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28. Mai 2012 / 11:51 Uhr

Das Mediennetzwerk der neuen Meschar-Berater

Wie wird eine 90-jährige Frau, die heute gerne als hilfloses Opfer eines gierigen Politikers dargestellt wird, zum Medienstar? Wie schafft es ihre Geschichte auf die Titelseiten der Zeitungen, obwohl es nur um ein sonst kaum beachtetes Außerstreitverfahren beim Firmenbuchgericht geht? Die Antwort kann Gertrud Meschar nicht geben. Sie ist in dieser Kampagne selbst Opfer, bricht unter der Last der losgetretenen Welle schon zusammen. Die Medientrommel gerührt haben ihre neuen Berater, die Hintermänner des Stiftungs-Streits. Besonders einer von ihnen hat offenbar beste Kontakte erworben.

Schauplatz Alte Donau: Julia Kovarik berichtet

Im Spätsommer oder Herbst des Vorjahres war Frau Meschar mit der Verwaltung ihrer Stiftung durch Martin Graf und seine Vorstandskollegen urplötzlich nicht mehr zufrieden. Im Oktober schlug sie dem Gericht daher vor, den Vorstand abzuberufen. Just zu dieser Zeit steigerten sich auch die Medienaktivitäten von Arno Aigner, Sprecher der „Bürgerinitiative Alte Donau“, die gegen die Verbauung der Alten Donau mit Luxuswohnungen kämpft. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt werden die Nöte der dortigen Siedler erstmals im September 2011 durch die Schauplatz-Reportage „Ärger im Paradies“.

Gestaltet wurde die von Julia Kovarik, jener Reporterin, die nun auch die Affäre der Meschar Privatstiftung im ORF-Report verfilmt hat und sich dabei für eine journalistisch höchste unethische Überrumpelungstaktik gegen Martin Graf entschieden hat.

Unzensuriert-Fragen bleiben unbeantwortet

Arno Aigner – eine der drei als neue Stiftungsvorstände vorgeschlagenen Personen –  hielt sich in dieser Reportage noch dezent im Hintergrund. Kein Wunder: Er selbst wohnt nur „bei seiner Lebensgefährtin“ an der Alten Donau, wie er Unzensuriert.at mitteilte, war also als Betroffener für die Reportage weniger tauglich. Dass er im Hintergrund mit der Reporterin  zusammen gearbeitet hat, ist aber gut vorstellbar. Wir haben Julia Kovarik daher am Freitag einige Fragen zu Stiftung, Aigner und Alte Donau per Mail übermittelt, die sie jedoch bis heute unbeantwortet ließ. Sie lauten:

  •          Wissen Sie, wer die neuen Stiftungsvorstände werden sollen?
  •          Kennen Sie Herrn Mag. Arno Aigner?
  •          Wann haben sie ihn in welchem Zusammenhang kennengelernt?
  •          Kennen Sie auch die beiden anderen potentiellen Stiftungsvorstände persönlich?
  •          Wann und in welchem Zusammenhang haben sie diese kennengelernt?
  •          Wurden sie bei der Erstellung des Beitrages von einem dieser drei Herren beraten?
  •          Seit wann kennen Sie Frau Meschar?
  •          Wann wurde das Interview mit Frau Meschar aufgenommen und haben sie ihr gesagt, dass sie dieses für einen Report-Beitrag aufnehmen?

Kovarik wird ihre Gründe haben, warum sie diese Fragen bisher unbeantwortet gelassen hat. Als Mitglied der „Am Schauplatz“-Redaktion hat sie auch Kontakt zu Ed Moschitz, den Gestalter der sogenannten „Skinhead-Reportage“, zu der er junge Rechtsextreme zu einer Wahlveranstaltung von FPÖ-Obmann HC Strache mitnahm. Kurz nach dieser Reportage im März 2010 ging ein weiterer gegen die FPÖ gerichteter Schauplatz-Beitrag auf Sendung. „Die Angstmacher“ versuchte, die Bürgerinitiative gegen ein Islamzentrum in der Rappgasse in Wien-Floridsdorf in die Nähe von Rechtsextremen zu schieben. Moschitz war diesmal nicht alleine unterwegs, sondern mit Julia Kovarik an seiner Seite.

