Die deutschen Bürger sind frustriert. Parteipolitik, Eurokrise, Zuwanderung, Kriminalität, Arbeitsplatzverlust, Ehekrise – die Liste der Ärgernisse ließe sich weiterführen. Folge davon ist das Phänomen des "Wutbürgers". Ein deutsches Unternehmerduo hat für die krisenbedingten Frustrationspotentiale nun Abhilfe geschaffen. Und verdient damit auch noch Geld. Jenseits von Psychotherapie und Gesellschaftswissenschaften bietet die Telefonhotline „Schimpf-los“ die Möglichkeit, Frust abzubauen. Dass man dafür zahlen muss, stört offensichtlich niemanden.
Erfinder sehen nutzstiftenden Dienst an der Gemeinschaft
Die Erfinder von „Schimpf-los“, die hessischen Werbefachleute Alexander Brandenburger und Ralf Schulte, sehen sich vor allem als Dienstleister an der Gemeinschaft. Sie wollen helfen eine „Gesamtwut“ abzubauen, wie sie gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel ausführten. Die Nutzer der Hotline würden Erleichterung empfinden. Damit würden individuelle Gesundheit und kollektives Miteinander gefördert. Die als „cholerische Müllabfuhr“ beschriebene Dienstleistung ist in den Augen ihrer Erfinder also im höchsten Maße nutz- und sinnstiftend.
Für 90 Euro in der Stunde dürfen Wutbürger wild drauf los schimpfen
Aber die Nutz- und Sinnstiftung erfolgt nicht bloß bei den Kunden, sondern auch bei den Anbietern. Die beiden geschäftstüchtigen Erfinder wollen mit „Schimpf-los“ auch richtig Geld verdienen. Für 1,49 Euro pro Minute kann man als "Wutbürger" wild drauflosschimpfen. In der Stunde kommen da pro Anrufer schon 90 Euro zusammen. Wenn man bedenkt, dass ein Psychoanalytiker im Jahr 2011 gerade einmal 81 Euro pro Stunde verrechnet hat, dann könnte daraus ein lukrativer Geschäftszweig werden. Vorteil für den Konsumenten: Er braucht sich nicht von Zuhause weg bewegen und kann das Service Tag und Nacht nutzen.
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