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8. Dezember 2011 / 10:36 Uhr

Verblüffende Ähnlichkeiten bei ÖBB- und Kanzler-Inseraten

BildHat Bundeskanzler Werner Faymann einen Nebenjob als Werbeberater bei den Österreichischen Bundesbahnen? Denkbar wär’s, schaut man sich die Inseratenserie des Bundeskanzleramtes und jene der ÖBB in den vergangenen Monaten in der Kronenzeitung an. Die Ähnlichkeiten sind verblüffend,  wie Bernd Stracke, gerichtlich zertifizierter Mediensachverständiger in Innsbruck, in einem Beitrag im für den Genius-Brief  feststellt.

ÖBB und Bundeskanzleramt

ÖBB und Bundeskanzleramt

Verblüffende Ähnlichkeit: Wie eng ist noch  heute die
Kooperation zwischen den ÖBB  und Faymann?
Foto: Inserate aus der Kronen Zeitung

Unzensuriert.at-Leser erinnern sich: Gegen Kanzler Faymann und seinen Staatssekretär Josef Ostermayer (beide SPÖ) ermittelt nach Anzeige der FPÖ die Staatsanwalt wegen Amtsmissbrauchs und Untreue. Ihnen wird vorgeworfen,  massiven Druck auf ÖBB und ASFINAG bei Inseratenschaltungen für Boulevardmedien ausgeübt zu haben. Profil, Falter, Kurier und Presse wollen Belege dafür gefunden haben, dass die ÖBB im Jahr 2008 „Sieben Millionen für den Werner“ reservieren mussten. Ostermayer, der diese Summe verlangt haben soll, erwies sich kürzlich in der ZiB2 außerstande, diesen Verdacht zu entkräften. Und die Kleine Zeitung zitierte eine Insider-Aussage, wonach Faymann bei der ASFINAG „dasselbe Regime aufziehen wollte wie bei der ÖBB“ – und das mit dem kolportierten O-Ton „Die Medienarbeit überlassen Sie mir!“

Bestimmt der Bundeskanzler über ÖBB-Inserate?

Bestimmt bei den Bundesbahnen also der Kanzler, in welchem Medium welches Inserat geschalten wird? Der Mediensachverständige Bernd Stracke beobachtete die Anzeigen der ÖBB und des Bundeskanzleramtes in den vergangenen Monaten in der Kronen Zeitung und stellte zahlreiche äußere verblüffende – aber gewiss zufällige – Ähnlichkeiten fest: Beide in schlankem, halbseitigen Hochformat (fallweise jeweils unterfüttert mit einem zusätzlichen doppelseitigen Inserat), beide mit weißer Dachzeile auf schwarzem Grund („Eine Information des Bundeskanzlers bzw. „Wir für Sie“), beide mit weißer Titelzeile auf rotem Grund („Servicetelefon“ bzw. „Fragen an die ÖBB“), beide mit zweispaltigem Blickfang-Farbfoto in der oberen Seitenhälfte, beide mit schwarzem Rahmen um das Foto, beide mit sparsamen Fettdruck-Hervorhebungen, beide mit senkrecht gestellter Werbedeklaration „Entgeltliche Einschaltung“.

Inserate Bundeskanzleramt

Inserate Bundeskanzleramt

Das Bundeskanzleramt gehört zu den treuesten Krone-Inserenten.
Foto: Inserate aus der Kronen Zeitung

Inhaltlich, so analysiert Stracke, würden die Botschaften in beiden Anzeigenserien zwischen Plattitüde und Peinlichkeit hin und her pendeln. Das Bundeskanzleramt inseriert beispielsweise: Eine gewisse „Anna P. aus Feldkirchen“  habe am Faymann-Servicetelefon deponiert, dass sie „erbost über die Griechenlandhilfe“ sei. Das kompetente Team des Bundeskanzleramtes habe die Sorgen der Bürgerin mit der Aussage zerstreuen können, dass die Griechenlandhilfe „ohne Alternative“ sei. Gar viele Österreicher von der Straße auf die Schiene gebracht haben dürfte am 8. April 2011 ein doppelseitiges ÖBB-Inserat in der Kronen Zeitung, auf der folgender Dialog zwischen den beiden Kabarettisten Ciro de Luca und Christoph Fälbl zu lesen war:

Fälbl: Und ich seit Jahren begeisterter Bahngegner.

De Luca: Und das, obwohl du nie mit der Bahn fährst.

Fälbl: Ich kann mich genau erinnern, als Kind bin ich dauernd mit der Bahn gefahren.

De Luca: Jetzt meinst die Geisterbahn, oder?

"Zyniker könnten übrigens meinen, dass die Ausgaben der Bahn für solche Inserate angesichts der – von Verkehrsministerin Dores Bures kürzlich mit 15,2 Milliarden Euro bezifferten – Gesamtverbindlichkeiten der ÖBB ohnehin nur 'Peanuts' sind", analysiert Stracke. Aber auch die in den vergangenen zwei Jahren in parlamentarischen Anfragebeantwortungen zugegebenen acht Millionen Euro, die Kanzler Faymann bei Inseratenschaltungen ausgegeben hat, werden finanziert mit Geld der Steuerzahler, das nur die Spitze eines Eisberges darstellt. Denn insgesamt, so schätzt die Branche und sprach es der Vorstandsvorsitzende der Moser Holding (u.a. Tiroler Tageszeitung) aus, sollen die Staatsanzeigen jährlich 200 Millionen Euro ausmachen. Nach altem Geld wären das 2,7 Milliarden Schilling.  

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