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10. Jänner 2012 / 00:07 Uhr

Millionenshow-Moderator gibt sich politisch naiv

Armin AssingerSportlich, sympathisch, smart – einfach Armin Assinger. Selbst bei der politischen ORF-Sendung „Im Zentrum“ machte der Millionenshow-Moderator und einstige Abfahrts-Held gute Figur, zog mit seinen simplen, aber verständlichen Aussagen den Applaus auf sich. Seine politische Naivität konnte er aber nicht verbergen. Mit dem Satz, „Heinz Fischer würde nie bei einer Zeitung anrufen, um einen Artikel zu verhindern“, war an der Grenze der Peinlichkeit.

Armin Assinger

Armin Assinger

Armin Assinger, der Sunny-Boy im ORF, traut Politikern keine
Interventionen bei den Medien zu.
Foto: alkomat / flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Assinger weiß offenbar nicht, was sich zwischen Politikern und Journalisten in Österreich abspielt. Die Affäre um den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff, der bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann bezüglich eines Berichtes intervenierte, wäre hierzulande nicht der Skandal, zu dem die Medien ihn bei den Nachbarn machten. In Österreich sind Interventionen gang und gäbe. Politiker verschaffen Zeitungen, die gut über sie berichten, gerne Inseratenschaltungen bei staatsnahen Betrieben oder sie revanchieren sich bei den Verlagen mit Anzeigen auf Kosten der Steuerzahler, indem sie aus dem Budget des Ministeriums, des Bundeskanzleramtes oder aus dem prall gefüllten Werbetopf der Stadt Wien seitenweise Kooperationen vereinbaren.

Vielleicht hat Armin Assinger recht, wenn er sagt, dass Heinz Fischer nie persönlich intervenieren würde. Politiker wie er oder Bundeskanzler Werner Faymann haben dafür eigene Leute wie die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, die wegen eines ZiB-Beitrages bis zu zehn Mal am Tag in der Redaktion des ORF angerufen haben soll. Wie berichtet, ging es dabei um einen Bericht zu angeblich von Werner Faymann bestellten Asfinag-Inseraten. Als Die Presse darüber schrieb, dementierten Chefredakteur Fritz Dittlbacher und Redakteurssprecher Dieter Bornemann, dass ein 55-Sekunden-Bildbeitrag aufgrund politischer Intervention zur 32-Sekunden-Moderation verkommen sein soll. Der Beitrag sei nicht fertig gewesen, die Entscheidung aus rein journalistischen Gründen gefallen, sagten sie unisono.

Als Verkehrsminister gerne die Hand im Spiel

Doch Die Presse ließ nicht locker und berichtet in der heutigen Ausgabe: „Wie der ORF einen ZiB-Beitrag kürzt“. Da heißt es, dass der Presse nun Originaltexte vorliegen würden, etwa jener: „Werner Faymann 2007 als Verkehrsminister. Gerne hat er selbst die Hand im Spiel. Und das offenkundig nicht nur, wenn es um die Eröffnung neuer Straßenstücke ging. Auch bei der Vergabe von Asfinag-Inseraten.“ Erschienen sei dann nicht dieser Text, sondern ein viel nachrichtlicher. Stimmen diese Vorwürfe, dann sind die Proteste des ORF-Redakteursprechers Dieter Bornemann gegen die Bestellung des SPÖ-Politkommissärs Niko Pelinka als Büroleiter von Alexander Wrabetz auch nur eine Farce, so wie die öffentliche Ausschreibung für diesen Posten, der bereits vergeben ist. Wer auf politische Intervention hin einen Beitrag kürzt oder verändert, ist Teil des Systems und kann nicht quasi als Robin Hood im ORF für die Unabhängigkeit des Senders auf die Barrikaden steigen.

Auch Armin Assinger ist als gut dotierter Millionenshow-Moderator und gelegentlicher Co-Kommentator bei Abfahrtsläufen im ORF existenziell gut verankert. Aber weil der Kärntner Ex-Polizist so ein sympathischer Zeitgenosse ist, kaufen wir ihm die politische Naivität auch noch ab. 

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