Bundeskanzler Faymann zeigt sich "entsetzt" über die Kritik des FPÖ-Abgeordneten Königshofer an Kardinal Schönborn und den Umtrieben der ihm untergeordneten Schäfchen. Natürlich durften in Faymanns Statement die Standardvokabel "menschenverachtend" und "beschämend" nicht fehlen. Derartige Beschimpfungen seien nicht im Sinne eines modernen, sozialen Österreichs. Sie würden ein weiteres Mal zeigen, welche politische Gesinnung die Freiheitlichen Funktionäre hätten, empört sich der Kanzler.
In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, wie Bundeskanzler Faymann den Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend des Jahres 1983 tituliert. Der oberste Jungsozialist organisierte nämlich anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II in Wien eine Gegenveranstaltung mit dem sinnigen Arbeitstitel "Party gegen den Papst". Das von der Mutterpartei genehmigte Motto lautete letztlich "Alternativen zum Papst-Besuch". In diesem Rahmen kam es dann zu dermaßen religionsverachtenden Kundgebungen, dass sich sogar die Staatsanwaltschaft veranlasst sah, gegen den Organisator wegen "Herabwürdigung religiöser Lehren" Erhebungen einzuleiten. Weil die Genossen so tolerant und weltoffen sind, wurden auch Kirchenaustrittsberatungsstellen eingerichtet und neben anderen hetzerischen Artikeln "Papst raus"-T-Shirts zum Kauf angeboten.
Falls sich Faymann nicht mehr erinnern sollte, an wen er seine diesbezügliche Kritik zu richten hat: Der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend im Jahr 1983 hieß Werner Faymann. Die gespielte Empörung über einen freiheitlichen Abgeordneten, der mit zugegeben deftigen Worten einen politisierenden Kirchenfürsten in die Schranken wies, ist also reine Heuchelei. Angesichts seiner offen zur Schau gestellten Geisteshaltung gegenüber dem damaligen Oberhaupt der katholischen Kirche ist Faymann der Letzte, der die Worte "beschämend" und "menschenverachtend" in den Mund nehmen sollte.
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