In der Nationalratssitzung vom 15. Dezember 1989, also wenige Tage vor dem Weihnachtsfest, kam es zu einem Eklat im Parlament, der bis heute unbemerkt blieb. Während einer Rede des FPÖ-Abgeordneten Siegfried Dillersberger rief der damalige Klubobmann der SPÖ-Fraktion und heutige Bundespräsident Heinz Fischer völlig unmotiviert und ohne Zusammenhang „Sieg Heil“ in den Sitzungssaal.
Und das, obwohl die Rede zur Erhöhung der Parteienförderung schlichtweg keinen Zündstoff lieferte – wie aus dem Protokoll ersichtlich ist. Fischer zeigte sich zwar während anderer Debatten schon sehr gelöst und gab Zwischenrufe wie „Jetzt wird’s spannend!“ oder „Ah geh!“ von sich, ein späteres „Sieg Heil“ konnte jedoch niemand vermuten.
Doch die Äußerung blieb ohne Konsequenzen. Weder ein Ordnungsruf wurde erteilt, noch zog der Nazi-Sager medial großes Aufsehen nach sich.
Auf die Äußerungen aus dem Parlamentsprotokoll angesprochen, erklärte eine Pressesprecherin des Bundespräsidenten, dass dieser sicher nicht „Sieg Heil“ gerufen habe. Er hätte vielmehr wegen der hitzigen Debatte in Richtung FPÖ gemeint, „dass schon fast eine Sieg-Heil-Mentalität“ herrsche. Warum Fischer nie das aus seiner Sicht scheinbar falsche stenografische Protokoll beanstandet hat, kann auch die Rechtfertigung durch seine Sprecherin nicht klären.
Zu finden ist der "Sieg Heil"-Sager im Stenografischen Protokoll auf Seite 98
(Foto auf der Startseite: © Gryffindor)
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