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1. März 2012 / 11:39 Uhr

20 Jahre Bosnien-Herzegowina: Es gibt nichts zu feiern

Heute feiert Bosnien-Herzegowina den 20. Jahrestag seiner Unabhängigkeit, doch es ist ein Gedenktag ausschließlich für die bosniakische Bevölkerung des Landes, während die Serben ihrerseits die Ausrufung der Republika Srpska am 9. Januar und die Kroaten die Schaffung der Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna am 18. November feiern. Hier Auszüge aus einer Analyse des Blogs Occidental Libertas anlässlich des heutigen Jubiläums

Bakir Izetbegović

Bakir Izetbegović

Bakir Izetbegović ist der bosniakische Vertreter in der Präsidentschaft.
Foto: European People's Party / Wikimedia (CC BY 2.0)

Bosnien-Herzegowina hat in den zwei Jahrzehnten seiner Unabhängigkeit wenig bis gar nichts erreicht, außer einem verheerenden drei Jahre (1992-1995) andauernden Krieg, in dem 99.000 Menschen umkamen und das Land zerstört wurde. Heute gleicht Bosnien-Herzegowina den gescheiterten Nation-Building-Projekten in Irak und Afghanistan, doch geht es nach dem Willen der internationalen Gemeinschaft, die im Lande durch das Büro des Hohen Repräsentanten vertreten ist, so darf das Projekt Bosnien-Herzegowina nicht scheitern. Unterstützer sind natürlich auch die bosniakische Führung unter Bakir Izetbegović (dem Sohn von Alija Izetbegović und Vorsitzenden der Partei der Demokratischen Aktion bzw. bosniakischen Mitglied der Präsidentschaft), die islamische Gemeinschaft unter dem wahhabiten-freundlichen Reis Ulema Mustafa Cerić sowie letztlich die "patriotische" bosniakische Bevölkerung, die zwar 48 % der Gesamtbevölkerung stellt, aber nur 22 % der Landesfläche besiedelt.

Kroaten in Bosnien vom Aussterben bedroht

Auf der anderen Seite stellen die Serben 37 % der Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina (auf 49 % des Territoriums); ihre "Entität" ist die Republika Srpska und ihr Anführer ist Milorad Dodik, der mit Sezession droht aber gleichzeitig den Status quo halten möchte und gelegentlich sogar den Aufbau einer dritten (kroatischen) Entität unterstützt. Die Kroaten wiederum, die mit den Bosniaken in der Föderation von Bosnien-Herzegowina zusammenleben, sind die älteste und mit 13 % der Bevölkerung (auf 29 % des Territoriums) kleinste Bevölkerungsgruppe. Ihre permanente Führungskrise hatte sie bisher daran gehindert, ihre eigene Entität zu schaffen. Dies hat zur Folge, dass die Kroaten laufend diskriminiert werden und ihre Zahl rückläufig ist. Wenn der herrschende demographische Trend anhält, werden Hochrechnungen zufolge die Kroaten in Bosnien-Herzegowina in der Mitte dieses Jahrhunderts ausgestorben sein. Dies würde das Ende einer 1400 Jahre langen kroatischen Präsenz in diesem Teil des Balkans bedeuten.

Bosnien-Herzegowina hat aufgrund seiner ethnischen und religiösen Spaltung eine der kompliziertesten Verfassungen Europas. Unter dieser bizarren Verfassung hat zwar ein kroatisches Mitglied der Präsidentschaft mit Hilfe der bosniakischen Wähler die derzeitige Führung inne, dennoch wird die kroatische Bevölkerung aufs Gröblichste benachteiligt. Das Dayton-Abkommen, welches im Jahr 1995 den blutigsten Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Friedensschluss beendete, brachte keine politische Stabilisierung. Als Bosnien-Herzegowina am 28. Dezember 2011 eine Regierung unter der Führung von Vjekoslav Bevanda (CDU) aufstellte, war dies das Resultat von 14-monatigen desaströsen Verhandlungen, in denen die multiethnische Sozialdemokratische Partei, die dank der Stimmen der bosniakischen Wähler den kroatischen Sitz der Präsidentschaft erlangt hatte und Forderungen nach immer mehr kroatischen Positionen in der Regierung erhob, alles forderte und am Ende alles verspielte.

Wirtschaft liegt am Boden

Fabrik

Fabrik

Die Wirtschaft in Bosnien ist in katastrophalem Zustand.
Foto: Sti2 / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Neben der konstitutionellen Zwangsjacke und ständigen politischen Probleme auf nationaler und lokaler Ebene hat das Land auch enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es hat sich niemals vollständig von dem Krieg erholt, der die Wirtschaft zerstört hatte, und erzielt aufgrund der andauernden politischen Krise nur äußerst schwache Wirtschaftsdaten; die Arbeitslosigkeit liegt bei 43 %, die Staatsverschuldung bei 40 % des BIP, und der graue Markt ist die wichtigste Einnahmequelle für Dealer. Mit einem Wort: Bosnien-Herzegowina ist der schlechteste Wirtschaftsplatz in Europa (Platz 125 auf der Weltbank-Liste "Ease of Doing Business"), wobei man nicht übersehen darf, dass das Land auf Hilfe für den Wiederaufbau und humanitäre Hilfe aus dem Ausland angewiesen ist und aufgrund seiner schwachen Industrie eine negative Handelsbilanz aufweist. Die kroatisch-bosniakische Föderation von Bosnien-Herzegowina steht daher am Rande des Bankrotts, und 7000 Geschäfte haben bereits zugesperrt. Aber auch die Republika Srpska ist nach Jahren relativen Wirtschaftswachstums wieder auf dem Weg in eine Rezession.

Wahhabiten als Bedrohung für alle Bürger

Wenn der Kosovo als gescheiterter Staat und Exporteur des Islamismus bezeichnet wird, so kann das gleiche leider auch von Bosnien-Herzegowina gesagt werden. Wahhabiten haben derzeit bereits 27 verschiedene Standorte in ganz Bosnien-Herzegowina eingenommen und agieren unter dem Schutz der Islamischen Gemeinschaft von Bosnien-Herzegowina unter Reis Ulema Mustafa Cerić, der die Verbreitung des Wahhabismus sogar fördert, sowie der bosniakischen Führung unter Bakir Izetbegović. Die Wahhabiten haben sich zu einer Bedrohung nicht nur für die lokalen Kroaten und Serben entwickelt, sondern wenden sich auch gegen die säkulare muslimische Bevölkerung der Bosniaken, die weder bei der islamischen Gemeinschaft noch bei der bosniakischen politischen Führung Rückhalt und Schutz finden.

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