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23. Dezember 2011 / 11:32 Uhr

Auch interne und internationale Kritik an Turkish Airlines

BildNicht nur fremde Piloten, auch interne Dokumente und selbst der Sicherheitsbeauftragte der Turkish Airlines selbst kritisieren die Sicherheit der Fluglinie. Während die interviewten ausländischen Piloten im Gespräch mit der dänischen Zeitung Politiken lieber anonym bleiben wollten, um nicht als Petzen verschrien oder gar gefeuert zu werden, spricht der Pilot und Sicherheitsbeauftragte Nuri Sakarya ganz offen über seine Beobachtungen.

 

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Auch wer nicht fliegen kann, kommt durch den Simulatortest.
Foto: Politikaner/wikimedia/(CC BY-SA 3.0)

Den Unfall im Jahr 2009, bei dem eine Maschine der Turkish Airlines abstürzte, als sie auf Amsterdam zuflog, und 9 Personen ihr Leben verloren, nimmt er als Beispiel. Aus dem Unfallbericht geht hervor, dass ein Grund des Absturzes mangelndes Training der Piloten war – sowie deren Unfähigkeit, besprochene Prozeduren zu befolgen. "Wir müssen daher erwarten, dass so etwas wieder geschieht", so Sakarya, der betont, nicht im Namen der Fluglinie zu sprechen.

Er kenne die Probleme, von denen die 13 Piloten in den Interviews berichtet hatten. Die türkischen Piloten hätten generell zuwenig Übung: "Ich wurde dazu ausgebildet, mit Bedrohungen der zivilen Luftfahrt umzugehen, und was ich sehe, ist nicht sicher genug", schildert Sakarya.

Gefährliche Zwischenfälle wegen Verständnisproblemen

Die Zeitung Politiken ist außerdem im Besitz mehrerer sogenannter "Interner Flugsicherheitsberichte", die eine wahre Sammlung an Fehlern dokumentieren: Türkische Piloten verstanden die Signale nicht, was einmal fast zu einer Kollision mit einem anderen Flugzeug, und ein anderes Mal zu einer Landung auf einer in der Reparatur befindlichen Landebahn führte. Sie sind die Fluglinie, die im britischen Luftraum am häufigsten die Anweisungen falsch verstanden hatte. Im Oktober 2010 gab ein Pilot nach der Landung in Brüssel die falschen Bremsbefehle an die Motoren – ein Flügel wurde in die Landebahn geschmettert, die Insassen entgingen nur knapp einem ernsten Unfall.

Ein Pilot erzählte über die Praxis, mit der die Flugtauglichkeit der türkischen Piloten halbjährlich im Simulator überprüft wird: "Wir gingen in den Besprechungsraum, wo der Prüfer all den Papierkram erledigte, der eigentlich nach dem Flug im Simulator ausgefüllt werden sollte. Er füllte die Dokumente mithilfe einer Vorlage aus. Sogar der schrifltiche Kommentar war von der Vorlage abgeschrieben. Er hat uns benotet, bevor wir überhaupt geflogen sind. […] Als wir an der Reihe waren, konnte ich sehen, das der Prüfer uns nicht beim Test zusah. Ich habe in der Reflexion meines Fensters gesehen, dass er Pornos auf seinem Handy angesehen hat. Er hat uns schon bestehen lassen, und er prüfte nicht einmal, ob wir tatsächlich fliegen konnten. Das ist das Unseriöseste, das ich jemals gesehen habe."

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