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6. Feber 2012 / 11:48 Uhr

Bosnische Kroaten: Vertrieben oder zum Sterben verurteilt

BildDer Tatort-Krimi vom 5.2.2012 beschäftigte sich auf eine sehr einseitige Art mit den Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und deren Folgen. Schuld waren ausschließlich die Serben, deren grausamste Massaker – insbesondere an Muslimen – geschildert wurden. Doch heute sind es in erster Linie Muslime, die christliche Minderheiten terrorisieren. Einerseits im Kosovo, der über Beschluss der internationalen Gemeinschaft von Serbien getrennt wurde und wo seither die serbische Bevölkerung massiv bedrängt wird. Andererseits in Bosnien-Herzegowina, wo die Serben über eine autonome Republik verfügen, die Kroaten jedoch dem Druck der muslimischen Bosniaken und des immer stärker werdenden radikalen Wahhabismus schutzlos ausgeliefert sind. Unzensuriert.at bringt eine auszugsweise Übersetzung einer aktuellen Schilderung auf dem von christlichen Kroaten gestalteten Blog Occidental Libertas. Hier geht’s zum englischen Original.

Pro-isamische Linke diskriminiert Kroaten

Minarett und Kreuz

Minarett und Kreuz

In Bosnien wird der Islam immer dominanter.
Angriffe auf katholische Kroaten häufen sich.
Foto: Elazhar / flickr (CC BY 2.0)

aDie bosnischen Kroaten, die von der Regierung in Agram und vom Westen vergessen wurden, leiden unter der institutionellen Diskriminierung seitens der bosnischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft, die dort durch das Amt des Hohen Repräsentanten vertreten ist, wo es aber nur westliche pro-islamische Linke gibt, die ihnen bisher alle Gleichheit und Rechte verweigerten, wie sie den Serben und Bosniern genehmigt wurden. Ja es geht den bosnischen Kroaten sogar noch schlimmer, da sie durch viele Maßnahmen zu Bürgern zweiter Klasse degradiert wurden. Selbst die Appelle der katholischen Kirche in Bosnien-Herzegowina, welche gegenüber dem Amt des Hohen Repräsentanten als Beschützer der kroatischen Identität auftritt, haben nicht vermocht, die Angriffe auf die bosnischen Kroaten zu stoppen.

Einer der vielen Gründe, warum ich begann, diesen Blog zu schreiben ist, ist der, dass ich die Welt darüber in Kenntnis setzen wollte, dass die bosnischen Kroaten unter institutioneller Diskriminierung und sogar unter Terror von Seiten der bosniakischen Wahhabiten leiden; diese bekommen von Tag zu Tag mehr Zulauf, da die Islamische Glaubensgemeinschaft von Bosnien-Herzegowina unter der Führung von Reis Ulema Mustafa Cerić sich nicht darum kümmert, ob anderen durch die Wahhabiten Schaden zugefügt wird. Lieber tut man sich zusammen mit dem Establishment von Bosnien und Herzegowina unter der Präsidentschaft von Bakir Izetbegovič, welche den Wahhabiten Schutz gewährt, was die von diesen ausgehende Gefahr nur noch erhöht. Der von den Medien als „gemäßigter Kleriker“ gefeierte Reis Cerić nannte den Erzbischof von Vrhbosna Kardinal Vinko Puljić sogar einmal einen „Islamfeind“, weil dieser erklärt hatte, dass er über den Einfluss der Wahhabiten in Bosnien besorgt sei. Reis Cerić replizierte daraufhin:

Diese neuen Muslime, die Wahhabiten, werden von manchen als ein Hindernis angesehen. Doch diejenigen, die uns die Schuld daran geben, dass ihr Status in der Gesellschaft angeblich wegen des Islam und der Wahhabiten ein geringerer sei, sind in Wirklichkeit islamophob und erinnern uns bosnische Muslime daran, welchen Völkermord wir selber durchgemacht haben, indem unsere Alten getötet wurden, weil sie zu schwach waren, sich selbst zu verteidigen, und nur die Jungen überleben konnten, weil sie bereit waren, für ihr Leben und ihre Ehre zu kämpfen. Dennoch werden bosnische Muslime niemals das Recht eines anderen auf Leben, Glauben, Freiheit, Eigentum und Ehre in Frage stellen.

Reis Cerić, der in den USA ausgebildet wurde (er hat einen Doktortitel in Islamwissenschaft von der University of Chicago) und von 1981 bis 1986 als Imam der Moschee in Northbrook, Illinois, tätig war, sagt also, dass die Wahhabiten für niemanden eine Gefahr darstellen. Doch das soll er einmal den Kroaten erklären, die ihre Verwandten durch von Wahhabiten verübte Terroranschläge verloren haben oder durch Provokationen der bosniakischen Nationalisten, die Kroaten am helllichten Tage attackieren. Er soll auch die jüngsten Provokationen während der Weihnachtsferien erklären, wo in Stolac von lokalen Bosniaken eine Krippe verbrannt wurde und eine Gruppe von Kroaten in der Gegend von Zavidovići in Zentral-Bosnien von lokalen Bosniaken auf offener Straße beraubt wurde. Es waren ebenso lokale Bosniaken, von denen die vorweihnachtlichen Wandschmierereien stammten, in denen sie ihre Unterstützung für Mevlid Jašarević bekundeten, der im Oktober 2011 das Schusswaffenattentat auf die US-Botschaft in Sarajevo begangen hatte. Diese Wandschmierereien wurden erst am Heiligabend entfernt.

