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15. Juni 2012 / 12:30 Uhr

Im Land der Titelträger und des Titelschwindels

Österreich gilt als das Land der Titelträger. Hofrat, Professor, Kommerzialrat und so weiter und so fort. Manche Titel setzen eine intellektuelle Leistung oder Ausbildung voraus, andere werden nach Gutdünken vom Bundespräsidenten verliehen. So können sich dann etwa Schlagersänger wie Udo Jürgens mit dem Titel Professor schmücken. Die Verleihung eines akademischen Titels setzt die Absolvierung eines zugehörigen Studiums, also den Abschluss einer Berufsausbildung, voraus. Das unberechtigte Führen eines solchen Titels ist strafbar. Ebenso verhält es sich mit Berufsbezeichnungen.

Im Zuge der Kampagne gegen den Dritten Präsidenten des Nationalrates, Martin Graf, warf man ihm vor, für Wahllisten eine unkorrekte Berufsbezeichnung angegeben zu haben und als falscher Rechtsanwalt zu agieren. Hochstapler nannte man ihn. Wie sich rasch herausstellte, war dieser Vorwurf haltlos. Nachdem man zur Kenntnis nehmen musste, dass er sich selbst nie als Rechtsanwalt bezeichnet hatte, macht man ihm nun zum Vorwurf, den Irrtum nicht richtig gestellt zu haben, und fordert ihn weiterhin zum Rücktritt auf. Völlig ausgeblendet wurde bisher allerdings, dass sich prominente Politiker hierzulande gerne mit falschen Titeln schmücken lassen und auch falsche Berufsbezeichnungen keine Seltenheit sind.

Viele müssten zurücktreten

Setzt die politische Graf-Jagdgesellschaft für den Nationalratspräsidenten andere moralische Maßstäbe als für die eigenen Parteigänger – oder wissen die Jäger bloß nicht, dass sie sich damit selbst ins Knie schießen.? Der Fisch fängt bekanntlich beim Kopf zu stinken an. Namentlich heißt der politische Fischkopf  Österreichs Heinz Fischer und hat seinen Amtssitz in der Hofburg. Heinz Fischer trägt den stolzen Titel eines titulierten Universitätsprofessors. Doch genauso wie ein Rechtsanwaltsanwärter kein Rechtsanwalt ist, ist ein titulierter Universitätsprofessor kein ordentlicher Universitätsprofessor mit Lehrstuhl an einer Universität. Doch siehe da, Fischer lässt das "Titulierter" gerne einmal weg und tut so, als wäre er etwas, was er nicht ist. So stand beispielsweise im Jahr 2004 auf seiner eigenen Homepage "ordentlicher Universitätsprofessor" und auch am Juristentag 2012 hielt er als solcher eine Rede. In der Diktion der roten und grünen Genossen ist der Bundespräsident also ein Hochstapler und folglich rücktrittsreif. Gespannt darf man auf entsprechende Rücktrittsaufforderungen warten.

Gleiches gilt für den Studienabbrecher Werner Faymann, dessen Auftritte seit Jahren immer wieder unwidersprochen mit Dr. Faymann angekündigt werden. Zum falschen Doktor wurde auch Gesundheitsminister Stöger, siehe etwa die Homepage der Medizinischen Universität Graz. Doch der ist wenigstens nicht nur Maturant, sondern immerhin "Diplômé". Der Titelschwindel beschränkt sich jedoch nicht nur auf die SPÖ. Anlässlich  der Wiener Bezirksvertretungswahl 2010 schien die Klubobfrau der Grünen im 17. Bezirk, die Hauptschullehrerin Magda Sedlacek, auf dem Wahlzettel als Magistra. Unzensuriert.at teilte Sedlacek mit, sie habe "sofort bei der Konstituierung der Bezirkswahlbehörde auf diesen Fehler hingewiesen – er könnte möglicherweise  durch meinen Vornamen 'Magda' entstanden sein".

Nationalratspräsidentin als Soziologin

Auch bei den Berufsbezeichnungen nimmt man es nicht so genau. Kraft ihrer Funktion gilt für Nationalratspräsidentin Prammer und Bundesministerin Bures, beide SPÖ, Berufsverbot. Doch was zeigt die Kundmachung zur Wahl 2008? Prammer gab als Beruf Soziologin an und Bures kandidierte als Bundesgeschäftsführerin. Nach Maßstäben der SPÖ und der Grünen handelt es sich hier um Wählertäuschung. Ebenfalls 2008 machte die ÖVP für die Wahlliste zur Nationalratswahl aus der laut ihrer Homepage diplomierten Steuersachbearbeiterin Gabriele Tamandl eine diplomierte Steuerberaterin. Eine diesbezügliche Unzensuriert-Anfrage ließen sowohl Tamandl selbst als auch der ÖVP-Parlamentsklub unbeantwortet. Mal sehen, welche Konsequenzen die Damen und Herren ziehen werden.

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