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Das Kleinformat Kronen Zeitung verbreitet bewusst, oder aus mangelnder journalistischer Qualität Falschmeldungen. Wann rügt das der Presserat endlich?

27. November 2020 / 01:16 Uhr

Diffamierungs-Kampagne der “Kronen Zeitung”: Ein Fall für den Presserat

Am 19. November titelte die Kronen Zeitung aufgeregt „Corona-Treffen bei Burschenschafter“. Nicht nur suggeriert, sondern behauptet wurde, dass es zu „Amtshandlungen gegen rechtsnationale Burschenschafter“ gekommen sei. Das ist eine Falschmeldung, neudeutsch „Fake News“ – und damit ein Fall für den Presserat.

Anpatzen der Opposition

Dieser private Verein führt zwar im Namen seinen Zweck, nämlich die „Selbstkontrolle der österreichischen Presse“, wurde aber in diesem Fall bis jetzt nicht tätig. Und das, obwohl offensichtlich einer dem Establishment unangenehmen Gesellschaftsgruppe Rechtsbruch unterstellt wurde.

Mehr noch, es sollte die gesamte FPÖ angepatzt werden, indem sogar mit Bild berichtet wurde, dass der beliebte Ex-Innenminister Herbert Kickl bei einer “rechtsnationalen Burschenschaft” einen Vortrag gehalten hat.

Audiatur et altera pars

Die ganze Begebenheit an diesem 19. November in Wien-Josefstadt wird von der Kronen Zeitung verzerrt dargestellt, von der Notwendigkeit einer Straßensperre (gegen Corona-Sünder?!) und von „Auflösung des Treffens“ ist die Rede.

Die Kronen Zeitung machte sich dabei auch gar nicht die Mühe, beim Veranstalter der vermeintlichen “Corona-Party” nachzufragen. Denn dann hätte sie erfahren, was wirklich geschehen ist. Und was der abgebildete FPÖ-Klubobmann Kickl, der dort Anfang März, also noch vor den ersten Covid-Einschränkungen, einen Vortrag gehalten hatte, damit zu tun hat, ist völlig unnachvollziehbar.

Blockwarte unterwegs

Der Wiener Akademikerbund, eine ehemalige Vorfeldorganisation der ÖVP, hatte zu einem Diskussionsabend zum Thema „Corona-Krise und Corona-Maßnahmenregime – wie sichern wir Freiheit und Gesundheit gleichermaßen?“ eingeladen. „Rund 50 Personen nahmen an diesem Meinungsbildungsprozess teil“, wie der Obmann des Vereins, Christian Zeitz, in einer Aussendung bekanntgab:

Einige der Teilnehmer wurden bei ihrem Eintreffen von Anwohnern am Betreten des Hauses gehindert – das Infektionsrisiko im Stiegenhaus sei zu hoch. In bester Blockwartmanier verständigte ein Nachbar die Polizei.

Keine Auflösung der Veranstaltung

Die Polizei traf ein, nachdem die Gäste bereits in den Sitzungssaal gegangen waren. Drei Polizisten folgten und erkundigten sich, ob eine Veranstaltung im Gange oder geplant sei. Zeitz bejahte und „wies darauf hin, dass dies nach § 12 der derzeit geltenden Corona-Notmaßnahmenverordnung vom 15. November völlig rechtens“ sei. Zeitz weiter:

Die Polizeibeamten nahmen meine Einwände entgegen, besichtigten den Saal mit den versammelten Teilnehmern, machten einige Fotos, nahmen meine Personalien auf und stellten Anzeigen gegen mich in Aussicht. Danach verabschiedeten sie sich mit der Ankündigung, auf den Stützpunkt zu fahren, um einen Bescheid des diensthabenden Polizeijuristen einzuholen, mit dem sie dann die Veranstaltung auflösen würden.

Eine Rückkehr der Polizei erfolgte nicht, die Veranstaltung lief planmäßig ab, und es gab keine Auflösung.

Großaufgebot der Polizei wieder abgezogen

Laut zu spät gekommener Gäste soll es vor dem Haus des Akademikerbundes zu einem Großaufgebot der Polizei gekommen sein. „Rund 60 Polizisten in circa zehn Bussen, bewaffnet mit Sturmgewehren und ausgestattet mit Sturm-Mützen“, sollen um das Haus in der Schlösselgasse in Wien-Josefstadt Aufstellung bezogen haben. „Auf die Frage einer Passantin, ob hier ein “IS-Nest” (“Islamischer Staat”) ausgehoben werden solle, antworteten sie, dass der Wiener Akademikerbund hier eine Veranstaltung machen würde und sie auf einen Einsatzbefehl warteten. Dieser traf jedoch offensichtlich nicht ein, sodass die Polizei schließlich wieder abzog.“ So weit, so unspektakulär für den Wiener Akademikerbund.

Nicht aber für die Kronen Zeitung.

Rachegelüste der Kronen Zeitung?

Die Kronen Zeitung machte aus dem folgenlosen Polizeieinsatz eine diffamierende Kampagne, einerseits gegen Burschenschaften, die Avantgarde der rechten politischen Vereinigungen, anderseits gegen die FPÖ.

Offensichtlich trägt sie ihr nach, dass die Freiheitlichen schonungslos offenlegen, wie sehr die Kronen Zeitung von der Regierung für eine kritiklose Hofberichterstattung seit Beginn der Corona-Krise gekauft worden ist.

Dem Presserat auf die Sprünge helfen

Aber auch den Presserat kümmert diese Diffamierungskampagne nicht. Dass die Kronen Zeitungs-Journalisten den Akademikerbund, immerhin einst eine Speerspitze innerhalb der ÖVP, mit einer “rechtsnationalen Burschenschaft” unabsichtlich  „verwechseln“, weist entweder auf mangelnde Arbeitsqualität, oder bewusste Verdrehung hin – beides ein Fall für den Presserat! Auch, dass bis heute keine Richtigstellung in der Kronen Zeitung erfolgte, während andere Medien die (offensichtlich ungeprüft abgeschriebene) Meldung richtigstellten.

Und weil sich der selbsternannte “Verein zur Wahrung der journalistischen Qualität” bis heute nicht bewegt hat, hat der freiheitliche Landtagsabgeordnete Udo Guggenbichler ihm den Fall in einem Schreiben, das unzensuriert vorliegt, zur Kenntnis gebracht. Wir sind gespannt, wann der Presserat die Kronen Zeitung für ihre miese Kampagne rügt und werden den Fall weiter beobachten.

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