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4. April 2012 / 09:04 Uhr

Kärnten nimmt Ärzteausbildung selbst in die Hand

Ärzte Österreich droht ein Ärztemangel. Aktuell sind vor allem die Bundesländer Salzburg und Kärnten akut betroffen. Grund dafür ist die beschränkte Kapazität an Ausbildungsplätzen für heimische Mediziner an Österreichs Unis. Jahr für Jahr bewerben sich rund 7.500 für das Medizin-Studium, es gibt aber nur 1.400 Plätze an den drei Medizinuniversitäten Wien, Graz und Innsbruck. Dazu kommt der hohe Anteil an vor allem bundesdeutschen Interessenten, die einen Teil der Studienplätze erhalten, nach der Ausbildung aber wieder in die BRD zurückkehren. Dies alles geht zu Lasten der heimischen Ärzteausbildung und Gesundheitsversorgung. Weder vom für die Gesundheitsvorsorge zuständigen Minister Alois Stöger (SPÖ) noch von dem für die Ausbildung verantwortliche Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sind hier Initiativen zu erwarten.

650 Kärntner studieren derzeit in Wien, Graz und Innsbruck

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Kärnten begegnet dem Ärztemangel mit einer eigenen Medizin-Universität.
Foto: TK_Presse / flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Vor allem im südlichsten Bundesland Kärnten ist der Ärztemangel akut. Aktuell studieren rund 650 Kärntner an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck. Doch nur ein Teil der Absolventen kehrt  nach dem Studium wieder in die Kärntner Heimat zurück. Damit tut sich in den nächsten Jahren durch eine Pensionierungswelle bei der Gesundheitsvorsorge eine Lücke auf.

Kärnten setzt Initiative für eigene Medizinuni

Bundesland Kärnten hat nun eine Initiative gesetzt, um eine eigene Medizinuniversität in der Landeshauptstadt Klagenfurt zu etablieren. Verantwortlich zeichnen die beiden freiheitlichen Landesräte Uwe Scheuch und Christian Ragger. Scheuch ist Landeshauptmannstellvertreter und Bildungsreferent, Ragger Soziallandesrat. Diese neue Medizinuniversität soll beim Landesklinikum angesiedelt sein und für die Ausbildung des Kärntner Ärztenachwuchses sorgen. Schon jetzt ist das Landesklinikum Kärnten als „Lehrkrankenhaus“ in die Medizinerausbildung der Universitäten Graz und Innsbruck eingebunden.

Zusammenarbeit mit Sigmund-Freud-Privatuniversität

Starten soll das Projekt bereits im Studienjahr 2013. Die Grundlage ist eine Kooperation mit der privaten Sigmund-Freud-Universität Wien. Bereits jetzt läuft ein Akkreditierungsverfahren für die internationale Anerkennung der Medizin-Uni Klagenfurt. Mit dem Wintersemester 2013 möchte man den regulären Studienbetrieb mit 80 bis 100 Studenten beginnen. Die Landespolitiker gehen von einer Anschubfinanzierung von rund 10 Millionen Euro aus. Kosten soll ein Studienplatz 12.000 Euro jährlich. Das Startkapital soll einerseits durch Budgetumschichtungen, andererseits aus Mitteln des Zukunftsfonds kommen. Die laufenden Betriebskosten sollen durch Studiengebühren und Forschungsgelder herein kommen. Für Kärntner Studenten soll es ein eigenes Stipendiensystem des Landes geben, um zur Studienplatzfinanzierung beizutragen.

Auch Niederösterreich plant private Medizin-Uni

Kärntnen ist damit bereits das zweite Bundesland, das in der Frage der Ärzteausbildung eigene Akzente setzt. Bereits vor einem Jahr hatte auch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll eine private Medizin-Uni angekündigt. In Krems soll ebenfalls ab Oktober 2013 eine Ausbildungsstätte für 600 bis 700 Jungmediziner entstehen. In Oberösterreich hofft man hingegen weiterhin auf eine vierte öffentliche Medizin-Universität in Linz. Die Regierungsparteien im Bund haben sich jedoch bis heute nicht zu diesem, im Land parteiübergreifend geforderten Projekt bekannt.

Ärztemangel: Studie fehlt weiterhin

Dass Österreich auf einen akuten Ärztemangel zusteuert, ist in Fachkreisen unbestritten. dennoch setzen die zuständigen Ministerien auf Verzögerung. Die bereits im Juni 20120 angekündigte Ärztebedarfsstudie liegt immer noch nicht vor. Zuletzt haben die Freiheitlichen mit einer Podiumsiskussion im Parlament Druck gemacht und dabei ein alternatives und effizienteres Modell der Ärzteausbildung propagiert. Aktuell versucht der Grünen-Gesundheitssprecher Kurz Grünewald einmal mehr, Licht ins Dunkel der verschollenen Studie zu bringen. Er hat eine parlamentarische Anfrage an den Wissenschaftsminister gestellt.

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