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Stellen Sie sich eine ganze Stadt in einem 500 Meter hohen und 200 Meter breiten Gebäude vor, die 170 Kilometer entlang der Küste verlaufen wird und sich in der Wüste und in den Bergen im Nordosten Saudi-Arabiens befinden wird.

29. November 2023 / 11:31 Uhr

THE LINE: Wie steht es um die futuristische Stadt Saudi Arabiens?

Diese denkwürdige Stadt ist gegenwärtig in Planung und wird sich über 170 Kilometer erstrecken und sich in drei unterschiedlichen Regionen befinden. Jede dieser einzelnen Landschaften verfügt über eine einzigartige Ökologie, die sich perfekt für verschiedensten Aufgaben und Vorstellungen der Planer eignen wird. Das ist die Grundidee hinter THE LINE, Saudi-Arabiens jüngstem und ehrgeizigsten Projekt, das auf einer Fläche von nur 34 Quadratkilometern am Bauende rund neun Millionen Menschen beherbergen wird.

„Stellen Sie sich eine ganze Stadt in einem 500 Meter hohen und 200 Meter breiten Gebäude vor, die 170 Kilometer entlang der Küste verlaufen wird und sich in der Wüste und in den Bergen im Nordosten Saudi-Arabiens befinden wird. Nun, genau das haben wir mit THE LINE vor, die wir gerade bauen, einer ultimativen Bandstadt“, verkündete Giles Pendleton, der Geschäftsführer von NEOM. Dieses visionäre Projekt, das die Landschaften des Roten Meeres im Nordwesten Saudi-Arabiens in eine Stadt verwandeln soll, die buchstäblich nicht von dieser Welt ist. Dieses Projekt ist Teil der großen Regierungsinitiative Saudi Vision 2030, einem von Saudi-Arabien ins Leben gerufenen Programm, dessen Ziel es ist, die wirtschaftliche Diversifizierung, den sportlichen Einfluss, das globale Engagement und die Lebensqualität Saudi-Arabiens zu verbessern.

Die Stadt besteht aus einer Abfolge miteinander verbundener Module, die eine Höhe von bis zu 500 Metern erreichen werden. Zur Veranschaulichung: Dies ist etwa 170 Meter höher als der Eiffelturm, 57 Meter höher als das Empire State Building und 48 Meter höher als die Petronas Towers in Kuala Lumpur. Diese einzelnen Module sind so konzipiert, dass sie bis zu 80.000 Menschen in unmittelbarer Nähe zu allem, was deren Herz begehrt, beherbergen können, einschließlich Arbeitsplätze, Freizeiteinrichtungen, Bildung und Gesundheitsversorgung, sodass keine Zeit mehr durch unnötige Fahrten beispielsweise zum Arbeitsplatz verschwendet wird. Ergänzt wird dies alles durch ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem, das die Benutzung von Autos oder Fahrräder überflüssig machen wird.

Durch den Verzicht auf nicht unbedingt notwendige Infrastruktur und das Wohnen in unmittelbarer Nähe zu allen lebensnotwendigen Einrichtungen wird die Stadt eine Null-Kohlenstoffbilanz ausweisen und gleichzeitig zu 100 % mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Auf der Webseite des Projekts heißt es: „THE LINE wird die Herausforderungen angehen, vor denen die Menschheit heute im städtischen Leben steht, und ein Licht auf alternative Lebensweisen werfen.“

Allerdings haben viele Mathematiker und Theoretiker bereits ihre Skepsis gegenüber der vorgeschlagenen linearen Struktur der Stadt gezeigt. Der Mathematiker Rafael Prieto-Curiel und der Physiker Dániel Kondor vom „Complexity Science Hub Vienna“ (CSH) stellten fest, dass die Stadt für die Wirksamkeit dieser angedachten Transportlösung etwa 86 Bahnhöfe benötigen würde, um sicherzustellen, dass jeder Einwohner eine Zughaltestelle direkt in fußläufiger Entfernung hat. Die Vielzahl an Haltestellen würde jedoch die Dauer jeder einzelnen Fahrt verlängern und es den Zügen erschweren, die in den Online-Marketingmaterialien angegebenen kurzen Zeiten einzuhalten. Ihren Berechnungen zufolge werden 47 % der Bevölkerung eine Pendelzeit von mehr als 60 Minuten in Kauf nehmen werden müssen, wobei lediglich 1,2 % der Personen in unmittelbarer Nähe zueinander wohnen werden.

