In EU Fragen marschierten Berlin und Paris in den vergangenen Jahren häufig im Gleichschritt, beim Respekt vor der gemeinsamen Geschichte geht man neuerdings getrennte Wege. Am Friedhof Saint-Charles in Sedan steht eine der letzten erhaltenen deutschen Gedenkstätten aus der Zeit der Ersten Weltkriegs. Das Deutsche Reich ließ diese Gedenkstätte im Jahre 1915 als Teil eines Soldatenfriedhofes für gefallene Kameraden errichten. Knappe 100 Jahre später soll das Denkmal nun geschliffen werden.
Stadtverwaltung von Sedan will Denkmal abreißen
Fotos: Deutsch-Französische Forschungsgemeinschaft
Verdun
Gleich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ließ die Siegermacht Frankreich den Soldatenfriedhof in Sedan auf. Das Denkmal wurde 1919 zwar nicht abgerissen, dafür aber seitdem mehr als 90 Jahre lang de facto dem Verfall preisgegeben. Wind und Wetter in den französischen Ardennen haben ganze Arbeit geleistet. Inschriften sind verwittert und erhebliche Teile des Denkmals bereits zerstört. Eigentlich gäbe es seit 1956 ein Abkommen zwischen Deutschland und der Frankreich über die Kriegsgräberfürsorge. Da die Franzosen aber den deutschen Soldatenfriedhof einfach eingeebnet haben, fehlt hier der Ansatzpunkt für eine Erhaltung durch den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge.
Eigentlich wollten Berlin und Paris das Jahr 1914 mit gemeinsamen Gedenkfeiern zur hundertsten Wiederkehr des Kriegsausbruches begehen. Dazu sind eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen auf den Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkriegs geplant. Die Stadt Sedan könnte hier durch ihr Vorgehen allerdings Sand ins Getriebe der Gemeinsamkeiten bringen. Gleichzeitig hat eine deutsch-französische Historikergruppe unter der Führung von Nicolas Offenstadt die Initiative ergriffen und einen offenen Brief an die Stadtverwaltung gerichtet, um diese zur Umkehr zu bewegen.
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