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18. März 2012 / 08:43 Uhr

8. Jahrestag des Märzpogroms an den Kosovo-Serben

„Am Anfang eines Pogroms steht immer eine Pogromlüge. So war es im Mittelalter, wenn der christliche Mob an den Juden Vergeltung üben wollte, weil die angeblich Hostien geschändet oder Knaben ermordet hatten, und genauso geschah es jetzt auch den Serben“, schrieb der deutsche Publizist Jürgen Elsässer am 19. März 2004 über den Auslöser jener schweren Ausschreitungen, die seit 17. März den Kosovo erfasst hatten und in deren Verlauf 19 Menschen ums Leben kamen, 4000 Serben ihre Heimat verlassen musste, 935 serbische Häuser zerstört und 35 orthodoxe Kirchen entweiht, beschädigt oder zerstört wurden.

Kosovo-Pogrom

Kosovo-Pogrom

"Tod den Serben" steht auf der Mauer der zerstörten
St. Georgs-Kathedrale in Prizren/Kosovo.
Foto: JovanStojan / flickr (CC BY 2.0)

Die Pogromlüge war in diesem Fall die Behauptung, drei albanische Kinder seien ertrunken, weil sie von Serben in den Ibar-Fluss gejagt worden seien. Dies sei, so hieß es, Vergeltung für den Tod eines 18-jährigen Serben gewesen, der im Vorbeifahren von Albanern erschossen worden war. Es stellte sich heraus, dass albanische Journalisten einem vierten, überlebenden Buben vorgesagt hatten, wie er den Tod seiner Freunde im Ibar-Fluss schildern sollte. Als die UNO-Verantwortlichen darauf hinwiesen, war es zu spät. Rund 50.000 Albaner beteiligten sich an der dreitätigen Jagd auf die Kosovo-Serben. 

Was geschah, bezeichnete der damalige serbische Premierminister Vojislav Kostunica als ethnische Säuberung, ein UN-Mann sprach gar von einer „Kristallnacht“. Tausende Albaner versammelten sich an der Brücke in Kosovska Mitrovica, die den mehrheitlich serbisch besiedelten Norden des Kosovo vom Süden trennt. KFOR-Truppen versuchten die Volksgruppen mit Gummigeschossen auseinander zu halten, doch von beiden Seiten wurde gefeuert. In Kosovska Mitrovica starben zwei Serben und sechs Albaner, rund 300 Menschen wurden verletzt, darunter auch elf KFOR-Soldaten. Das Video zeigt erschütternde Bilder aus diesen Tagen.

  

Nach dem Pogrom führte die Kosovo-Polizei eine Spezialuntersuchung durch. Bis 2010 wurden 143 Kosovo-Albaner verurteilt, 67 von ihnen erhielten Gefängnisstrafen von mehr als einem Jahr. Aber der Schaden des Pogroms blieb, aus Angst haben viele Kosovo-Serben die Region verlassen, mit Ausnahme des Nordens, wo eine serbische Mehrheit besteht. Die meisten Kirchen, die seit Jahrhunderten standen, wurden nicht wieder aufgebaut und in den meisten der eingenommenen Häuser leben jetzt Albaner. Serben werden nie wieder dorthin zurückkehren.

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