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27. April 2012 / 11:04 Uhr

ÖVP-Wissenschaftsminister fördert Publikation unter falscher Identität

Für die Art von Wissenschaft, die das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) betreibt, ist wissenschaftliche Ausbildung offenbar nicht so wichtig. Daher wird dort auch der Studienabbrecher Andreas Peham als Mitarbeiter geführt, welcher sich laut Webseite der Betreuung der Rechtsextremismus-Sammlung sowie den „Forschungsschwerpunkten“ Rechtsextremismus und Neonazismus (unter Jugendlichen), Burschenschaften, Antisemitismus und Rassismus, Holocaust-Education, Islamismus und Rechtsextremismus widmen soll. Mit seinem Wirken beschäftigte sich eine parlamentarische Anfrage des FPÖ-Abgeordneten Mathias Venier an Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Darin heißt es:

In der Öffentlichkeit trat Herr Andreas Peham über Jahre als Referent und Diskussionsteilnehmer unter der Bezeichnung „Dr. Heribert Schiedel“ mit der Qualifikation eines „wissenschaftlichen Mitarbeiters“ in Erscheinung. Tatsächlich ist Herr Peham kein Akademiker, zudem wirkte er im Bereich der Universität Wien als Funktionär des „Kommunistischen StudentInnenverbandes“.

Die Anfragebeantwortung kann als Volltreffer bezeichnet werden. Das Wissenschaftsministerium (BMWF) gestand ein, 2007 eine Publikation unter dem Falschnamen Heribert Schiedel gefördert zu haben.

1.500 Euro für Publikation unter falschem Namen

Promotionsurkunde

Promotionsurkunde

Auch ohne Promotion verteilt das
Wissenschaftsministerium Förderungen.
Foto: RRZEicons / Wikimedia (CC-BY-SA-3.0

Die falsche Identität und das fehlende Doktorat scheinen das  Wissenschaftsministerium nicht weiter zu stören. 2007 gab es Geld für eine Publikation Schiedels, die den ideologisch beschwerten Titel „Der rechte Rand – Radikale Gesinnungen in unserer Gesellschaft“ trägt. 1.500 Euro war diese Schrift eines Nichtakademikers dem Wissenschaftsministerium wert. Fast entschuldigend, merkte Töchterle an: „Im Antrag wurde übrigens damals beim Autor kein akademischer Titel angeführt“. Dass im BMWF auch „wissenschaftliche Publikationen“ von Nichtakademikern gefördert werden, hat einen Neuigkeitswert. Der Bundesminister kennt laut Anfragebeantwortung auch den Strafrahmen für die Führung eines falschen akademischen Titels, allein von Amts wegen wird nichts dagegen unternommen.

Kommunist Schiedel/Peham publiziert bei ÖVP-Altpolitiker

Dass Förderungswürdigkeit, Ausbildung und Identität von Schiedel alias Peham nicht weiter hinterfragt wurden, hat vielleicht auch mit dem Verlag zu tun, in dem dieser seine Schriften veröffentlicht. Der gehört nämlich dem ÖVP-Altpolitiker Heribert Steinbauer. Dieser galt in seiner aktiven Zeit als Abgeordneter und Mediensprecher als Kämpfer gegen die linke Reichshälfte. 1986 war er sogar Wahlkampfmanager von Bundespräsidentschaftskandidat Kurt Waldheim, gegen die die Linke wegen seiner Zugehörigkeit zur SA kampagnisiert hatte. Dies scheint er in seinem postpolitischen Leben allerdings vergessen zu haben. Steinbauer führt seit seinem Ausscheiden aus der Politik die „Edition Steinbauer“. Dort verlegt er zwar auch zahlreiche stramm Konservative, wie etwa Ex-Presse-Chefredakteur Andreas Unterberger, Ex-ÖVP-Staatssekretär Karl Pisa oder Ex-Presse-Kulturchef Hans Haider. Ein besonderes Interesse scheint Steinbauer aber auch an Autoren aus dem kommunistischen Umfeld zu haben. So finden sich in der Autorenschaft Ex-KPÖ-Chef Walter Baier, Ex-Volksstimme-Chefredakteur Lutz Holzinger, EX-DÖW-Chef Wolfgang Neugebauer sowie eben Heribert Schiedel alias Andreas Peham. Und wenn man auf der Webseite des Verlags auch noch verkünden kann, dass man eine Verlagsförderung des Unterrichtsministeriums erhält, dann verschmerzt man es offensichtlich sogar, Autoren unter falscher Identität zu verlegen.

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