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3. März 2010 / 09:14 Uhr

Inflation ist kein Zaubermittel – Geldflut führt in eine Währungsreform

Die Weltwirtschaft wurde mit einer wahren Flut ungedeckten Geldes aus der Krise gespült, vorerst. Dieses Geldmengenwachstum kam hauptsächlich durch Vermehrung der Kreditmenge zustande. Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Oliver Blanchard, tritt dafür ein, sich eine jährliche Geldentwertung von vier Prozent zum Ziel zu setzen. Zentralbanken hätten dadurch angeblich mehr Spielraum Wachstumsimpulse zu setzen. Die Zinssätze könnten auf niedrigerem Niveau angesiedelt werden, was vermehrte Investitionen nach sich ziehen würde.

Inflatorische Tendenzen bewusst voranzutreiben, könnte jedoch auch gewaltige Probleme mit sich bringen. Erfahrungsgemäß lassen sich hohe Inflationsraten nur mehr schwer in den Griff bekommen und entwickeln oft eine Eigendynamik, deren Folgen kaum vorhersehbar sind. Der Chef der US-amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, hält die Idee für riskant aber nicht ohne Reiz. Es scheint ganz so, als würden sich die USA auf ein Experiment einlassen, um ihre Verschuldung wenigstens zum Teil abbauen zu können. Prognosen lassen in naher Zukunft eine Nettoverschuldung der Vereinigten Staaten von etwa 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwarten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass unser großer Bruder sich mittels Inflation aus der Schuldenklemme befreit: Im Jahr 1946 lag die Nettoverschuldung der USA bei 108,6 Prozent, innerhalb von knapp 20 Jahren wurde sie auf 38 Prozent zurückgeführt. Ökonomen gehen davon aus, dass dieses „Wunder“ etwa zur Hälfte auf das Konto der Geldentwertung geht und erst in zweiter Linie auf Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist.

Für Europa und seinen Euro könnte derartige Politik massive Konsequenzen haben. Der Euro ist zu etwa drei Viertel in US-Dollar gedeckt. Sollte der Dollarkurs massiv fallen, würde dies nahezu eins zu eins den Euro treffen. Wie wertlos die US-amerikanische Währung geworden ist, zeigen die Aussagen Ben Bernankes, wonach es ein Segen der modernen Zeit sei, Geld kostenlos erschaffen zu können. Der vermeintliche Reichtum der USA beruht mittlerweile nahezu ausschließlich auf dem ausgiebigen Gebrauch der Druckerpresse. Diese Praxis muss mittelfristig zu einer gewaltigen Inflation führen, deren Folgen unsere Währung, aber auch die anderen Weltwährungen, Experten zufolge nicht überleben werden.

Die Folge wäre eine Währungsrefom, die Sparer um den Großteil ihrer Ersparnisse bringen würde. Derzeit versuchen weltweit Notenbanken, Deflation mittels großzügiger Kreditvergabepolitik zu verhindern. Wie die überschüssige Liquidität wieder verschwinden soll, ohne einen enormen Anstieg des Preisniveaus zu verursachen, ist noch unklar. Wie der Währungsexperte Dr. Thorsten Polleit – ein Anhänger der Theorien des Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek – erklärt, ist dies aus systemimmanenten Gründen nicht möglich. Die künstlich geschaffene Liquidität aus dem Wirtschaftskreislauf zu entfernen hieße nämlich, den Banken Geld zu entziehen. Diese haben jenes aber erhalten, um sich stabilisieren zu können. Es ihnen jetzt wieder zu entziehen, hieße folglich uns wieder an den Anfang der Krise zu katapultieren.

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