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7. März 2012 / 12:37 Uhr

Valdivia: Von der reichsten zur ärmsten Stadt Chiles

Mit einer Bilderschau von Odin Wiesinger in Santiago de Chile startete die österreichische Delegation unter Führung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf in eine zehntägige Lateinamerika-Reise. Mit einem Besuch in der Hauptstadt der Region De los Rios, Valdivia, fand die Tour nun eine interessante Fortsetzung. Diese Region ist zweieinhalb Mal so groß wie Österreich, allerdings leben in diesem Gebiet von Chile nur 1,5 Millionen Einwohner.

In dieser spärlich besiedelten Region leben heute 90 Österreicher, die sich in einer klimatisch ähnlichen Situation wie in Tirol oder Salzburg sehr wohl fühlen. Einer, der sich in der Hauptstadt Valvidia, die nur 15 Kilometer vom Pazifik entfernt ist, niedergelassen hat, ist der österreichische Honorarkonsul Marcos Lampaglia. Er besitzt hier auch die einzige österreichische Firma, ein Sperrholzwerk. Gegründet hat das Unternehmen sein Großvater, er emigrierte 1939. Heute sind im Werk 280 Menschen beschäftigt, 20 Prozent der Produktion gehen in den Export.

Lampaglia lud zu Ehren der Besucher zu einem Österreicher-Abend in die Brauerei Kunstmann, an dem neben Auslandsösterreichern auch der Landeshauptmann der 14. Region Chiles, Juan A. Varas Braun (der Name stammt aus Litauen), teilnahm. Brauns Verbindungen zu Österreich sind vor allem die guten Kontakte zu dem Kartonagen-Hersteller Mayr-Melnhof.

Forschungszentrum kooperiert mit Uni Innsbruck

Intensive Kontakte zu Österreich gibt es auch im Forschungszentrum CECS (Centros de Estudios Cientificos), wo es im Bereich der Gletscherforschung eine enge Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck gibt. Aus dem Staunen kamen die Delegierten aus Österreich nicht heraus, als sie eine der größten Holzfirmen der Welt besuchten. “Wir sind die erste österreichische Delegation, die das Werk der Zellstofffabrik Arauco besichtigt”, sagte Delegations-Leiter Martin Graf, augenscheinlich beeindruckt von der Größe des Unternehmens: Nur im Raum Valdivia sind 5000 Menschen bei Arauco beschäftigt, die Firma besitzt ingesamt eine Million Hektar Wald, ein Viertel davon in der Umgebung von Valdivia.

So könnte man annehmen, dass die Stadt im Süden Chiles floriert und reich ist. Doch trotz starker Forstwirtschaft, der größten Milchproduktion des Landes und der größten Tulpenzwiebelproduktion der Welt gilt Valdivia seit 1980 als die ärmste Stadt Chiles. Zum Niedergang beigetragen hat die Inbetriebnahme des Panamakanals 1920. Wenige Jahre zuvor, von 1848 bis 1905, war Valdivia noch die reichste Stadt Chiles.

Zu den Pionieren der damaligen Zeit zählt der deutsche Einwanderer Carl Anwandter. Der Apotheker dachte an Auswanderung, weil seine liberalen und republikanischen Prinzipien im Gegensatz zum preußischen Absolutismus standen. Er emigrierte 1850 mit dem Hamburger Segelschiff Hermann nach Chile, wo er am 13. November 1850 in einer Gruppe von 95 deutschen Einwanderern im Hafen von Corral (Valdivia) landete. 1851 gründet der gelernte Apotheker die Brauerei Anwandter (Cervecería Anwandter) auf der Isla Teja von Valdivia. Zudem rief er in Valdivia 1853 den Club Alemán und 1858 die Deutsche Schule ins Leben, die heute seinen Namen trägt (Instituto Alemán Carlos Anwandter) und deren Direktor er 1858 bis 1876 war.

Gelöbnis eines deutschen Einwanderers

Als Vertreter der ersten geschlossenen deutschen Einwanderergruppe nach Chile legte Anwandter folgendes Gelöbnis gegenüber dem chilenischen Einwanderungsagenten ab:

Wir werden ebenso ehrliche und arbeitsame Chilenen sein, wie nur der beste von ihnen es zu sein vermag. In die Reihen unserer neuen Landsleute eingetreten, werden wir unser Adoptiv-Vaterland gegen jeden fremden Angriff mit der Entschlossenheit und Tatkraft des Mannes zu verteidigen wissen, der sein Vaterland, seine Familie und seine Interessen verteidigt.

Die hiermit ausgedrückte Loyalität der deutschen Einwanderer gegenüber ihrer neuen Heimat bei gleichzeitigem Festhalten an den eigenen Traditionen ist bis in die Gegenwart für die Deutsch-Chilenen prägend geblieben.

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