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19. Jänner 2012 / 11:17 Uhr

Frankreich-Abwertung verhilft Front National zu Spitzenwerten

Der Zusammenbruch der europäischen Finanz macht vielen Bürgern das falsche Spiel der Politik klar. In Frankreich zeigt sich nach dem Verlust des AAA-Ratings eine starke Tendenz zu Marine Le Pen und ihrem Front National, seit Anfang letzten Jahres konnte sie laut neuesten Umfragewerten neun Prozent gewinnen, nun ist sie mit der Unterstützung von fast einem Drittel der Bevölkerung ein ernster Gegner für Nicolas Sarkozy und seinen sozialistischen Rivalen Francois Hollande. Zuvor hatten die Umfragen durchgehend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kandidaten prognostiziert.

 

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Marine Le Pen etabliert sich in der französischen Gesellschaft.
Foto: Front National / Wikimedia / Libre de droits

Die bisherigen Statistiken schätzten den Front National bisher unter der 20-Prozent-Marke ein – die beiden "Hauptbewerber" würden sich hierbei um die 25 % bewegen. Nun sind politische Beobachter jedoch der Meinung, dass die Unterstützung Le Pens unterschätzt wurde: Im Zuge der Finanzkrise, so wird vermutet, bewährt sich der modernisierte Standpunkt der Partei, den Marine Le Pen etablierte, seit sie die Parteiführung von ihrem Vater übernahm. Mittlerweile lukriert sie auch in bisher für den Front National eher zweitrangigen Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel den jungen Wählern oder dem Mittelstand, viele neue Sympathisanten.

Das aktuelle Ergebnis des Front National ist das Beste seit 1991. Doch bereits 2002 hatte es Jean-Marie Le Pen in die Endrunde der Präsidentschaftswahlen geschafft. "Der Begriff 'Front National' ist akzeptabel geworden. Früher hat er Menschen abgeschreckt, aber das ändert sich", so der Direktor des Umfrageninstituts TNS Sofres. Bereits vor dem Verlust des französischen Triple-A'zeichnete sich ab, Le Pen könnte einen der beiden anderen Präsidentschaftskandidaten aus der Stichwahl zum Präsidenten verdrängen.

 

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Sarkozy's Wiederwahl ist durch die Krise unwahrscheinlich geworden.
Foto: Richard Pichet / wikimedia / (CC BY-SA 3.0)

Mit der Abstufung des Landes werden Le Pens Aussagen nicht nur innerhalb Frankreichs in allen Punkten bestätigt: Auch außenpolitisch gewinnen sie an Bedeutung: Die britische Zeitung Daily Mail hat das Finanzdesaster Frankreichs den "Exzessen degenerierter Europhilie der politischen Klassen" zugeschrieben und Marine Le Pen als "einzige glaubwürdige politische Persönlichkeit in Frankreich, die die Fakten annimmt, wie sie sind" bezeichnet.

Der Verlust des Triple-A-Ratings markiert den Anfang vom Ende der Sarkozy-Regierung – auch die Vergleichbarkeit mit Deutschland ist nun dahin. Die Koalition der gleichwertigen Partner, die gemeinhin als "Merkozy" bezeichnet wurde, ist nun nicht mehr vertretbar – somit hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel jetzt einerseits die größte Bedeutung in Europa, andererseits müssen ihre Bürger auch nahezu alleine für alle Europäischen Schulden haften. Sarkozy hat sein für die Wahlen bedeutendes Image als Euro-Führer verloren, Marine Le Pens Rolle in der Öffentlichkeit hingegen wird zu einer Notwendigkeit.

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