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24. Dezember 2011 / 07:43 Uhr

Václav Havel, Kim Jong-il und die SPÖ

Vaclav HavelLetztes Wochenende starben Václav Havel (Staatspräsident der Tschechoslowakei 1990-92 und Tschechiens 1993-2003) sowie Kim Jong-il (Diktator Nordkoreas seit 1994). Wer die Berichterstattung mitverfolgt, könnte das Gefühl bekommen, die derzeitige Kanzlerpartei Österreichs interessiert sich mehr für das kommunistische Nordkorea als für den Nachbarn Tschechien. Wohl kein Zufall – hat doch die SPÖ einen ganz speziellen sentimentalen Hang.

Vaclav Havel

Vaclav Havel

Vaclav Havel leistete Wirderstand gegen das kommunistische Regime.
Foto: Ben Skála / Wikimedia (CC BY-SA 2.5)

Es hätte keine größeren Gegenpole als Václav Havel und Kim Jong-il geben können. Havel war Schriftsteller, der sich mutig gegen die Diktatur wandte. Als Gründungsmitglied und Mitunterzeichner der Charta 77 wurde er in der ČSSR immer wieder inhaftiert, einmal sogar vier Jahre in einem Stück. Nur eine Erkrankung in Verbindung mit internationalen Protesten brachte ihn frei. Havel ließ sich trotzdem den Mund nicht verbieten und war auch bereit, dafür zu bezahlen: Seine Tasche mit den wichtigsten Dingen fürs Gefängnis stand immer gepackt bereit.

Als nach dem Fall des Eisernen Vorhanges in Prag hunderttausende Menschen „Havel na hrad!“ („Havel auf die Burg!“) riefen, machte er anfangs noch darüber Scherze. Er ließ sich schließlich überreden und sorgte maßgeblich dafür, dass dieser Umsturz nicht von einem Rachesturm geleitet war, sondern zur seit damals redensartlichen „Samtenen Revolution“ wurde. Havel sprach sich immer für die Weiterführung eines gemeinsamen Staates aus, aber als die Slowaken unbedingt einen eigenständigen Weg gehen wollten, ließ er sie ziehen. Seine Autorität (ganz ohne jede Gewalt) war es, die das Volk auch kaum Genießbares schlucken ließ. So meinte er in der tschechischen Öffentlichkeit durchaus unpopulär zu den heimatvertriebenen Sudetendeutschen: „Wir müssen uns bei diesen Menschen entschuldigen!“

Havel war während seiner gesamten Amtszeit ein untypischer Regierender und auch nie ein Sesselkleber. Trotzdem wurden es mit einer kurzen Unterbrechung doch 13 Jahre.

MAK Ausstellung Nordkorea Katalog

MAK Ausstellung Nordkorea Katalog

Der Katalog zur MAK-Ausstellung.
Foto: Unzensuriert.at)

Im Gegensatz dazu übernahm Kim Jong-il 1994 in absolutistisch-monarchischer Manier den Posten des unumschränkten Staatschefs von seinem verstorbenen Vater Kim Il-Sung, der selbst bereits ein Despot war. Kim Jong-il trieb den Militarismus bis einschließlich des Baus der Atombombe voran, während eine Million Menschen aufgrund von Missernten verhungerten. Die Unterdrückung der Nordkoreaner war/ist an Brutalität nicht zu überbieten.

Ungeachtet dessen war Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer Mitbegründer und langjähriges Präsidiumsmitglied der Österreichisch-Nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft, wie er heute noch gerne auf seiner Internetseite erwähnt. Und 2010 ließ es sich SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied nicht nehmen, für den Katalog einer umstrittenen Ausstellung zur Bejubelung Nordkoreas ein Vorwort zu schreiben. Die
fett subventionierte Schau fand im Museum für Angewandte Kunst statt, dessen Direktor Peter Noever mittlerweile entlassen wurde, weil er sich auf Kosten des MAK bereichert haben soll. Es gilt die Unschuldsvermutung. Einige Exponate der besagten seltsamen Ausstellung sind hier zu sehen.

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