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12. August 2012 / 02:30 Uhr

Boko Haram fordert Rücktritt von Nigerias Präsident

"Jama'atu ahli al-sunna li-da'awati wa-l-jihad" (auf Deutsch: Verband der Sunniten für die Einladung zum Islam und für den Dschihad) ist der offizielle Name einer islamistischen Sekte und zugleich Terrorgruppe im Norden Nigerias, deren Ziele der Rücktritt des amtierenden Präsidenten Goodluck Jonathan, die vollständige Islamisierung des Staates verbunden mit der Einführung der Scharia und der Verbot westlicher Bildung oder sonstiger westlicher Gegenstände und Aktivitäten sind. Um einen islamischen Gottesstaat zu errichten, verübt die Gruppe Bombenanschläge auf Märkte, staatliche und religiöse Einrichtungen und Massaker an der Zivilbevölkerung. Sie trat erstmals 2004 durch die Errichtung des Trainingslagers "Afghanistan" öffentlich in Erscheinung und wird vom Volk auch als Taliban oder als „Boko Haram“ („Westliche Erziehung ist Sünde“) bezeichnet. Der US-Kongress behauptete in einem Bericht im November 2011, Boko Haram  unterhalte Kontakte zur Al-Kaida bzw. ihr nahestehenden Gruppen, was die Vereinigung bestritt.

Zur Geschichte der Terrorgruppe

2002 gründete der als charismatisch angesehene muslimische Kleriker Mohammed Yusuf die Gruppe und errichtete islamische Schulen und Moscheen. Da die Eliten des Landes Bildung nicht als unbedingt notwendig erachteten und nur wenig Angebot zur Verfügung stellten, schickten die muslimischen Familien ihre Kinder in diese Schulen. Boko Haram nutzte diese Bildungseinrichtungen für die Rekrutierung von Dschihad-Kämpfern.

2009 verübte die Terrorgruppe ihre ersten Anschläge, zunächst auf Polizeistationen und andere staatliche Gebäude. Es kam in weiterer Folge zu Schießereien in Maidgurui, dem Hauptsitz der Bewegung. Zahlreiche Gruppenmitglieder starben oder flohen. Die nigerianischen Sicherheitskräfte nahmen Mohammed Yusuf im Hauptquartier der Boko Haram fest und richteten ihn hin. Bilder seines Leichnams wurden landesweit im Fernsehen ausgestrahlt. Die Sicherheitskräfte gaben bekannt, dass Boko Haram besiegt sei. Das war die Gruppe auch, doch sie reorganisierte sich und befreite 2010 hunderte Unterstützer aus dem Gefängnis in Bauchi. Seither terrorisiert sie die Bevölkerung und führt Angriffe in verschiedenen Gebieten im Norden des Staates aus, um Macht zu demonstrieren. Der Norden Nigerias ist muslimisch dominiert, der Süden christlich.

Rücktritt des Präsidenten gefordert

Vor kurzem forderte der neue Führer der Terrorgruppe, Abubakar Shekau, den Präsidenten Goodluck Jonathan in einem Video auf, sein Amt zurückzulegen und dem Islam beizutreten. Andernfalls würden die Gewaltakte weitergehen. Das Video wurde mittlerweile wegen des Aufrufs zum Hass von Youtube entfernt. Der Sonderberater des Präsidenten, Reuben Abati, sagte, der Präsident sei nicht bereit, sein Amt niederzulegen, da ihm dieses sowohl von den Christen als auch von den Muslimen gegeben worden sei.

Nicht nur eine Gefahr für Christen?

Die Forderung des Sektenführers kommt zu einem Zeitpunkt, in dem auch die Angriffe der islamistischen Kämpfer sich häufen. Am Abend des 6. August kam es zu Angriffen auf den Ort Otite, am darauffolgenden Tag auf eine Moschee in Okene, wo mehr als 20 Menschen ermordet wurden. Für den katholischen Erzbischof der Diözese Abuja, John Onaiyekan, hat Boko Haram mit Angriffen auf Kirchen und Moscheen "ihre wahre Natur" gezeigt und sei eine Gefahr für alle, der man sich entgegenstellen müsse. Boko Haram will zwar die Christen vertreiben, doch sind nach Angaben des Erzbischofs die muslimischen Opfer der Terrorgruppe mehr als die christlichen. Als Begründung nannte er, dass Boko Haram bisher überwiegend im muslimischen Nordosten Nigerias aktiv gewesen sei.

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