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Heroisch: Sabine Schatz, SPÖ-Nationalratsabgeordnete, kämpft gegen längst verstorbene Soldaten.

9. Oktober 2020 / 19:23 Uhr

„Niedrig und schäbig“: SPÖ-Parteisoldatin zieht mutig gegen Gefallene in den Kampf

Waizenkirchen ist eine beschauliche Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Grieskirchen im Hausruckviertel – bis jetzt. Denn ihre Ortschaft Stillfüssing hat es wegen der SPÖ nun ins Parlament geschafft.

Tote der letzten Kriegstage

Was ist geschehen? Im April und Mai 1945 kam es in Oberösterreich zu den letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs. Viele tausend Soldaten ließen ihr Leben im Kampf gegen die amerikanische Übermacht. 13 von ihnen wurden im Ort ihres gewaltsamen Todes, in Stillfüssing, in ein Soldatengrab gebettet.

Nachgeborene Parteisoldatin als Richterin über die Geschichte

75 Jahre später will die wackere rote Politikerin Sabine Schatz, deren Lebensleistung darin besteht, bei der Sozialistischen Jugend Österreichs, den roten Kinderfreunden und schließlich bei der SPÖ-Oberösterreich tätig gewesen zu sein, ehe sie ins Parlament nach Wien wechselte, diese Dame will nun einen Sieg über die toten Soldaten erringen und ihre Grabstelle zumindest verändern, wenn nicht auflassen. Diese Soldaten hatten nämlich den zusätzlichen Frevel begangen, in Waffen-SS-Uniformen für ihre Heimat zu kämpfen.

Auflassen ist allerdings nicht möglich, weil es sich um ein Soldatengrab im Sinne des Kriegsgräberfürsorgegesetzes von 1948 handelt. Die Erlebnisgeneration hat damals in kluger Voraussicht bestimmt, dass Gräber gefallener Soldaten nicht nur zu pflegen sind, sie dürfen auch unter keinen Umständen entfernt oder aufgelassen werden.

Gemeinde weiß nichts von „rechtsextremen Kundgebungen“

Also suchte die streitbare Schatz einen anderen Weg, um den Endsieg zu erreichen: In einer parlamentarischen Anfrage an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wollte sie wissen, was er gegen das Grab unternehmen werde, weil dort doch „Gedenken an die Waffen-SS“, also „Veranstaltungen und Kundgebungen mit rechtsextremen Hintergrund“ stattfänden – dem die Gemeinde aber widerspricht.

Nehammers Antwort fiel kurz und knapp aus: Er verwies in seiner Anfragebeantwortung auf das Kriegsgräberfürsorgegesetz. Und Aus.

Nehammer kann großen Parteifreunden nicht das Wasser reichen

Seine früheren Parteifreunde hatten da „mehr Schneid“: Konrad Adenauer, schwarzer Bundeskanzler im Nachkriegswestdeutschland, schrieb 1955 in einem Brief an einen FDP-Parlamentsabgeordneten:

Machen Sie einmal den Leuten deutlich, dass die Waffen-SS keine Juden erschossen hat, sondern als hervorragende Soldaten von den Sowjets gefürchtet war.

Wie billig und feige die Antwort von Nehammer also ist, zeigt auch ein Zitat seines Parteikollegen Alfons Gorbach aus einer Nationalratssitzung im Jahr 1954:

Der Dienst gegenüber einer höheren Gemeinschaft und die Erfüllung der beschworenen Pflicht bis zur bewussten Hingabe des Lebens sind und bleiben, ob im Frieden oder im Krieg, der überzeugendste Ausdruck höchster sittlicher Kraft und müssen für uns unantastbar sein.

Nur eine niedrige und schäbige Gesinnung kann einer so unerhörten seelischen Barbarei fähig sein, den Millionen der Toten des letzten Weltkrieges und ihren Angehörigen über die Opfer hinaus auch noch den Sinn der Opfer rauben zu wollen und sie als sinn- und zwecklos, ja als schändlich und strafwürdig hinzustellen. Der Streit des Tages und das Gezänk der Meinungen müsste doch wenigstens vor den Gräbern der Toten ein Ende finden. Hier kommt uns nur eines zu: stumm die Hände zu falten und in Ehrfurcht unser Haupt zu beugen.

Gorbach wurde wenige Jahre später Bundeskanzler in Österreich.

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