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6. Mai 2010 / 11:47 Uhr

Nur das Volk kann die Politik aufhalten

Den Protesten in Griechenland stand ich zunächst ambivalent gegenüber. Natürlich haben viele Griechen – vor allem im öffentlichen Dienst – mehr bekommen, als ihrer Leistung entsprochen hätte. Natürlich erinnert es an die Zeit, als Österreich noch die sozialstaatliche Insel der Seligen war, wenn Menschen in der Blüte ihres Lebens in Pension gehen und dafür mehr erhalten als vorher im Arbeitsprozess. Aber kann man es dem einfachen Bürger krumm nehmen, wenn er sich dagegen nicht gewehrt hat, mehr zu nehmen, als er gegeben hat? Noch dazu, wo der Staat vor allem bei den Reichen offenbar zu Kassieren vergessen hat.

Kommentar von Alexander Höferl
Menschen in einer Bank zu verbrennen, hat mit nachvollziehbarer Wut auf die eigenen Politiker selbstverständlich gar nichts mehr zu tun. Aber der linksextreme Mob ist europaweit ein Schnittlauch auf jeder Demo-Suppe und daher – bei aller Tragik der Ereignisse – nicht der Kern des Problems und auch kein Argument dafür, dass die Griechen ein arbeitsscheues Volk wären, das nach Jahrzehnten im Luxus noch immer keine Spargesinnung an den Tag legen will.

Streiks und ziviler Ungehorsam sind berechtigte Mittel gegen ein Notprogramm, das Griechenland von der EU diktiert wird wie sonst Kriegsverlierern der Friedensvertrag. Die Menschen spüren, dass es anders besser ginge. Und wer den jüngsten ORF-Report gesehen hat, der spürt auch hierzulande, dass die Politik den Ereignissen nicht im Geringsten gewachsen ist. Da spricht ein anerkannter Wirtschaftsexperte in klaren Worten aus, worum es wirklich geht, nämlich um die Rettung europäischer Banken. Und seinem Diskussionspartner fällt nicht mehr ein, als dümmlich-insistierend die Alternativenlosigkeit des Milliarden-Verschenkprogramms zu behaupten. Wer so argumentiert, ist zurecht Staatssekretär – als Privatsekretär wäre er ungeeignet. Diese Diskussion war ein deutliches Signal dafür, dass sich die wahre wissenschaftliche Elite gegen die künstliche politische Klasse nicht durchsetzen kann.

Es bleibt somit die Aufgabe des Volkes, die Irrwege der Politik zu begradigen. „Wir sind das Volk!“ riefen 1989 die Demonstranten in Leipzig und schüttelten den gescheiterten Kommunismus ab. „Völker Europas, erhebt Euch!“ schrieben die Griechen dieser Tage stolz auf ihre Akropolis. Vielleicht gelingt es ihnen gut 20 Jahre später, das nächste kaputte Wirtschafts- und Machtsystem zu beseitigen und den Kontinent in eine soziale Zukunft des „Europa der Vaterländer“ zu führen.

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