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7. April 2012 / 08:23 Uhr

Frankreich: Kundgebungen zur Verteidigung der Identität der Regionen

Am vergangenen Samstag versammelten sich Zehntausende von Menschen in vielen Städten Frankreichs zu Kundgebungen für die Verteidigung der Regionalsprachen und bessere Bedingungen für deren Verwendung im Schulunterricht. Manche Demonstrationen waren so groß, dass das Thema durchaus auch auf die bevorstehenden Präsidentenwahlen Einfluss nehmen könnte.

Bretonen

Bretonen

12.000 Bretonen demonstrierten für größere Anerkennung ihrer
Kultur und Sprache durch den französischen Staat.

Foto: Novopress"Hep Brezhoneg Breizh ebet!" (Ohne bretonische Sprache gibt es keine Bretagne). Mit diesem Spruch gingen in Quimper unter einer bereits sengenden Frühjahrssonne fast 12.000 Demonstranten auf die Straße. Die Kundgebung wurde angeführt von 15 "Bagadoù" (Bannerträgern). Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Vertreter von bretonischen Kulturorganisationen und politischen Parteien aller Couleurs.

Die größte Kundgebung fand in Toulouse, der Hauptstadt Okzitaniens statt, wo fast 30.000 Menschen in den regionalen Farben Rot und Gold aufmarschierten. In Bayonne waren fast 6.000 Basken dem Aufruf der Verbände zur Verteidigung der baskischen Sprache gefolgt. Und in Perpignan wurde – ein Weltrekord in dieser Disziplin – ein von über 7.000 Teilnehmern besuchtes "Lipdub" (eine Art Playback-Musikvideo) veranstaltet, um für die Verteidigung der katalanischen Sprache einzutreten.

Elsässer, Korsen und Savoyer gingen auf die Straße

"Unsri Sproch ist unser Schatz" hieß es im Elsass, wo fast 1000 Menschen in Straßburg für die Verteidigung des elsässischen Dialekts demonstrierten. Ein etwas gedämpfterer Erfolg war einer Veranstaltung in Korsika beschieden, wo etwa 300 eine "Menschenkette" bildeten, um für die korsischen Sprache den Status einer "gleichberechtigten Amtssprache" einzufordern. An die hundert Demonstranten marschierten in Lille auf, um den Unterricht der flämischen Sprache an den Schulen zu verlangen. Und in Annecy standen Lieder und Gedichte in der Sprache Savoyens auf dem Programm, das von lokalen kulturellen Aktivisten veranstaltet wurde.

Sprachencharta wird nicht ratifiziert

Frankreich hat im Jahr 1999 die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen unterzeichnet, doch diese wurde nie ratifiziert, da der Verfassungsrat sie als unvereinbar mit Artikel 2 der französischen Verfassung ("Die Sprache der Republik ist das Französische") bezeichnet hatte. Die Verfassungsreform im Juli 2008, wodurch die Zugehörigkeit der Regionalsprachen zum "Erbe Frankreichs" anerkannt wurde, kann zwar als ein gewisser Fortschritt angesehen werden, führte aber nicht zur Ratifizierung der Charta. Heute, im französischen Präsidentschaftswahlkampf, sprechen sich François Hollande, François Bayrou und Eva Joly für die Ratifizierung aus; Nicolas Sarkozy, Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon sind hingegen dagegen.

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