Schulpolitik: Der Einheitsbrei-Gesamtschule bis 14 folgt ein leistungsfeindliches Chaos an den Oberstufen und am Endpunkt steht die 'geschenkte Zentralmatura' – und die ÖVP trägt dies auch noch mit!"

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