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3. August 2012 / 11:56 Uhr

Telefon-Preisschlacht zum Ramadan

Der Ramadan ist eine Saison voller Geschäftsmöglichkeiten für die Betreiber von Telekommunikationsnetzen, die sich auf bestimmte ethnische Gruppen spezialisiert haben. Sie scheuen sich auch keinesfalls, alle Anstrengungen zu unternehmen, um dieses Potenzial zu erschließen. Derzeit gibt es jede Menge von Werbeangeboten, um den eigenen Kundenstock zu maximieren. Was die spezialisierten Anbieter allerdings beunruhigt, ist die Tatsache, dass sich auch die großen etablierten Marktteilnehmer mittlerweile für dieses Marktsegment interessieren. Das marokkanische Nachrichtenportal Yabiladi berichtet über den Preiskampf in Frankreich.

Während des Ramadan ist innerhalb der muslimischen Gemeinschaft alles darauf gerichtet, familiäre Kontakte zu pflegen. Aus Anlass des islamischen Fastenbrechens wird von jedermann erwartet, dass er von seiner Arbeit nach Hause zurückgekehrt. Doch die Moslems in Frankreich haben nicht immer die Möglichkeit, an diesem Familienritual teilzunehmen, wenn ihre Familie sich im Ausland aufhält. Als Alternative bietet sich an, die Familienbande via Telefon zu pflegen. Das hat laut einer Information von Businness Mobile zur Folge, dass Auslandstelefonate während des heiligen Monats Ramadan um 30 Prozent ansteigen. Die Mobilfunk-Discounter, die ohne eigenes Netz billige Gesprächspakete ins Ausland verkaufen, haben das sehr wohl verstanden. Zwischen diesen Betreibern findet in Frankreich ein regelrechter Krieg statt: Ortel Mobile, Lyca Mobile und Lebara Mobile überfluten den Markt mit Werbung und speziellen Angeboten.

Die etablierten Anbieter sind am aggressivsten

Die auf ethnische Gruppen spezialisierten Discounter haben großes Interesse am Einsatz aller Möglichkeiten des Marketings. Dies umso mehr, als auch die etablierten Telekom-Unternehmen, die lange gezögert hatten, sich in dieses Marktsegment zu begeben, jetzt voll in den Konkurrenzkampf eingestiegen sind. Der Mobilfunk-Konzern SFR hat sich nach einem Misserfolg vor einigen Jahren, als man eine Kooperation mit Mobisud versuchte, nunmehr mit Buzzmobile neu positioniert. "Sie fahren mit vollen Geschütz auf und ihre Preise sind sehr aggressiv", kommentiert der Chef von Ortel Mobile, Karim Benkirane.

Nach seiner Einschätzung wird "der französische Markt nach Großbritannien der zweitgrößte Markt sein, der sich gezielt an ethnische Gruppen wendet; die Preise werden rapid fallen und der Markt wird sehr stark umkämpft werden." Genau das war vor kurzem bei der Vorstellung von Buzzmobile zu beobachten. SFR startete mit Preisen, die bis zu 34 Prozent niedriger lagen als diejenigen der Wettbewerber. Ganz zu schweigen von der China Telecom, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen will, um die in Frankreich lebende chinesische Community gezielt anzusprechen.

Anbieter fürchten Priese auf niedrigstem Niveau

In Anbetracht dieses wilden Wettlaufs um die Marktanteile müssen die Discounter natürlich wettbewerbsfähig bleiben. Um dies zu tun, "müssen wir ein sehr breites Angebot erstellen, womit praktisch die ganze Welt erreicht werden kann, und wir müssen auch in der Werbung innovativ sein", so Karim Benkirane. Er geht davon aus, dass Ortel Mobile dies "mit unserer Expertise in ganz Europa, unserem guten Namen, unserem Kunden-Support und unseren Tarifen" auch schaffen wird. Ortel Mobile verfügt über ihre Muttergesellschaft über ein umfangreiches Netz von insgesamt 400.000 Kunden in mehreren europäischen Ländern, was die Voraussetzung für einen Tarifwettbewerb darstellt.

Allerdings fürchten Ortel Mobile und ähnliche Betreiber, dass sich das französische Modell bald nach britischem Vorbild ausrichten wird. Das Konzept der Discounter stammt nämlich aus England und ist hier auch am meisten entwickelt. Das vermehrte Auftreten der großen Telekom-Unternehmen auf dem ethnischen Markt hat dort rasch dazu geführt, dass die Preise auf unterstem Niveau angelangt sind. Dasselbe Szenario könnte sich jetzt auch in Frankreich wiederholen.

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