Kroatische Bevölkerung in Bosnien schrumpft durch Abwanderung

Viele Kroaten verlassen mittlerweile Bosnien-Herzegowina, weil ihnen hier die Rechte einer dritten kroatischen Entität verweigert werden und weil auf ihre sprachlichen Bedürfnisse (zB Medien in kroatischer Sprache) keine Rücksicht genommen wird. Das gilt nicht nur für Kroaten, die im ethnisch gemischten Zentral-Bosnien leben, sondern auch für Kroaten in der Herzegowina, wo es noch eine kroatische Mehrheit gibt. Die katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina hat im Jahr 2010 ihre eigene Volkszählung unter der kroatischen Bevölkerung durchgeführt, die ergab, dass die Zahl der Kroaten in Bosnien-Herzegowina durch Krieg und sozio-ökonomische bzw. politische Bedingungen von 17,3 % im Jahr 1991 auf 13 % im Jahr 2010 geschrumpft ist und eine langfristige Prognose das Aussterben der kroatischen Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina in den nächsten 30 – 50 Jahren voraussagt, sofern nicht sofortige Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Kroaten sind die Volksgruppe, die Bosnien-Herzegowina ursprünglich bevölkerte und bis 1624 die Mehrheit der kroatischen Katholiken stellte. Erst infolge der osmanischen Eroberung und der Verfolgung der kroatischen Bevölkerung konvertierte eine große Zahl von Kroaten zum Islam oder zum orthodoxen Christentum, während andere aus dem Land flohen. Im Jahr 1624 war die Bevölkerung von Bosnien wie folgt gegliedert:

  • Kroatische Katholiken – 100.000 oder 22 %
  • Muslime – 300.000 oder 67 %
  • Orthodoxe Christen – 50.000 oder 11 %

Genau ein Jahrhundert später, im Jahre 1723, gab es in Bosnien nur mehr 25.000 katholischen Kroaten. Während der letzten Verfolgung durch die Osmanen im Jahre 1875, als die Kroaten gemeinsam mit den Serben wegen der hohen Steuern gegen das Osmanische Reich revoltierten, mussten 150.000 Kroaten Bosnien verlassen. Nach der Übernahme der Verwaltung über Bosnien-Herzegowina durch die österreichisch-ungarische Monarchie im Jahr 1878 kehrten viele Kroaten wieder nach Hause zurück, doch konnten in Hinkunft die Kroaten in Bosnien-Herzegowina nie mehr die Bevölkerungsmehrheit stellen. Ihre größte Stärke erreichten sie im Jahr 1948, wo sie laut der damaligen Volkszählung 25 % der Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina ausmachten. Seit 1948 ging ihre Zahl stets zurück.

Siedlungen sollen Kroaten Sicherheit geben

Herceg Bosne

Herceg Bosne

Die Kraoten genießen keinen Autonomieschutz in Bosnien. Die von
ihnen gegründete Republik "Herceg Bosne" hielt nur bis 1995.
Foto: Quahadi Añtó / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

aDie katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina, die als Beschützerin der Identität der bosnischen Kroaten auftritt, hat das jüdische (Siedler-)Modell vorgeschlagen, wonach kroatische Regionen geschaffen werden sollen, die von bosnischen Kroaten bewohnt und von der kroatischen Nationalversammlung von Bosnien-Herzegowina regiert werden. Allerdings ist es eine Frage des politischen Willens, weil sich die bosnisch-kroatische Führung offenbar auch nicht um die eigene Bevölkerung sorgt. Leider sind diese Zustände auch der Regierung in Agram ziemlich egal. Der sozialdemokratische Führer der neuen Links-Regierung, Ministerpräsident Zoran Milanović, der selber aus der West-Herzegowina stammt, erklärte, dass er bessere Beziehungen zur bosnisch-kroatischen Bevölkerung herstellen wolle, und auch Außenminister Vesna Pusić brachte seine Unterstützung für eine dritte kroatische Entität in Bosnien-Herzegowina zum Ausdruck; aber bei der bekannten pro-muslimischen Einstellung der Linken ist nicht zu erwarten, das viel passieren wird, weil ihnen letztlich die Freundschaft mit der bosniakischen (also islamischen) Bevölkerung wichtiger ist als die eigene Volksgruppe und deren Anliegen, die dritte kroatische Entität.

Vor kurzem gab es Berichte, dass bosnische Kroaten, die nach dem Krieg in ihre Heimat in Zentral-Bosnien zurückgekehrt waren, diese nun neuerlich verlassen: Grund sind die sozio-ökonomischen Bedingungen und die institutionelle Diskriminierung. Einige von ihnen sind nach Kanada und Schweden ausgewandert, um dort ein neues Leben zu beginnen, und werden vermutlich nie mehr in ihre Heimat zurückkehren. Die Situation wurde so schlimm, dass zum Beispiel die in der West-Herzegowina gelegene Gemeinde Livno, wo es eine kroatische Mehrheit gibt, den Antrag stellte, in die Republika Srpska (also die serbische Entität in Bosnien-Herzegowina) aufgenommen zu werden.

Geht eine fast 1500-jährige Ära der Kroaten in Bosnien zu Ende?

Wenn es so weiter geht wie bisher in den vergangenen 17 Jahren, dann wird die kroatische Bevölkerung, die eigentliche indigene Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina, die hier seit dem 7. Jahrhundert gelebt hat, in Bosnien-Herzegowina aufhören zu existieren.

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