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ORF

20. Juli 2012 / 09:55 Uhr

Armin Wolf ersetzt ORF-Webseite durch sein Twitter-Profil

Armin Wolf ist Österreichs bekanntester Nachrichtenmoderator, er präsentiert mehrmals wöchentlich die Zeit-im-Bild 2 und ist zudem leitender Redakteur seiner Fernsehanstalt. Wer bezahlt ihn also? Natürlich der ORF, werden Sie mit Recht sagen – und damit alle, die einen Fernseher haben und dafür die gesetzlich vorgeschriebenen Gebühren leisten. Doch ein Mail von Armin Wolf lässt Zweifel an seiner Solidarität mit dem Dienstgeber aufkommen. Und zwar nicht ein bestimmtes, sondern vermutlich jedes Mail, das er von seiner dienstlichen Adresse verschickt.

Das liegt nicht am Inhalt, sondern an der Signatur. Wolf führt darin neben seinem Doktorgrad noch seine Funktion als stellvertretender Chefredakteur, Adresse, Telefon- und Faxnummer sowie seine Mail-Adresse beim ORF an. Spannend wird’s bei der angegebenen Webseite. Die lautet nämlich nicht – wie man erwarten dürfte – www.orf.at, sondern http://twitter.com/arminwolf. Dort steht zwar in der Kurzvorstellung: "Die Meinungen hier sind die meinen." – Doch darf ein ORF-Journalist "die seinen Meinungen" im dienstlichen Mailverkehr bewerben?

ORF durfte bis vor kurzem keine Facebook-Profile betreiben

Man darf wohl davon ausgehen, dass ein Unternehmen von der Größe und Bedeutung des ORF bestimmte Regeln für die „Corporate Identity“ hat und seinen Mitarbeitern auch Vorschriften macht, wie die Mailsignaturen zu gestalten sind. Interessant ist der Hinweis auf das Twitter-Profil auch deshalb, weil es dem ORF auf Grund einer Entscheidung der Medienbehörde KommAustria und des Bundeskommunikationssenats untersagt war, Profile in sozialen Netzwerken – etwa auf Facebook – zu betreiben. Erst Mitte Juni hat der Verwaltungsgerichtshof einer ORF-Beschwerde gegen diese Entscheidung aufschiebende Wirkung zuerkannt, womit dieses Verbot vorläufig ausgesetzt ist.

Aus der Email-Signatur von Armin Wolf ergeben sich somit einige Fragen, die wir ihm – ganz wie er das im Fernsehen tut – öffentlich stellen.

1.) Ist Ihnen die Nennung Ihres Twitter-Accounts anstelle der ORF-Webseite in der Mail-Signatur durch die ORF-Geschäftsführung oder andere Stellen im ORF genehmigt worden? Wenn ja, von wem?
2.) Hatten Sie den Twitter-Account auch vor dem 14. Juni 2012 in der Signatur? Wenn ja: Wie sehen Sie dies im Lichte der bis dahin gültigen Entscheidung von KommAustria und Bundeskommunikationssenat, wonach der ORF keine Profile in sozialen Netzwerken betreiben darf?
3.) Ist Ihr Twitter-Account nun privat oder – wie man auf Grund der Nennung in Ihrer dienstlichen Mail-Signatur annehmen darf – dienstlich?
4.) Falls er dienstlich ist: Wie beurteilen Sie die von Ihnen in Tweets geäußerten politischen Meinungen und Wertungen im Spannungsfeld mit dem Objektivitätsgebot des ORF?

Selbstverständlich sind auch Armin Wolfs Vorgesetzte bis hinauf zu Generaldirektor Alexander Wrabetz eingeladen, sich dazu zu äußern – genauso wie die Mitglieder im Stiftungsrat und im Publikumsrat oder die Verantwortlichen von KommAustria und Bundeskommunikationsenat. Unzensuriert.at bietet gerne eine Plattform für Interpretationen darüber, warum ein ORF-Starmoderator die betriebseigene Webseite aus seiner dienstlichen Mail-Signatur verbannt hat. Antworten bitte ins Kommentarfeld oder an kontakt (at) unzensuriert.at.

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