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22. April 2010 / 08:23 Uhr

Mit Halbwahrheiten gegen Rosenkranz – Die wirre Welt der Christa Zöchling

Knapp vor der Bundespräsidentenwahl wird dem Profil ein Video zugespielt, auf dem Barbara Rosenkranz die Rede anlässlich einer Sonnwendfeier der Österreichischen Landsmannschaft und des Wiener Korprationsringes (WKR) hält – an sich nichts ungewöhnliches. Christa Zöchling, engagierte Kämpferin gegen alles was nicht links genug ist, sieht das allerdings anders.

Sie ist der Ansicht, Rosenkranz hätte vor einer „Nazi-Freakshow“ gesprochen, wie Zöchling es ausdrückt und schreibt einen entsprechenden Artikel für das Profil. Um diese Ansicht zu erhärten, verdreht sie Tatsachen und präsentiert dem Leser Halbwahrheiten.

WKR und die Österreichische Landsmannschaft

Der Wiener Korporationsring wird von einem Zusammenschluss verschiedener in Wien ansässiger Studentenverbindungen, dem neben Burschenschaften verschiedenste andere Korporationen angehören, zum Dachverband deutschnationaler Burschenschaften in Österreich. Ein kurzer Blick ins Internet hätte diesen Irrtum aufklären können – für Frau Zöchling anscheinend zu mühsam.

Die Österreichische Landsmannschaft, zu deren Gründern Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer zählten, wird zu einem „rechtsextremen“ Verein. Ob Bertha von Suttner, Unterstützerin des Schulvereins als Vorgängerorganisation der Landsmannschaft, das wohl ebenso gesehen hätte?

Nazi-Lieder?

Besonders erregt sich Frau Zöchling über das Absingen zweier Lieder, die sie der Hitlerjugend und der SS zuordnet – „Nicht der Pflicht nur zu genügen“ und „Wenn alle untreu werden“. „Nicht der Pflicht nur zu genügen“ wurde 1894 vom schwäbischen Heimatdichter Cäsar Flaischlen verfasst. Möglicherweise wurde dieses Lied auch von der HJ gesungen, verfasst wurde es für sie nicht. Hätte Frau Zöchling den Text gelesen, wäre ihr jedenfalls aufgefallen, dass sich um ein völlig harmloses Werk handelt. Auch in der Biographie des Autors finden sich keine Anhaltspunkte für ein geistiges Naheverhältnis zum Nationalsozialismus.

„Wenn alle untreu werden“ wurde 1814 von Max von Schenkendorf während der Befreiungskriege verfasst, der darin seine Sehnsucht nach dem untergegangenen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zum Ausdruck bringt. Über die Epoche der Befreiungskriege schreibt Julius Bab in seiner Zusammenstellung der deutschen Revolutionslyrik: „Die Augenblicke, in denen für das Gefühl der Beteiligten diese beiden Entwicklungen (Kampf gegen äußere Gefahren und für innere Erneuerung, Anm.) zusammenzutreffen scheinen, in denen der soziale Kampf zugleich der nationale Aufschwung scheint, sind die seltensten der Geschichte, die glücklichsten und festlichsten, die ein Volk erleben kann. … Die Deutschen haben ähnlich beglückende Illusionen … 1813 erlebt.“

Dass Schenkendorf einer der ersten Bewegungen Mitteleuropas, die sich für Demokratie und Grundrechte einsetzte, angehörte und dementsprechend auch das Lied „Freiheit, die ich meine“ dichtete, wäre sicherlich ein Grund mehr, ihm und seinem Werk zu gedenken. Doch historische Tatsachen ficht Frau Zöchling nicht an; einzig der Missbrauch von Schenkendorfs Lied durch die SS zählt für sie und macht „Wenn alle untreu werden“ von einem romantisch verklärten Lied zu einem Nazi-Gesang. Dass bei der Sonnwendfeier die SS-Version des Liedes gesungen wurde, so es überhaupt eine eigene „SS-Version“ gibt, ist eine Unterstellung Zöchlings, wurde der Text doch einem Liederbuch aus dem 19. Jahrhundert entnommen, wie der Verantwortliche unzensuriert.at gegenüber mitteilte. Auch bei dem im Artikel erwähnten „Heil Sonne“ handelt es sich übrigens um eine Erfindung von Frau Zöchling.

Was bleibt also? Halbwahrheiten und Unterstellungen sind die Mittel, derer sich Christa Zöchling bedient, um aus einer traditionellen Sonnwendfeier mit alten Studentenliedern eine „Nazi-Freakshow“ zu machen. Schlechte Recherche verleiht dem Artikel darüber hinaus eine skurrile Note. Eine Aufdeckergeschichte ist das ganze jedenfalls nicht – seriös auch nicht.

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