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3. Feber 2012 / 00:48 Uhr

Marine Le Pen: Patriotische Parteien müssen neues Europa gründen

Marine Le PenMarine Le Pen war der internationale Stargast des WKR-Balls am vergangenen Freitag. Frankreichs Medien sind aufgrund dessen ähnlich in Rage wie die österreichischen Gazetten. Der Front National hat bereits einige Organisationen geklagt, die besonders verleumderisch vorgegangen waren. Le Pen bekam jedoch nach ihrem Wien-Besuch auch dezidierte Unterstützung einer Organisation von jüdischen Franzosen, die sich auch für ihre Wahl zur nächsten französischen Präsidentin aussprechen. Im Zuge des Wien-Aufenthalts gab Marine Le Pen dem Wochenmagazin Zur Zeit  ein Interview, aus dem wir Auszüge veröffentlichen. Die aktuelle Ausgabe wird heute, Freitag, an die Kioske geliefert.

Marine Le Pen

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Marine Le Pen: "Die EU entwickelt sich ohne die Völker und
vielleicht sogar gegen die Völker."
Foto: FPÖ

Madame Le Pen, in der EU haben Nicolas Sarkozy und Angela Merkel bei der Bewältigung der Eurokrise das Heft in die Hand genommen. Sehen Sie darin so etwas wie ein „deutsch-französisches Direktorium“?
Marine Le Pen: Im Gegensatz zu dem, was die EU versprochen hat, hätte sie in Betracht ziehen sollen, daß der „deutsch-französische“ Motor geeignet und gerade dabei ist, gegen die Wand zu fahren. Denn der europäische Föderalismus hat zu einer Erosion der Souveränität der europäischen Völker geführt und wird in Zukunft vielleicht sogar eine europäische Finanzregierung bringen, die eindeutig zu einer steuerlichen Mehrbelastung führen wird. Daher muß dieser Prozess aufgehalten werden.

Was ist denn das Hauptproblem des deutsch-französischen Motors?
Marine Le Pen: Das grundsätzliche Problem des deutsch-französischen Motors ist, daß er sich gegensätzlich zu den Völkern vorwärts bewegt. Das deutsche Volk zeigt zumindest in den Umfragewerten eine Tendenz, die sich gegen die aktuelle Konstruktion der EU und mittlerweile sogar gegen den Euro ausspricht. Die Franzosen sind mehrheitlich ebenfalls dagegen und sind für eine Art Protektionismus, um ihre Industrie im Rahmen des internationalen Wettbewerbs zu erhalten. Fazit: Die deutsch-französischen Führungskräfte sind eben nicht die wirklichen Repräsentanten ihrer jeweiligen Völker. Die EU entwickelt sich auch hier ohne die Völker und vielleicht sogar gegen die Völker.

Sind EU und Euro überhaupt noch reformierbar?
Marine Le Pen: Das glaube ich nicht, weil der Euro in Wirklichkeit eher ein politisches Instrument als ein wirtschaftlich-monetäres Instrument war. Das Ziel des Euro war, uns in eine Art „Ketten“ zu legen, um die europäischen Völker dazu zu zwingen, den fortschreitenden Verlust der Souveränität zu akzeptieren. Wir entwickeln uns in dieser Union in Richtung einer EUdSSR. Der Untergang des Euro, den ich für unausweichlich halte, wird daher ebenso zu einem Zusammenbruch der politischen Union führen, zumindest in der heutigen Ausprägung. In der Folge werden die patriotischen Parteien in Europa sich an einen Tisch setzen müssen und ein neues Europa gründen, eines der freien und souveränen Nationen, das die nationalen Identitäten und nationalen Interessen aller in Europa respektiert und berücksichtigt.

Marine Le Pen 2

Marine Le Pen 2

Marine Le Pen will die Macht der Finanzmärkte brechen.
Foto: FPÖ

In Umfragen für die nächste französische Präsidentschaftswahl am 22. April liegen Sie, Präsident Sarkozy und der Sozialist Hollande dicht beieinander. Werden Sie in die Stichwahl kommen?
Marine Le Pen: Ich bin sicher, an den nächsten Präsidentschaftswahlen teilzunehmen und vielleicht sogar Präsidentin der Republik zu werden.

Was sind die dringendsten Probleme, die in Frankreich gelöst werden müssen?
Marine Le Pen: Da Wichtigste ist, unsere Souveränität zurückzugewinnen und ebenso dringend ist es, das Monopol der Finanzmärkte zu brechen, die die Hand auf unsere Wirtschaft legen und die uns gezwungen haben, seit dem Jahr 1973 1.400 Milliarden Zinsen bei Staatsschulden von 17.000 Milliarden zu zahlen. Unter diesen Umständen gibt es leider nur zwei Möglichkeiten, unsere Wettbewerbsfähigkeit wieder zu erlangen. Entweder mit einer weniger starken Währung auf der einen Seite oder einer Senkung der Gehälter und damit des Durchschnittseinkommens und einem
Zusammenbruch des Wohlfahrtsstaates auf der anderen Seite. Ich denke aber, daß man sich auf die Währung und das Geldsystem konzentrieren muß.

Das vollständige Interview lesen Sie in der am Freitag, 3. Februar 2012, erscheinenden Ausgabe der Zur Zeit. Die vorige Nummer finden Sie hier als E-Paper.

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