Im Oktober 2022 sorgte das Projekt auch im Internet für gehöriges Aufsehen, als Drohnenaufnahmen bestätigten, dass mit dem Bau von THE LINE bereits begonnen wurde und erste sichtbare Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände im Gange waren. Im Oktober 2023 stellte NEOM sein neuestes Fortschrittsvideo vor, das einen Einblick in die rasante Entwicklung bei den vier Großprojekten bietet, die Teil der Vision Saudi-Arabien 2030 sind:

  • THE LINE
  • OXAGON: Eine schwimmende Stadt mit einer Hafenanlage, einem hochmodernen Logistikzentrum und hochmodernen Produktionsanlagen.
  • SINDALAH: Ein prestigeträchtiges Erholungsgebiert auf einer Insel, das ebenfalls die Kraft der ehrgeizigen Vision von NEOM demonstrieren und den luxuriösesten Kunden der Welt einen erstaunlichen Rückzugsort auf 840.000 m² bieten soll.
  • TROJENA: Ein einzigartiges ganzjähriges Reiseziel im gleichnamigen Trojena-Gebirge, das eine Reihe von Outdoor-Aktivitäten auch im Winter bieten wird, darunter ein Top-modernes Skigebiet, Mountainbiken, Wassersport und vieles mehr. Die gesamte TROJENA-Zone besteht aus sechs verschiedenen Einheiten – Explore, Discover, Gateway, Valley, Relax und Fun – und bietet den Besuchern aus aller Welt die Möglichkeit, Reiseziele nach Lust und Laune und persönlichen Vorlieben auszuwählen. Und was die Sache noch spannender macht: TROJENA hat sich erfolgreich die Ausrichtung für die Asien-Winterspiele 2029 beworben, was die Notwendigkeit, alle Planungen rechtzeitig abzuschließen, noch einmal verstärkt.

NEOM verspricht, eine freie und offene Stadt zu erschaffen, die nicht an die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen Saudi-Arabiens gebunden ist, was sie in den Augen sowohl lokaler als auch internationaler Gäste weltweit attraktiv machen wird. Ob dies bedeutet, dass Alkohol, Casinospiele und andere derzeit allgemein illegale Aktivitäten in Saudi-Arabien nun in der Stadt legal sein werden, ist gegenwärtig unbekannt. Darüber hinaus fehlt es in der Projektplanung immer noch an einer substanziellen Diskussion über entscheidende Aspekte wie Demografie, politischer Verwaltung, individuelle Rechte und die Akzeptanz verschiedener religiöser und geistiger Entscheidungsträger.

Da jedoch bereits mehr als 3.000 NEOM-Mitarbeiter aus 90 verschiedenen Ländern an der Verwirklichung beschäftigt sind und über 60.000 Bauarbeiter aktiv vor Ort tätig sind, scheint das Projekt schneller als gedacht voranzukommen. Mit einem riesigen Flughafen, der strategisch für globale Maßstäbe konzipiert wurde – 40 % aller weltweiten Reiseziele sind weniger als sechs Flugstunden entfernt – plant NEOM einen zentralen Verkehrsknotenpunkt, der für die internationale Konnektivität und den Reisetourismus zuständig sein wird. Sollte das Projekt tatsächlich bis 2030 abgeschlossen sein, hat es das Potenzial, das Konzept des städtischen Lebens und das Aussehen der Städte der Zukunft neu zu definieren.

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