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27. Juni 2012 / 10:57 Uhr

Tito-Verehrung in Europas Kulturhauptstadt Marburg

Von 1945 bis zu seiner Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 1991 war Slowenien Teilrepublik der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien. Gründer und bis zu seinem Lebensende Staatspräsident Jugoslawiens war der Partisanenführer Josip Broz, genannt Tito. Prangte bis zur Eigenständigkeit Sloweniens der rote Kommunistenstern auf der Flagge des Landes, wurde dieser nachher durch das Wappen Sloweniens ersetzt. Durch diesen symbolischen Akt sollte man glauben, dass das offizielle Slowenien dem Kommunismus und allen seinen Epigonen abgeschworen und einen Schlussstrich unter das düstere Kapitel des Landes gezogen hätte.

Dies umso mehr, als Slowenien seit 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union ist. Wie das ganze Land, hat Marburg seit der Zerschlagung des kommunistischen Jugoslawiens eine Wandlung zu einer modernen, weltoffenen Stadt vollzogen. Für 2012 wurde Marburg zur Kulturhauptstadt Europas erkoren.

Partisanen haben auf slowenischem Territorium gewütet

Eng verbunden mit der Nachkriegsgeschichte Sloweniens sind die Gräueltaten der kommunistischen Partisanen. Nach und nach kommen diese Verbrechen im wahrsten Sinne des Wortes ans Tageslicht, denn diesseits und jenseits der Karawanken werden in Wäldern und in den ausgedehnten Karsthöhlen des Gebirges immer neue Massengräber entdeckt. Die Knochenreste der Toten sind stumme Zeugen von Massenmorden. Unter den Opfern befinden sich vor allem Kroaten, Slowenen und Deutsche. Alleine in einem Waldstück nahe dem slowenischen Dorf Lischa werden die Überreste von rund 30.000 Menschen vermutet.

Man sollte glauben, die Verbrechen Titos am slowenischen Volk seien Grund genug, alles was dem Autokraten und seinen Schergen zur Ehre gereicht, aus dem Alltag Sloweniens zu verbannen. Doch weit gefehlt. Es scheint, als ob Slowenien unverändert am Tito– und Partisanenkult festhält. Wie sonst ist es zu erklären, dass man im Land immer noch Tito-Statuen findet und dass in Marburg über 20 Jahre nach der Unabhängigkeit Sloweniens immer noch Straßennamen der Mörderbande und ihrem Anführer ein ehrendes Angedenken verleihen. Parallel zur Eisenbahnlinie kann man sich in Marburg nämlich auf der Partizanska Cesta (Partisanenstraße) bewegen, welche in die Titova cesta (Tito-Straße) mündet. Und auf der Titov Most (Tito Brücke) überquert man die Drau. Nicht nur für die Nachkommen der Partisanenopfer eine Kulturschande in der Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2012.

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