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Für Covid-19, so gefährlich, dass Sebastian Kurz (ÖVP) einen Lockdown verhängen „musste“, reicht ein positives Testergebnis. Anders als bei HIV.

7. September 2020 / 07:43 Uhr

Corona-Zahlenspiele: Wie man die Infiziertenzahlen nach oben schrauben kann

Seit Beginn der Corona-Testungen kursieren Vorwürfe, wonach der PCR-Test zur Bestimmung einer Corona-Infektion unzuverlässig sei und oft falsche Ergebnisse liefere. Die Tests selbst sind sehr wohl recht genau, ihr Ergebnis wird aber durch die sogenannte Vortestwahrscheinlichkeit beeinflusst.

Wie zuverlässig ein Test ist, geben Hersteller mit Werten für die Spezifität und Sensitivität an. Die Sensitivität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Test Infizierte als infiziert erkennt, und Spezifität die Wahrscheinlichkeit, dass er Gesunde als gesund erkennt. Die „Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien“ hat im April dazu einen Versuch durchgeführt, der hohe „Erfolgsquoten“ erbrachte, nämlich im höchsten Fall 99 Prozent korrekte Ergebnisse.

Die Krux mit der Diskrepanz zwischen Gesunden und Infizierten

Angenommen man testet 100 Gesunde, dann ergeben (im besten Fall) die PCR-Tests 99 Prozent richtige Ergebnisse: 99 Personen werden korrekt negativ ausgewertet, aber eine Person fälschlicherweise als positiv. Testet man 100 Infizierte, wird die Auswertung 99 Personen korrektiv positiv bestimmen, eine Person wird falsch negativ ausgewiesen werden.

Es macht also einen großen Unterschied, welche Gruppe von Personen getestet wird, also ob zehn oder ein oder noch weniger Infizierte unter den getesteten Personen sind.

Höhere Testkapazitäten als Falle

Da es nun einmal viel, viel mehr Gesunde im Vergleich zu Infizierten gibt, nämlich im Verhältnis 2.500 zu eins (unter der durchaus unwahrscheinlichen Annahme, dass sich bei den 3.500 offiziell Infizierten keine falsch Positiven befinden!), kommen bei den Testungen daher vor allem falsch positiv bestimmte Ergebnisse zustande: Je mehr getestet werden, umso mehr auch „falsche Infizierte“.

Bei der aktuellen Infektionsrate wird sich bei 2.500 Tests im Durchschnitt ein richtig positives Ergebnis finden, aber 25 falsch positive.

Tragweite der falschen Testergebnisse

Vor diesem Problem warnte schon Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Juni in der ARD:

Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht durch zu umfangreiches Testen […] zu viel falsch Positive haben. Weil die Tests ja nicht 100 Prozent genau sind, sondern auch eine kleine, aber eben auch eine Fehlerquote haben.

Was das bedeutet, erklärte Spahn auch:

Wenn insgesamt das Infektionsgeschehen immer weiter runter geht und Sie gleichzeitig das Testen auf Millionen ausweiten, dann haben Sie auf einmal viel mehr falsch Positive als tatsächlich Positive.

Übliche Praxis außer Kraft gesetzt

Besteht übrigens der Verdacht, dass eine Person an HIV erkrankt ist, muss nach einem ersten positiven Test ein zweites Testverfahren das positive Erstergebnis bestätigen, um falsch positive Ergebnisse auszuschließen. Ein Verfahren, das bei einer so schweren Krankheit vernünftig erscheint.

Doch bei Covid-19, das laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) so gefährlich sein soll, dass das öffentliche Leben, Wirtschaft, Kultur und Freiheit heruntergefahren werden mussten, findet dieser Grundsatz keine Anwendung.

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