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29. Dezember 2011 / 10:00 Uhr

Sloterdijk empfiehlt kurzen Weg von Zentralbank zu Kreditnehmern

Die Banken sind nicht schuld an den Verwerfungen der Finanzmärkte, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk im Interview mit dem Handelsblatt, denn schuld ist am Ende immer der Schuldner. Doch die Zentralbanken haben für Sloterdijk erheblichen Anteil daran, dass die Spekulation aus den Fugen geraten ist.

Es seien die Zentralbankfehler, die der Spekulation Tür und Tor geöffnet hätten und nicht in erster Linie die menschliche Gier:
Wer hat denn das leichte Geld so hingelegt, dass jeder Passant ein Idiot sein müsste, der es nicht mitnimmt? Es sind letztlich die Zentralbanker gewesen, die die Spekulation ermöglicht haben.

Die Fehler der Zentralbank seien dem Staat zuzurechnen, der wiederhole sie jedoch nun sogar noch in viel größerem Maßstab:
Man muss ja nur die Ergebnisse dieses Flutens der Märkte einigermaßen aufmerksam studieren. Das Resultat ist, dass dieses Geld ja zum allergrößten Teil, zu etwa 80 bis 90 Prozent, nicht in die reale Wirtschaft geht, sondern in die Finanzspekulation.

Staat soll Abkürzungen für die Wirtschaft anbieten

Die Lösung sieht Sloterdijk in einem direkten Weg von der Zentralbank zu den Kreditkunden:
Wenn schon der Staat sich als „lender of last resort“ nützlich machen will, dann soll er im Notfall Abkürzungen für die echten Kreditsucher in der Wirtschaft anbieten, statt acht Zehntel des klugen Geldes zu Niedrigstzinsen den Spekulanten nachzuwerfen. Einen solchen Shortcut zwischen der Bank höchster Instanz und der Realwirtschaft müsste man mal ausprobieren.

Sloterdijk spricht auch über seine aktuelle Lektüre, den Klassiker "Lombardstreet: Der Weltmarkt des Geldes in den Londoner Bankhäusern" aus dem Jahr 1874 von Walter Bagehot, der als erste die Idee formuliert hat, die Zentralbanken sollten die Welt mit Geld fluten, um eine Rezession zu verhindern. Sloterdijk nimmt den Autor trotz der heutigen Gelschöpfungsexzesse in Schutz:
Dass man Märkte jahrzehntelang fluten würde, wie in der Anstalt Greenspan und Partner üblich, das lag schlechterdings außerhalb seiner Vorstellungskraft.

Die Finanzkrise ist mittlerweile eine Staatsschuldenrkrise. Die Staaten müssen ihre Haushalte konsolidieren. Wie Sloterdijk den Steuerzahler aufwerten und ihm so mehr Geld entlocken möchte, lesen Sie morgen.

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