Eine norwegische Schule hat Anfang des letzten Schuljahres eine äußerst kontroverse Entscheidung getroffen, um die zunehmende Abmeldung ihrer Schüler zu verhindern: Da immer mehr ethnische Norweger die Schule verließen, die sich in ihrer Klasse in der Minderheit fühlten, wurden im neuen Jahrgang sämtliche Schüler mit Migrationshintergrund in eine gemeinsame Klasse zusammengefasst. Dies löste das Problem der Unzufriedenheit kurzfristig, trat aber eine wahre Lawine an externer Empörung und Kritik los.
Foto: Bjerke videregående skole / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)
Die Direktorin, Hanna Norum Eliassen, betrachtete das Projekt zunächst als Erfolg – es sei ihr Ziel gewesen, die Multikulturalität der Schule aufrecht zu erhalten. "Wir wollten, dass beide Gruppen weiterkommen", sagte sie in einem Interview mit dittOslo.no, "wir glaubten, dass dies eine gute Lösung war". Im Nachhinein stellte sich die Entscheidung jedoch als "unglücklich" heraus: "Wir beugen uns dem Druck. In Zukunft müssen wir bei der Zusammensetzung der Klassen noch vorsichtiger sein und auf die Gesetzgebung achten."
Denn wie zu erwarten war, hat die ungewöhnliche Behandlung der Immigranten einen Empörungssturm ausgelöst. Torger Ødegaard, der Osloer Bildungskommissar, hörte im Radio von der Aufteilung der Klassen – und wandte sich sofort an das Unterrichtsministerium. In Oslos Schulen seien solche Ausfälle nicht erwünscht, so Ødegaard gegenüber dittOslo.no. Das Ministerium zwang die Schule dazu, die Klassenverteilung zu "korrigieren".
Auch die Ministerin Kristin Halvorsen schließt sich dieser Meinung an: Viele dieser Schüler seien in Norwegen geboren und daher Norweger, sagte sie im Gespräch mit der Zeitung Dagbladet: "Man kann nicht über ethnische Herkunft sprechen. Das sind junge Menschen, die sich fachlich in keiner Weise von ihren Kollegen unterscheiden."
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