Aigner knüpft sein Medien-Netzwerk

Für Arno Aigner endete mit der Schauplatz-Geschichte „Ärger im Paradies“ die Zeit der medialen Zurückhaltung. Es folgten Berichte im Falter (12.10.2011), wo er das schwindende Engagement der Grünen für die Sache der Bürgerinitiative seit deren Regierungseintritt in Wien beklagt. Zwei Tage später greift auch die Tageszeitung Österreich die Causa auf, wieder ist Aigner der Sprecher, der eine rot-grüne Einigung über ein „Aus für Monsterbauten“ als nicht ausreichend kritisiert: „Das verhindert keine einzige Luxusvilla. Besonders nicht jene, die kurz vor der Fertigstellung sind.“ Autorin des Österreich-Berichts ist Ulli Kittelberger, die wenig später zur Kronen Zeitung wechselt und dort nun – Überraschung! – die Berichterstattung über die Stiftungsaffäre verantwortet.

Wir haben auch Kittelberger Fragen gestellt – diesmal öffentlich via Twitter – etwa in welcher Beziehung sie zu Arno Aigner steht. Ihre – ebenfalls öffentliche „Antwort“:

Causa #Graf: unzensuriert.at unterstellt mir Beziehung zu einem Informanten und "Eigeninteressen" an der #Stiftung. Witzig.

Dank Medienkampagne: Meschar nach Anfeindungen am Ende

Eine Journalistin wertet Fragen als Unterstellungen? Es mag sein, dass sie dadurch die eigene Arbeitsweise besser beschreibt als die unsere. Kittelbergers letzter Artikel zur Causa Stiftung dürfte sich übrigens der eigenen Zunft und den Auswirkungen der Arbeitsweise ihrer Kollegen widmen. Die 90-jährige Frau Meschar sei „nach Anfeindungen am Ende“ titelt die Journalistin in der Sonntags-Krone auf Seite 17. Was ist los im Hause Meschar? „Vor ihrem Gartenzaun an der Alten Donau stehen Unbekannte, läuten Sturm, rufen Unverschämtheiten. Das Telefon hebt sie längst nicht mehr ab.“ Die Beschreibung erinnert an die Schilderungen von Martin Grafs Bruder in der Gastwirtschaft in der Billrothstraße, die seit Kampagnenstart regelmäßiges Reportageziel von Journalisten aller Art wird. Dass die 90-jährige Stifterin nun offensichtlich bedrängt wird – ein Standard-Journalist soll sogar im Garten der Familie Graf nach ihr gesucht haben – ist jedenfalls ein Ergebnis der Arbeit ihrer Berater, welche die im laufenden Verfahren erhobenen Vorwürfe offenbar medial unterstützen und dadurch in die Sphäre der Politik heben wollten.

Aigner übergibt an Rechtsanwalt Hofmann

Arno Aigner dürfte es jedenfalls im Herbst 2011 gelungen sein, eine Fülle tragfähiger Medienkontakte zu gewinnen, die bei der Kampagnisierung unbewiesener – und mittlerweile widerlegter – Vorwürfe gegen Martin Graf hilfreich waren. Aigners Job war mit der Reaktivierung dieser Kontakte wohl getan, und es übernahm der zweite vorgesehene neue Stiftungsvorstand: Rechtsanwalt Alexander Hofmann lud Journalisten zum Hintergrundgespräch und behauptete erneut – in Gestalt des Experten – Verfehlungen des aktuellen Vorstands. Der Medienfuror war so groß, dass nicht ein einziger der anwesenden Journalisten die nahe liegende Frage stellte, warum sich der für seiner Expertise im Stiftungsrecht sonst finanziell recht gut bezahlte Hofmann unentgeltlich der Tätigkeit in einer seiner Meinung nach viel zu kleinen Privatstiftung widmen wolle.

Luxusbauten verhindern oder selber bauen?

Die Motivfrage stellt sich auch bei Arno Aigner, der in den Medien meist als „Selbständiger“ tituliert wird. Das Gewerberegister führt für ihn als Gewerbewortlaut „Handelsgewerbe und Handelsagenten“. An seiner Firmenanschrift in Wien-Penzing deutet nichts auf seine berufliche Tätigkeit hin, an der Hausfassade findet sich nur das Schild eines Steuerberaters und Wirtschaftsprüfers. Genauso mysteriös ist, welchen Zweck als Dritter neuer Stiftungsvorstand der ehemalige Leiter der Wiener Baupolizei, Heinrich Geuder, erfüllen soll. Will man mit dem mittlerweile 76-jährigen Bausachverständigen – gemäß dem Auftrag der Bürgerinitiative – gegen die entstehenden Luxusbauten an der Alten Donau zu Felde ziehen? Oder will man gar selbst bauen? Nur in diesem Fall wäre die Stiftung, der auch das von Frau Meschar bewohnte Grundstück an der Alten Donau gehört, möglicherweise nützlich…

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