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2. Mai 2010 / 11:10 Uhr

Seiner Zeit weit voraus: Zum 150. Geburtstag von Theodor Herzl

"Ist das, was ich sage, heute noch nicht richtig? Bin ich meiner Zeit voraus? Sind die Leiden der Juden noch nicht groß genug? Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen" (Theodor Herzl)
 

Am 2. Mai jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des großen jüdischen Visionärs Theodor Herzl. Er wurde als Sohn eines Bankdirektors in Budapest geboren und verbrachte hier auch seine Kindheit. 1878 begann er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, welches er 1884 mit der Promotion abschloss. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Albia, für die er eine Mensur geschlagen hat. 1889 heiratete er Julia Naschauer. Der Ehe entsprangen zwei Töchter und ein Sohn.

Seinen für die Geschichte des Staates Israel so wichtigen Weg begann Theodor Herzl bereits in Wien, wo er für die "Neue Freien Presse" als Mitarbeiter tätig war. 1894 führte ihn sein Weg beruflich nach Paris. Dor wurde er Zeuge, wie man den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus – er wurde der Weitergabe von Militärgeheimnissen an Deutschland beschuldigt – 1895 von einem antisemitisch beeinflussten Kriegsgericht für schuldig befand und auf die sogenannte "Teufelsinsel" verbannte. Auch die öffentliche Degradierung des Hauptmanns Dreyfus empfand Herzl als einen Akt der Feindschaft gegenüber den französischen Juden.

Aus diesem Erlebnis heraus verfasste er 1896 sein wohl bekanntestes Buch "Der Judenstaat: Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage". Mit diesem nur 86-seitigen Büchlein stieg er zum wohl bekanntesten Zionisten der Weltgeschichte auf. Sein Werk erschien in einer Erstauflage von 3000 Stück und wurde schon bald eines der meist gelesenen und diskutierten Bücher im deutschen Sprachraum.

Herzls Idee war es, einen modernen Staat zu gründen, welcher für alle Menschen jüdischen Glaubens offen sein sollte, um somit den antisemitistischen Vorfällen in Europa (meist in Osteuropa) ein Ende zu bereiten. Seiner Ansicht nach würde die Existenz eines jüdischen Staates positiv auf die Staaten Europas wirken. Auch glaubte Herzl an ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern. Als mögliche Standorte seines Staates für alle Juden beschrieb er Argentinien, Uruguay und natürlich Palästina.

"Wenn es den Juden unmöglich gemacht wird, sich innerhalb anderer Nationen zu verwirklichen, so müssen sie die Errichtung eines eigenen Nationalstaates anstreben, um gleich unter Gleichen zu sein." (Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage)

Der Visionär Herzl ist voller Zuversicht, dass seine Idee offen aufgenommen und in erster Linie in den osteuropäischen Ländern viele Anhänger finden würde. Um seine Idee von einem Staat für alle Juden nicht nur als rein akademische Diskussion zu führen, reiste Herzl durch ganz Europa, um dort mit reichen und bedeutenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu sprechen und ihnen seine Idee zu präsentieren. Die Resonanz blieb allerdings weit unter seinen Erwartungen. Der österreichische Baron von Hirsch tat dies etwa als Phantasterei ab.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass Herzl – um sein Vorhaben finanzieren zu können – eine "Nationalversammlung" einberief, den 1. Zionisten-Kongress in Basel. Dieser Kongress fand vom 29. bis 31. August 1897 statt, und es wurden eine Bank und ein Fonds gegründet, um wenn möglich Land in Palästina käuflich zu erwerben. Als die erbittertsten Gegner von Theodor Herzls Ideen zeigten sich die orthodoxen Juden, welche der Auffassung sind, dass nur der Messias die Juden zurück nach Palästina führen könne und somit Herzl den göttlichen Plan verleugne.

Nach dem Baseler Kongress konnte Herzl noch mit einigen wichtigen Persönlichkeiten des damaligen Europas sprechen, zum Beispiel mit Wilhelm II., Sultan Abdul Hamid und diversen Persönlichkeiten aus England.

Die Gründung des Staates Israel erlebte er allerdings nicht mehr. Herzl verstarb am 3. Juni 1904 im Alter von nur 44 Jahren und wurde am Döblinger Friedhof an der Seite seiner Eltern begraben. 1949, nur ein Jahr nach der Staatsgründung Israels, wurden seine Gebeine nach Israel überführt. Zur neuerlichen Beisetzung strömten Hunderttausende herbei, um Theodor Herzl die letzte Ehre zu erweisen. Bereits zu Lebzeiten wurde Herzl als halbmessianische Figur betrachtet – und nun im 21. Jahrhundert gilt er neben David Ben Gurion als einer der Staatsgründer Israels.

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