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Weil die Sterblichkeit des Coronavirus viel niedriger liegt als befürchtet, plädiert der Bonner Virologe Hendrick Streeck für eine Rückkehr zur Normalität. 

6. Oktober 2020 / 14:11 Uhr

“Müssen mit dem Überdramatisieren aufhören”: Virologe Streeck fordert Ende der Verbotspolitik

Der Direktor des Instituts für Virologie der Bonner Universitätsklinik, Hendrik Streeck, sieht in der deutschen Corona-Politik “zu viel Angst”. Da das Risiko, das von Covid-19 ausgehe, gut kalkulierbar sei, wäre eine “übertriebene Verbotspolitik” nicht mehr notwendig, wie der 43-jährige Universitäts-Professor in einer Kolumne von web.de sagte. 

Völlig normale Sterblichkeit trotz Coronavirus 

Besonders die völlig normale Sterblichkeit, die es bis heute in Deutschland gibt, ist ein Hinweis darauf, dass drakonische Maßnahmen wie ein möglicher “Lockdown” völlig überzogen sind – so verweist Streeck auf die deutlich höheren Sterblichkeitsraten in den Jahren 2018 und 2019, die den sommerlichen Hitzewellen zugerechnet werden. 

Wir haben es mit einem ernstzunehmenden Virus zu tun, aber wir dürfen dieses Virus nicht mehr überdramatisieren.

“Dieses Virus ist tödlich für nur wenige” 

Dieses “ernstzunehmende Virus” hätte eine Sterblichkeitsrate von gerade einmal 0,37 Prozent – damit sei es zwar gefährlicher als eine saisonale Influenza – aber: “Corona wird nicht unser Untergang sein”. Das Virus sei “tödlich für nur wenige”, ebenso wie “viele anderen Viren auch”. Auch dass eine Übertragung über Gegenstände so gut wie ausgeschlossen ist, ist für Streeck ein gutes Zeichen: Besonders wichtig ist das für den Einzelhandel, bei dem es – auch ohne Maskenpflicht – kaum Ansteckungsmöglichkeiten gibt. Hinzu komme, dass die meisten Infektionen ohnehin komplett symptomlos verlaufen werden, nur etwa fünf Prozent der Infizierten benötigen eine klinische Versorgung, noch viel weniger müssen intensivmedizinisch betreut werden. 

Politik muss Lösungen finden, statt Panik zu verbreiten 

Die weit verbreitete Angst vor dem Virus sei deshalb häufig völlig irrational und selbst kleinste Risiken, die mit dem SARS-Virus in Verbindung stehen, würden zu “großen Themen in Politik und Medien” gemacht werden. Streeck fordert deshalb ein Ende des “Krisen- und Panikmodus”: Statt permanent Ängste vor einer meist harmlosen Erkrankung zu schüren, sollte man das Virus wie andere Gefahren des täglichen Lebens behandeln. 

Wir brauchen einen Wechsel im Krisenmanagement. Wir dürfen die Krise nicht verwalten, sondern müssen Lösungen finden. Sorgsam pragmatische Lösungen.

Virus wird noch Jahrzehnte bleiben 

Zudem dürfe man bei der Bewertung der Situation nicht alleine auf die Infektionszahlen schauen, sondern müsse auch die Anzahl der echten Covid-19-Erkrankungen beachten, ebenso wie die Auslastung in den Krankenhäusern und insbesondere in den dortigen Intensivstationen. Mit dem Virus müsse man auch deshalb “intelligent” umgehen, weil es noch lange Teil des Lebens sein wird – “auch in Jahrzehnten noch”. 

Wir sind in einer Dauerwelle. Wir müssen uns damit abfinden, das Virus wird normaler Teil unseres Lebens werden.

Sorge vor schnell entwickelten Impfstoffen 

Außerdem müssen bei der Betrachtung der Infektionszahlen andere Maßstäbe verwendet werden: Da sich das Infektionsgeschehen in den kommenden Monaten “massiv beleben” würde, seien 2.000 tägliche Neuinfektionen keine besonders dramatische Zahl – der Wissenschaftler geht davon aus, dass man mindestens das Zehnfache davon erwarten muss. In eilig entwickelten Impfstoffen solle man jedoch nicht zu viel Hoffnungen setzen, weil diese möglicherweise unwirksam sind oder unerwartete Nebenrisiken haben können: “Gerade in der letzten Phase (der Entwicklung, Anm.) gibt es Überraschungen, mit denen man häufig nicht rechnet”.  

Ohnehin erwartet er, dass sich der Verlauf der Pandemie auch ohne den massiven und großflächigen Einsatz von Impfstoffen abflachen wird . Dabei verweist er auf die Herdenimmunität, die sich schon in vielen Ballungsgebieten in den USA gebildet hat.  

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